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Vorstandsvergütung: Weibliche Vorstände verdienen mehr

01.10.2018  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Ernst & Young GmbH.

Über alle Indizes hinweg verdienten weibliche Vorstände im Jahr 2017 mehr als ihre männlichen Kollegen. Frauen konnten 2017 höhere Gehaltssteigerungen durchsetzen als Männer. In den DAX-30-Vorständen war die Gesamtdirektvergütung von Frauen bereits im zweiten Jahr höher als die der Männer. Im SDAX und TecDAX erhalten männlichen Vorstände mehr Gehalt.

Bei der Vergütung der Vorstände deutscher börsennotierter Unternehmen haben die weiblichen Vorstandsmitglieder ihre männlichen Kollegen wiederholt hinter sich gelassen. So lag im Jahr 2017 die Gesamtdirektvergütung weiblicher Vorstandsmitglieder über alle Indizes hinweg bei durchschnittlich 2,1 Millionen Euro, knapp zwei Prozent über dem Vorjahr. Ihre männlichen Kollegen verdienten im Durchschnitt 1,8 Millionen Euro jährlich und konnten ihr Salär im vergangenen Jahr nur um 0,7 Prozent steigern. Damit war die Vergütung der Frauen um 300.000 Euro bzw. knapp 17 Prozent höher und übertraf die der Männer bereits im dritten Jahr in Folge.

Diese Entwicklung zeigt das Mixed Compensation Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Für die Berechnung des Barometers wurden aus Gründen der Vergleichbarkeit die männlichen CEOs herausgerechnet, da es kaum weibliche CEOs gibt und sich die Gehälter der Vorstandsvorsitzenden deutlich von denen der übrigen Vorstandsmitglieder abheben. So verdiente etwa im DAX, wo noch immer keine Frau den Vorstandsvorsitz hat, ein CEO im Jahr 2017 im Durchschnitt rund 5,6 Millionen Euro, während die anderen Vorstandsmitglieder eine Gesamtdirektvergütung von durchschnittlich knapp drei Millionen Euro erhielten. Berücksichtigt wurden zudem ausschließlich Vorstandsmitglieder, die das komplette Geschäftsjahr im Vorstand vertreten waren. Basis der Erhebung ist die Zusammensetzung der DAX-Indizes im Geschäftsjahr 2017. Aus Gründen der Vergleichbarkeit mit der Vorjahresuntersuchungen wurden aktuelle Anpassungen der Indizes nicht berücksichtigt.

Vorjahres-Trend bestätigt

„Die höheren Gehälter der weiblichen Vorstandsmitglieder bestätigen den Trend der vergangenen Jahre, in denen die Gehälter der weiblichen Vorstände deutlich stärker zulegten als die ihrer männlichen Kollegen“, erklärt Julie Linn Teigland, Regional Managing Partner der Region Deutschland, Schweiz und Österreich.

„Die Aufholjagd der Frauen in den vergangenen vier Jahren, in denen sie beispielsweise im DAX fast viermal so stark zulegten wie die Männer, ist eindrucksvoll“, stellt Teigland fest. Seit 2013 konnten sie ihr Gehalt um 15 Prozent steigern. Bei den männlichen Vorständen erhöhte sich die Gesamtdirektvergütung seit 2013 hingegen im Durchschnitt lediglich um vier Prozent. Dementsprechend hat sich das Blatt in diesem Zeitraum gewendet: Im Jahr 2013 verdiente ein männliches Vorstandsmitglied im DAX noch zehn Prozent mehr als ein weiblicher Vorstand, 2017 hatten die Frauen hingegen einen leichten Vorsprung von einem Prozent.

Auch im MDAX haben die Frauen die Männer in Sachen Vergütung im Jahr 2017 in den Schatten gestellt. Hier erhielten die weiblichen Vorstände mit durchschnittlich 1,56 Millionen Euro sechs Prozent mehr als die Männer mit 1,47 Millionen Euro. Im MDAX verzeichneten die Frauen im vergangenen Jahr zudem über alle Indizes hinweg das höchste Plus. Im Vergleich zum Vorjahr legten sie um acht Prozent zu, während ihre männlichen Kollegen einen Rückgang um fünf Prozent hinnehmen mussten. Wie im DAX stieg die durchschnittliche Gesamtdirektvergütung der weiblichen Vorstandsmitglieder zwischen 2013 und 2017 um 15 Prozent, während im gleichen Zeitraum die Vergütung der männlichen Vorstandskollegen nur um vier Prozent angewachsen ist.

Lohnlücke im DAX und MDAX geschlossen

„In den Vorstandsetagen der DAX- und MDAX-Unternehmen ist die Lohnlücke geschlossen und die Gleichberechtigung bei der Vergütung bereits Realität“, fasst Dr. Jens Massmann, Vergütungsspezialist und Partner bei EY, diese Ergebnisse zusammen. Als Grund für diese Entwicklung nennt Massmann die verstärkten Bemühungen der Unternehmen, Frauen in ihr oberstes Führungsgremium zu berufen. Da geeignete Kandidatinnen jedoch schwer zu finden seien, steige ihr Marktwert und damit auch die Höhe ihrer Vergütung. Auch der wie bereits im Jahr 2016 höhere Fixanteil an ihrer Gesamtdirektvergütung verdeutlicht die gute Verhandlungsposition weiblicher Vorstände. Dieser lag im Jahr 2017 bei den Frauen je nach Index zwischen 32 Prozent und 56 Prozent, während er bei den Männern zwischen 29 Prozent und 44 Prozent betrug.

Lücke wird auch in SDAX und TecDAX kleiner

Im SDAX hingegen blieb die Gesamtvergütung der weiblichen Vorstandsmitglieder für das Jahr 2017 mit durchschnittlich 702.000 Euro deutlich unter den männlichen Kollegen, die auf 856.000 Euro kommen – hier verdienen die männlichen Vorstandsmitglieder also etwa 22 Prozent mehr. Dennoch wird die Kluft auch hier kleiner: Während die durchschnittliche Gesamtdirektvergütung männlicher Vorstandsmitglieder im SDAX im vergangenen Jahr um etwa vier Prozent gesunken ist, stieg die Vergütung weiblicher Vorstände um ein Prozent leicht an. Im TecDAX kommen die Männer im Durchschnitt auf eine Gesamtdirektvergütung von 984.000 Euro, die Frauen nur auf 655.000 Euro, also 33 Prozent weniger. „Im SDAX und im TecDAX herrscht bei der Gehälter-Gleichstellung noch Nachholbedarf“, so Massmann. Ein entscheidender Grund dafür sei, dass hier der Druck, Frauen im Vorstand vorzuweisen, weniger hoch sei als bei den stark unter Beobachtung stehenden DAX-Konzernen. „Auch hier wird sich jedoch in Zukunft eine gleichberechtigte Vergütung durchsetzen“, ist Massmann überzeugt.





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