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Warum die Automatisierung den deutschen Arbeitsmarkt besonders hart treffen könnte

12.02.2018  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: PricewaterhouseCoopers AG.

Bis Mitte der 2030er sind in Deutschland 37 Prozent aller heutigen Jobs potenziell gefährdet. In den insgesamt 29 untersuchten Ländern droht die Automatisierung dagegen „nur“ bis zu 30 Prozent der Arbeitsplätze überflüssig zu machen. Der Grund: Hierzulande gibt es relativ viele Industriejobs, die vergleichsweise leicht ersetzt werden könnten.

Die Automatisierung der Arbeitswelt bedroht in Deutschland deutlich mehr Jobs als in anderen entwickelten Ländern. Zu diesem Schluss kommt die Studie „Will robots really steal our jobs?“, für die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC die Zukunft der Arbeitsmärkte in 29 Volkswirtschaften untersucht hat. Der Analyse zufolge sind hierzulande bis 2035 rund 37 Prozent aller heutigen Arbeitsplätze potenziell gefährdet – während es über alle betrachteten Länder hinweg „nur“ 30 Prozent seien. „Das liegt daran, dass es in Deutschland viele Industriearbeitsplätze gibt, die durch die Automatisierung vergleichsweise leicht zu ersetzen sein werden“, sagt Petra Raspels, Arbeitsdirektorin bei PwC in Deutschland.

Trotz dieser Prognose glaubt Raspels nicht, dass die Digitalisierung – wie zuletzt immer wieder in öffentlichen Diskussionen gemutmaßt – zu Massenarbeitslosigkeit führen wird:

„Studien von PwC haben ergeben, dass sich durch die Digitalisierung der erwartete demografisch bedingte Engpass von 4,2 Millionen Arbeitskräften in Deutschland bis 2030 um die Hälfte verringern wird.“

– Petra Raspels, Arbeitsdirektorin bei PwC in Deutschland

Im Zuge der Digitalisierung verschwinden nicht nur alte Jobs, es entstehen auch neue. „Außerdem wird die Automatisierung zu höherer Produktivität und damit zu mehr Wachstum führen. Dadurch werden zusätzliche Jobs geschaffen“, so Raspels.

Die drei Wellen der Automatisierung

Dennoch lesen sich die Szenarien in der PwC-Studie auf den ersten Blick alarmierend. Die Autoren unterscheiden zwischen drei Wellen der Automatisierung, deren Effekte sich in den nächsten Jahren immer weiter verstärken. Dabei ist die erste Welle bereits über den Arbeitsmarkt hereingebrochen. Es geht um „Algorithmen“, die zum Beispiel in der Finanzbranche dafür sorgen, dass die Bonität nicht mehr von Menschen, sondern von Maschinen ermittelt wird. Über alle Branchen hinweg dürfte die „Algorithmus-Welle“ binnen weniger Jahre in den 29 untersuchten Ländern rund drei Prozent aller Jobs gefährden.

Die zweite Welle fassen die Autoren unter dem Fachbegriff „Augmentation“ zusammen. Damit ist gemeint, dass Roboter bei fast allen Arbeitsabläufen, die sich häufig wiederholen, eine immer wichtigere Rolle spielen. Das kann für Verwaltungsaufgaben genauso gelten wie für Tätigkeiten in der Industrie oder im Servicebereich. Laut der Studie könnte bis Ende des kommenden Jahrzehnts diese zweite Welle in Kombination mit der ersten bis zu 19 Prozent aller heutigen Arbeitsplätze ersetzbar machen.

Bis Mitte der 2030er folgt schließlich die „Autonomie“ genannte dritte Phase. Das bedeutet: Roboter und andere Maschinen unterstützen den Menschen nicht mehr nur bei dessen Tätigkeiten, sondern nehmen ihm viele Aufgaben komplett ab. Dazu könnte zum Beispiel auch das Fahren eines Taxis oder Lkw gehören. Am Ende dieser dritten Welle sind – zumindest aus technologischer Sicht – kumuliert bereits drei von zehn der heutigen Jobs potenziell gefährdet.

Die Finnen können beruhigt in die Zukunft sehen, die Slowaken weniger

Dabei weichen die Folgen von Land zu Land stark voneinander ab, zeigt die PwC-Studie. Vergleichsweise sicher sind die Arbeitsplätze in Ländern, die bei der Digitalisierung ihrer Wirtschaft weit vorangekommen und deren Arbeitskräfte überdurchschnittlich gut ausgebildet sind. Hierzu zählen beispielsweise Schweden, Singapur, Finnland oder Südkorea (für die letzten beiden prognostiziert PwC einen Verlust von maximal 22 Prozent). Die größten Probleme drohen hingegen in stark industriell geprägten Ländern mit einem eher unterdurchschnittlichen Bildungsniveau. So stehen in der Slowakei bis 2035 der Prognose zufolge rund 44 Prozent aller heutigen Jobs zur Disposition, in Slowenien sind es 42 Prozent.

Dennoch sollten wir nicht schwarzsehen, sagt PwC-Expertin Raspels: „Dem Reflex, die Digitalisierung zu bremsen, aus Angst vor Jobverlusten, sollten Unternehmen und mit ihnen Politik und Gesellschaft widerstehen. Stattdessen sollten sie die Transformation aktiv beschleunigen. Viel riskanter als eine schnelle Verbreitung neuer Technologien, ist das Ausbleiben neuer Technologien.“ Regierung und Unternehmen sollten gemeinsam daran arbeiten, die Weichen für den Arbeitsmarkt der Zukunft zu stellen. „Die wichtigste Aufgabe wird dabei sein, schlechter ausgebildeten Beschäftigten zu helfen, die Fähigkeiten zu erwerben, die sie benötigen, um in der digitalen Arbeitswelt weiterhin gebraucht zu werden“, sagt Raspels. Neben der Förderung von gezielter Aus-, Fort- und Weiterbildung werde es zudem darauf ankommen, dass in Unternehmen ein Kulturwandel stattfindet, damit die Potenziale der Mitarbeiter voll ausgeschöpft werden können.

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