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Wie die Covid-19-Pandemie die Mediennutzung verändert

05.08.2020  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Deloitte GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Langsam fühlt sich die Welt wieder ein bisschen normaler an. In den vergangenen Tagen und Wochen sind die Maßnahmen zur Eindämmung der globalen Covid-19-Pandemie deutlich gelockert worden. Wie wirkt sich der Umstand, dass wir den Abend mittlerweile auch wieder im Restaurant oder Kino verbringen, auf unseren Medienkonsum aus?

Im Rahmen des Media Consumer Survey hat Deloitte 2020 bereits die dritte repräsentative Umfrage zur Mediennutzung durchgeführt – vor Beginn der Einschränkungen im Februar, währenddessen und nun erneut in den letzten beiden Juniwochen, als weitgehende Lockerungen bereits in Kraft waren – auf dem Weg in ein „New Normal“.

„Das Thema Covid-19 wird uns natürlich noch eine ganze Weile begleiten, aber nach den drastischen Maßnahmen im März und April ist in den vergangenen Wochen wieder ein gewisses Maß an Normalität zurückgekehrt“, erklärt Klaus Böhm, Leiter des Bereichs Media & Entertainment bei Deloitte. „Altersübergreifend 52 Prozent der Befragten hatten angegeben, während der Einschränkungen mehr Medien konsumiert zu haben als vorher. Wie erwartet ist der Medienkonsum im Vergleich nun wieder deutlich zurückgegangen. Dennoch kann knapp ein Drittel der Zuwächse durchaus als langfristiger Effekt verbucht werden. Allerdings profitieren nicht alle Medien langfristig.“

Zuwächse bei Mediatheken und Videostreaming erweisen sich als nachhaltig

Das bemerkenswert starke Comeback des linearen Fernsehens während der Einschränkungen hat sich nicht als nachhaltig erwiesen. Nachdem der Anteil der Verbraucher, die täglich fernsehen, im März um 11 Prozent im Vergleich zum Februar gestiegen war und man sogar die schon verloren geglaubte junge Zielgruppe wieder zu festen Sendezeiten vor die Bildschirme locken konnte, ist der lineare TV-Konsum nun wieder fast annähernd deckungsgleich mit der Zeit vor dem Lockdown. Weitgehend unberührt von den Geschehnissen um die Covid-19-Pandemie ist das lineare Pay-TV geblieben. Weder der Wegfall von Live-Sportübertragungen noch der Neustart der Bundesliga haben sich in der täglichen Nutzung bemerkbar gemacht.

Im Gegensatz zum linearen TV kann das Video-Streaming nachhaltig Zuwächse verzeichnen. Die tägliche Nutzung von Video-on-Demand-Abonnements lag auch Ende Juni noch deutlich über dem Niveau von vor der Krise. Besonders in der Altersgruppe über 35 Jahre ist der Konsum nach dem Peak während der Einschränkungen im März kaum zurückgegangen. Die Mediatheken, die in der Krise enorme Zuwächse hatten, verzeichnen auch nach den Lockerungen noch 20 Prozent mehr tägliche Nutzer als vor den Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Covid-19.

Das Radio strauchelt, Podcasts profitieren

Im Audio-Bereich zeigen sich große Unterschiede zwischen den einzelnen Formaten: Im Februar hörten 57 Prozent der Befragten täglich Radio, während der Einschränkungen gab es nur geringe Zuwächse und Ende Juni schalteten nur noch 54 Prozent jeden Tag das Radio ein. Das Musik-Streaming hat dagegen während den Einschränkungen kaum profitiert, seit den Lockerungen ist die tägliche Nutzerbasis aber um 25 Prozent gestiegen. Hintergrund ist hier vermutlich, dass viele Menschen Musikstreaming gern unterwegs, auf dem Weg zur Arbeit oder in Bus und Bahn nutzen.

„Besonders spannend ist die Entwicklung, die Podcasts während der Krise gemacht haben“, verdeutlicht Klaus Böhm. „Im ‚New Normal‘ hören 23 Prozent der Befragten mehr Podcasts als vor den Einschränkungen – das ist die Hälfte der Nutzerbasis. Podcasts ermöglichen einen Zugang zu oftmals sehr spezifischen Informationen und Meinungen. Die Pandemie hat unter anderem dazu geführt, dass beispielsweise medizinisches Expertenwissen plötzlich sehr viele Menschen interessiert hat. Podcasts haben sich dafür als ein geeignetes Format etabliert.“

Mehr Nutzer sind bereit, für gute Online-News zu bezahlen

Neben tiefgehendem Spezialwissen waren auch aktuelle Nachrichten während der Einschränkungen besonders gefragt. Das zeigt sich nicht zuletzt in der gestiegenen Zahlungsbereitschaft. Die regelmäßige Nutzung von Nachrichten hinter der Bezahlschranke stieg im März um 25 Prozent und ist seither nicht zurückgegangen. Das gilt jedoch nur für Premium-Zugänge zu News-Webseiten, digitale Zeitungsausgaben sind nach einem kurzen Popularitätspeak während der Einschränkungen wieder auf Vorkrisenniveau zurückgefallen.

Der Anteil der täglichen Leser von kostenlosen Online-Nachrichten war im März um rund 35 Prozent gestiegen und etwa ein Drittel dieser Zuwächse ist bisher erhalten geblieben. Wirtschaftlich haben die werbefinanzierten Online-Nachrichtenportale allerdings eher nicht von den gestiegenen Nutzerzahlen profitiert, da aufgrund der schwierigen konjunkturellen Situation vielfach Werbeeinnahmen weggefallen sind.

Gaming ist beliebter Zeitvertreib – nicht nur bei Teenagern

Neben Informationen war zusätzliche Zeit ein wichtiger Grund für die intensive Mediennutzung während der Einschränkungen. Entsprechend deutlich ist die Nutzung von Games für PC, Smartphone, Tablet oder Konsole gestiegen. Im März verbrachten beispielsweise besonders viele sonst überwiegend berufstätige Gamer zwischen 25 und 45 Jahren Zeit mit der Spielkonsole. Wie auch in den anderen Gaming-Bereichen sind diese Zuwächse mit Inkrafttreten der Lockerungen wieder etwas zurückgegangen, liegen aber noch immer deutlich über dem Niveau von vor den Einschränkungen.

„Die Pandemie hat in der Medienbranche als eine Art digitaler Brandbeschleuniger gewirkt“, fasst Klaus Böhm zusammen. „Die Studienergebnisse zeigen, dass fast ausschließlich digitale Inhalte eine nachhaltig gestiegene Nachfrage verzeichnen konnten. Insgesamt nutzten 41 Prozent der Befragten während der Einschränkungen stärker als zuvor neue Informationsangebote wie Podcasts und Social Media. Allerdings gaben auch knapp drei Viertel der Befragten an, sich von den klassischen Medien gut informiert zu fühlen. Nutzer wollen Qualität und sind mittlerweile auch eher dazu bereit, dafür zu zahlen. Die Entwicklung geht weiter in Richtung der digitalen Angebote. Die Qualität darf dabei aber nicht auf der Strecke bleiben.“

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