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Einen Zahn zulegen

12.10.2017  — Moira Frank.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Wenn es schneller gehen muss, heißt es gern: "Leg mal einen Zahn zu!" Aber woher kommt diese Redewendung?

Wer mit allen Zähnen kaut, ist schneller fertig – auch eine gute Möglichkeit, die alte Redewendung "einen Zahn zulegen" zu deuten. Allerdings kommt die nicht erst vom Essen, sondern schon vorher, so jedenfalls die populärste Theorie, vom Kochen.

Wer schon einmal selbst überm offenen Feuer gekocht hat oder Fan von Serien wie Game of Thrones ist, weiß: Früher wurden viele Speisen, besonders der allseits beliebte, die ganze Sippe sättigende Eintopf, in einem Kessel überm offenen Feuer zubereitet. Je tiefer der Kessel hängt, desto schneller kocht die Suppe – soll sie nur noch warm gehalten werden, hängt man sie einfach höher.

Dazu wird heute oft behelfsmäßig ein S-Haken an einer Kette benutzt. Das historische Gerät dafür, der sogenannte Kesselhaken, auch Hahl genannt, ist viel größer: Es sieht aus wie ein langes, gusseisernes Sägeblatt mit vielen Zähnen, das oben an den Rauchfang gehängt wird und unten einen Haken für den Kessel hat. Das "Sägeblatt" ist in einen Rahmen eingehängt und kann durch einen Hebel verstellt werden. In einer Position festgestellt wird es, indem der Hebel unter einen Zahn geklemmt wird.

Wer nun also einen Zahn zulegt, weil das Abendessen doch schneller fertig werden muss oder etwas angebraten werden will, verstellt den Kesselhaken und befördert den Topf näher ans offene Feuer. Geschlossene Herde lösten ihn dann irgendwann ab, aber die Redewendung hielt sich auch weiterhin.

Kesselhaken erfreuten sich noch bis ins 20. Jahrhundert besonders im ländlichen Bereich großer Beliebtheit. Wer es sich leisten konnte, hatte teure, aufwendig verzierte Kesselhaken, zum Beispiel mit Ornamenten auf den Zähnen und Hebeln, die wie Tierfiguren gestaltet waren – und oft gleich mehrere. Gern wurde der Kesselhaken auch der Braut geschenkt, um ihr symbolisch die Herrschaft über das Haus zu überreichen. Der Kesselhaken ziert stilisiert sogar zahlreiche Wappen, zum Beispiel das der niedersächsischen Gemeinde Marxen.

Zu fast jeder Redewendung gibt es mehrere Entstehungserklärungen – bei dieser wird ebenfalls häufig angenommen, dass sie auf das mechanische Getriebe von kleinen Flugzeugen zurückgehen, bei denen der Gashebel ebenfalls "Zähne zulegte". So oder so: Mit dem menschlichen Gebiss hat "einen Zahn zulegen" wohl wenig zu tun.

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