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Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt – Nicht nur eine volkswirtschaftliche Frage

20.11.2017  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Randstad.

Die Integration von geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt macht Fortschritte. Trotzdem stehen alle Beteiligten noch vor großen Heraus­forderungen. Was diese sind und wie man sie bewältigen kann, darüber diskutierten Unternehmens­vertreter, HR-Entscheider, Arbeits­markt­experten und Integrations­beauftragte beim 9. Randstad Qualifizierungsforum am 23. Oktober in der Wappenhalle in München.

Die Zahl der Unternehmen, die Flüchtlinge eingestellt haben, hat sich im Vergleich zu Anfang 2016 mehr als verdreifacht, von 7 auf 22 Prozent, so das Ergebnis der Randstad-ifo-Personalleiterbefragung aus Q1 2017.

Mehr offene Stellen als Bewerber – eine Chance für Flüchtlinge

Der Arbeitsmarkt für Bewerber ist so gut wie nie, gerade im Münchner Raum, wo es mehr offene Stellen als Kandidaten gibt. Damit ergeben sich vielfältige Handlungsfelder, um geflüchtete Menschen in den Arbeitsmarkt zu bringen. „Die Integration ist nicht nur eine betriebs- und volkswirtschaftliche Frage, sondern eine Frage der Menschlichkeit.

Voraussetzung für den Erfolg ist die Zusammenarbeit aller Beteiligten. Dafür ist eine noch stärkere Vernetzung notwendig“, plädierte Susanne Wißfeld, Geschäftsführerin bei Randstad Deutschland. Doch das sind nicht die einzigen Aufgaben.

Integration von Flüchtlingen ist immer noch eine Herausforderung

„Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Integration in den Arbeitsmarkt kein Kurzstreckenlauf ist, sondern ein Marathonlauf mit Hindernissen“, berichtete Christian Lorenz, Leiter des Hauptstadtbüros der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP e.V.).

Er legte in seinem Impulsvortrag die Erfahrungen der Mitgliedsunternehmen des Personaler-Netzwerks dar. Die Sprache sei nach wie vor eines der größten Hindernisse, dazu kämen mangelnde Qualifikation, unterschiedliche Auslegungen der Regularien und schlecht aufeinander abgestimmte Maßnahmen.

Kulturelle Probleme gebe es dagegen kaum, die Belegschaft nehme die neuen Kollegen gut auf. Grundsätzlich sei die Bereitschaft der Unternehmen da, geflüchtete Menschen einzustellen. Die Politik müsse nun die gesetzlichen Rahmenbedingungen weiter anpassen, Planungssicherheit erhöhen und die berufsbezogene Sprachkompetenz fördern.

Individuelle Förderungsprogramme sind Pflicht

Die Stuttgarter Lapp Gruppe, Hersteller von flexiblen Kabeln und Leitungen sowie Kabel-Zubehör, bildet bereits seit einigen Jahren Flüchtlinge aus und hat in 2016 ein Qualifizierungsprogramm für diese Zielgruppe gestartet. Im Ausbildungszentrum lernen die Teilnehmer ein Jahr lang Grundlagen für die Arbeit des Maschinen- und Anlagenführers, einen Tag pro Woche gehen sie zur Berufsschule.

Einen weiteren Tag gibt Thilo Lindner Förderunterricht etwa in Wirtschafts-, Sozial- und Gemeinschaftskunde. Er leitet seit mehr als sechs Jahren die Ausbildung der Lapp GmbH Kabelwerke und die technische Ausbildung der Lapp Group. „Ohne dieses individuelle Training geht es nicht“, berichtete er über seine Erfahrungen beim Qualifizierungsforum. „Doch Unternehmen allein können das nicht auffangen. Der Lehrermangel in Berufsschulen muss dringend behoben werden.“

Tipps für die Integration von Flüchtlingen in Unternehmen

Carina Dorsch gab den Zuhörern wertvolle Tipps an die Hand. Sie ist Regionalleiterin bei der Ingeus GmbH, einem Arbeitsmarktdienstleister, der unter anderem Flüchtlinge bei der Integration in den Arbeitsmarkt unterstützt. „Wir vermitteln unseren Kunden eine Betriebsanleitung für Deutschland. Das heißt, wir erklären ihnen, wie der Arbeitsmarkt funktioniert, helfen ihnen dabei ihre Stärken zu erkennen, sich realistische Jobziele zu setzen und eine Arbeit zu finden“, erklärte sie. Wichtig beim Umgang mit Menschen mit Fluchthintergrund seien folgende Punkte:

  • Einen festen Ansprechpartner bieten. So schafft man Vertrauen.
  • Sich über den Lebenslauf des Flüchtlings informieren und Hintergrundwissen einholen.
  • Die kulturelle DNA beachten. Wenn jemand zum Beispiel nicht aktiv nachfragt, heißt das nicht, dass er uninteressiert ist, sondern Nachfragen in seinem Herkunftsland einen „Gesichtsverlust“ bedeuten.
  • Über die rechtlichen Rahmenbedingungen informieren.
  • Das Lernverhalten des Flüchtlings kennen (Welche Motivation treibt ihn an?), um besser auf seine Bedürfnisse eingehen zu können.
  • Einfache Sprache verwenden und keine Metaphern benutzen.
  • Perspektiven aufzeigen und Chancen bieten

In der anschließenden Podiumsdiskussion berichteten auch Vertreter von Münchner Einrichtungen über ihre Erfahrungen. Rund 10.000 Flüchtlinge betreue derzeit das Jobcenter München. Anette Farrenkopf, Geschäftsführerin des Jobcenters München, appellierte, auch jugendlichen Flüchtlingen, die aus der Berufsschule kommen, aber noch nicht anerkannt sind, eine Perspektive zu bieten. „Sie sind hoch motiviert und haben eine Chance verdient.“

Hilfestellungen für Unternehmen bietet auch die IHK, die aktiv Unternehmen informiert und ein ganzheitliches Maßnahmenpaket entwickelt hat. Wichtig sei es, keine falschen Erwartungen an den Tag zu legen. „Die Fachkräftelücke kann kurzfristig nicht über Flüchtlinge geschlossen werden, die Integration ist ein langer Prozess“, so Mareike Ziegler, Teamleiterin Integration der IHK für München und Oberbayern.

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