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Die Bewerbung der Zukunft – Standard vs. Individualität?

02.05.2016  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Monster Worldwide Deutschland GmbH.

Aktuelle Monster Studienreihe zeigt die Entwicklung neuer Bewerbungsformen und -kanäle: Formulare, Kurzprofile und One-Click-Bewerbung werden wichtiger. Durchschnittlich 48 Bewerbungen pro Vakanz, weniger als die Hälfte werden intensiv betrachtet.

Die fortschreitende Digitalisierung verändert auch die Art der Jobsuche und die Bewerbungsverfahren. Die klassische Bewerbung mit ihrem individuellen Anschreiben hat inzwischen jede Menge digitale Konkurrenz. Manches davon, wie zum Beispiel Formular- oder One-Click-Bewerbungen, vereinfachen den Bewerbungs­prozess deutlich, nehmen aber der einzelnen Bewerbung auch ihre Individualität. „Für den Jobsuchenden macht das die Bewerbung nicht unbedingt leichter, er hat zwar mehr Möglichkeiten sich zu präsentieren, steht damit aber vor der Frage: Wie sieht die jeweils optimale Bewerbung aus und was erwarten die Unterneh­men?“, erläutert Marc Irmisch Vice President General Manager bei Monster. „Diese Frage greifen wir im Themenspecial „Bewerbung der Zukunft“ der diesjährigen Monster Studienreihe Recruiting Trends auf.“

Papier war gestern ...

Für die aktuellen Studienreihen „Monster Recruiting Trends 2016“ und „Bewerbungspraxis 2016“ des Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universität Bamberg, die in Zusammenarbeit mit dem Karriereportal Monster entstanden, wurden die Top 1.000 Unternehmen sowie über 4.800 Stellensuchende und Karriereinteressierte aus Deutschland nach ihrem Nutzungsverhalten und ihren Einschätzungen zu Themen, wie beispielsweise den Bewerbungsformen der Zukunft, befragt. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass Unternehmen künftig verstärkt digitale Kanäle und soziale oder berufliche Netzwerke für ihre Bewerbungsverfahren verwenden wollen. Ein Trend, der schon jetzt deutlich wird: Nur noch rund 13 Prozent der Bewerbungen werden per Post versendet, 36 Prozent kommen per E-Mail an und bereits jetzt gehen rund die Hälfte der Bewerbungen (49 Prozent) als Formularbewerbung ein. Das persönliche Anschreiben erachten nur noch 6 von 10 Unternehmen und die gleiche Anzahl von Stellensuchenden für die Zukunft als relevant.

Abschied vom Anschreiben?

Laut der Studie werden aber auch andere digitale Bewerbungsformen zukünftig wichtiger, wie die One-Click-Bewerbung oder das Kurzprofil. Beim Kurzprofil sagen heute zum Beispiel 15 Prozent der Unternehmen, dass es aktuell wichtig ist. Für die Zukunft steigt diese Zahl auf 72 Prozent. Kandidaten sehen bei der One-Click-Bewerbung einen Bedeutungszuwachs (heute wichtig bei 29 Prozent, zukünftig 39 Prozent). Der Vorteil: Jobsuchende können sich ohne viel Aufwand schnell und zum Beispiel auch mobil bewerben. Das Profil ist ja bereits vorhanden und muss nicht erst gesondert erstellt werden. Das verkürzt den Rekrutierungsprozess deutlich und bringt beide Seiten schneller zum Ziel. Der Nachteil: Die digitalen Formen der Bewerbung sind häufig standardisiert (wie Formulare) und bieten weniger Möglichkeiten, sich individuell auszudrücken, beispielsweise über ein Anschreiben. Aus Sicht der Kandidaten scheint dies allerdings nicht ganz so relevant zu sein: 36,5 Prozent würden auf ein Anschreiben in der Bewerbung verzichten, sofern sie könnten.

Für Studienleiter Prof. Dr. Tim Weitzel vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Informationssysteme in Dienstleistungsbereichen der Universität Bamberg, ist klar: „Papierbasierte Bewerbungen verlieren schon länger an Bedeutung, der neue Standard sind digitale Bewerbungen. Das ist für beide Seiten – Kandidaten und Unternehmen – gut. Denn es geht um finden und gefunden werden. Das geht digital sehr viel besser.“

Formulare – heiß geliebt oder konsequent abgelehnt

Am meisten hoffen Recruiter auf den Eingang einer Bewerbung über das Formular (75 Prozent). Diesen Wunsch hegen jedoch nur rund 8 Prozent der Stellensuchenden, deren beliebtester Bewerbungskanal mit 83 Prozent die E-Mail ist. Für 7 Prozent stellt die Formularbewerbung einen Grund dar, sich nicht zu bewerben. Die Vorteile der Formularbewerbung liegen vielleicht nicht klar auf der Hand. Diese sind deutlicher für die Unternehmen, die über den standardisierten Prozess einen Zeitvorteil haben. Aus Sicht der Kandidaten sind die Möglichkeiten, der Bewerbung den persönlichen Stempel „aufzudrücken“ eingeschränkt, was die Beliebtheit der E-Mail-Bewerbung erklären könnte.

One-Click: Der Turbo

Bei der One-Click-Bewerbung geht es noch schneller: Per Mausklick lässt sich das aktuelle Bewerberprofil aus dem Karrierenetzwerk oder einer Lebenslaufdatenbank an den Wunscharbeitgeber übermitteln. Momentan stufen 17 Prozent der Unternehmen die One-Click-Bewerbung als wichtigen Bewerbungskanal ein, 29 Prozent der Stellensuchende sind derselben Meinung. Unternehmen sind durchaus kritisch, fehlt Ihnen doch die Informationsdichte und die Individualität für eine Bewerberselektion, wie sie sie gewöhnt sind. Zudem befürchten 61 Prozent der befragten Unternehmen eine dadurch auf sie zukommende Bewerbungsflut. „Das hat uns u.a. dazu gebracht, die Unternehmen zu fragen, wie viele Bewerbungen sie denn überhaupt pro offener Stelle erhalten“, sagt Professor Tim Weitzel. „Unabhängig vom Bewerbungskanal sind dies durch­schnitt­lich 48 Bewerbungen, wobei vier von zehn Bewerbungen intensiv geprüft werden.“ D.h. mehr als die Hälfte wird weniger intensiv betrachtet. Circa neun Prozent der Vakanzen erhalten über 100 Bewerbungen, 67,4 Prozent zwischen elf bis 50, 20,2 Prozent zwischen 51 - 100 und 3,4 Prozent zwischen fünf und zehn. „Ob eine One-Click Bewerbung wirklich zu einer gesteigerten und ggf. wahllosen Bewerbung führen wird, oder, ob z. B. eher Standardisierungsprobleme zu unschönen Verzögerungen in der Bewerbungsbearbeitung führen, ist aus unserer Sicht noch offen“, betont Prof. Dr. Weitzel. „Voraussetzung für eine verlässliche Einschätzung wäre, dass Unternehmen diesen neuen Weg erst einmal ausprobieren und man die Ergebnisse analysiert. Bei klassischen wie bei innovativen Bewerbungswegen muss es ja am Ende immer darum gehen, mehr gute und passende Bewerbungen zu erhalten.“

Die Ergebnisse rund um die Bewerbung der Zukunft verdeutlichen, dass durch standardisierte Prozesse Zeit gewonnen wird, Individualität und Persönlichkeit jedoch verloren gehen können. „Aber Standard und Individualität müssen sich nicht unbedingt ausschließen – die richtige Mischung macht’s“, fasst Marc Irmisch, Vice President General Manager bei Monster, zusammen.

Die Themenspecials zu den Studienreihen „Recruiting Trends 2016“ und „Bewerbungspraxis 2016“ stehen zum Download bereit.


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