25.06.2018 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Boston Consulting Group.
Die Arbeitnehmer in Deutschland erleben künstliche Intelligenz (KI) sehr unterschiedlich. Diejenigen, die an ihrem Arbeitsplatz bereits mit KI in Berührung kommen, sehen die Effizienz steigen und insgesamt bessere Arbeitsergebnisse. Außerdem macht der Einsatz von KI nach Wahrnehmung von jeweils zwei von drei Befragten die eigene Tätigkeit attraktiver und steigert das Wohlbefinden bei der Arbeit, weil beispielsweise Routinetätigkeiten entfallen. Gleichzeitig rechnen zwei Drittel der befragten deutschen Arbeitnehmer damit, dass die Entwicklung von KI zu Jobverlusten führen wird. Das geht aus der aktuellen internationalen Studie „AI - Have No Fear“ von BCG GAMMA, Tochterfirma der Boston Consulting Group (BCG), hervor, deren Ergebnisse heute in Paris vorgestellt wurden. Das Meinungsforschungsinstitut Ipsos hat für die Studie insgesamt 7000 Arbeitnehmer in vier europäischen Ländern sowie in Kanada, den USA und China zu ihren Erfahrungen und Einstellungen in Sachen KI befragt.
„Bislang werden die Chancen unterschätzt, durch KI zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen und die Arbeitskräfte im internationalen Wettbewerb weiter zu qualifizieren“, betont Jörg Erlebach, Senior Partner bei BCG und Deutschlandchef BCG GAMMA. „Das Glas ist jedoch halbvoll und nicht halbleer. Deutschland hat gute Voraussetzungen, von der Kombination neuer Technologien mit der hohen Qualifikation seiner Ingenieure und Industriespezialisten zu profitieren.“
Über alle Länder hinweg sind diejenigen, die KI bereits an ihrem Arbeitsplatz im Einsatz erleben, im Hinblick auf die damit verbundenen Potenziale für die Zukunft besonders optimistisch. So gehen 84 Prozent dieser Gruppe davon aus, dass KI innerhalb der kommenden fünf Jahre das Wachstum des eigenen Unternehmens positiv beeinflussen wird. Bei den Beschäftigten, die KI derzeit nicht nutzen, sind es mit 68 Prozent deutlich weniger. Während 65 Prozent der Nutzer es für realistisch halten, dass der Einsatz von KI ihr eigenes Gehalt innerhalb der nächsten fünf Jahre positiv beeinflusst, erwartet die Mehrheit der Nicht-Nutzer hier negative Auswirkungen.
„Es kommt insbesondere darauf an, Berührungsängste abzubauen. Jedes Unternehmen kann heute durch den sinnvollen Einsatz von KI die eigenen Prozesse und die Qualität seiner Produkte und Leistungen verbessern“, betont Erlebach „Damit steigert es nicht nur die eigene Wettbewerbsfähigkeit sondern verbessert zugleich die Perspektiven der eigenen Beschäftigten.“
Bei allen weltweit Befragten ebenso wie bei den Teilnehmern aus Deutschland ist Neugierde die vorrangige positive Einstellung zu KI. Negative Gefühle wie Sorge, Angst oder Ablehnung werden demgegenüber deutlich seltener geäußert. Auch in anderen Ländern haben die Menschen ähnliche Einstellungen im Hinblick auf die wahrgenommenen positiven Effekte von KI auf das eigene Arbeitsumfeld. Einzig KI-Nutzer aus China sind deutlich enthusiastischer: Von ihnen geben im Schnitt rund 90 Prozent an, positive Auswirkungen zu erleben.
China ist zugleich Vorreiter beim Einsatz der Technologie: 31 Prozent der Beschäftigten nutzen bereits heute entsprechende Anwendungen und weitere 47 Prozent gehen davon aus, dass dies innerhalb von zwei Jahren der Fall sein wird. Zum Vergleich: In Deutschland geben lediglich 15 Prozent der Befragten an, KI bereits zu nutzen. Bei weiteren 30 Prozent wird der Einsatz vorbereitet oder ist für die kommenden zwei Jahre geplant. Damit steht Deutschland hier am Ende der Rangliste. Während der Abstand zu den übrigen untersuchten europäischen Ländern Frankreich, Spanien und UK gering ist, klafft zu den USA und Kanada eine größere Lücke.
„Unternehmen aus schnell wachsenden Volkswirtschaften wie China gehen die Einführung von KI konsequenter und mit weniger Vorbehalt an. Das spiegelt sich auch in der Einstellung der Beschäftigten wider“, kommentiert Erlebach.
„Wir in Deutschland sollten das Thema KI ebenfalls offener angehen. Bei der Nutzung personenbezogener Daten liegen deutsche Unternehmen hinter der internationalen Konkurrenz zurück. Aber bei der Anwendung maschinenbasierter Daten haben sie einen Entwicklungsvorsprung und können eine führende Rolle einnehmen“, ist Erlebach überzeugt. „Voraussetzung ist, dass sie endlich damit anfangen, den heute schon in ihren Maschinen vorhandenen Datenschatz konsequent zu nutzen. Die Befragung zeigt, dass bei den Beschäftigten Potenzial und Bereitschaft dafür vorhanden ist.“
Die Studie „AI - Have No Fear“ basiert auf einer Befragung von BCG GAMMA und Ipsos unter 7000 Beschäftigten in Europa, Nordamerika und China. Eine Übersicht zu den Untersuchungsergebnissen finden Sie hier.
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