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Das Auge liest mit: Absätze setzen

21.09.2017  — Moira Frank.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Nichts ist so anstrengend zu lesen wie ein Text, der nicht nur anspruchsvoll, sondern auch ohne einen einzigen Absatz formatiert ist. Mehr dazu im Rechtschreibtipp:

Absatz – oder doch Zeilenumbruch?

Absätze geben einem Text Struktur, machen ihn besser lesbar und können, wenn sie richtig gesetzt werden, Aussagen sogar unterstreichen. Das Absatzzeichen, auch Alinea genannt, wird als ¶ dargestellt. Sie können es sich in Word überall anzeigen lassen, wo es in Ihrem Text vorkommt.

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Zeilenumbruch und Absatz werden oft synonym verwendet. Typografisch gesehen ist ein Zeilenumbruch der harte Umbruch aus einer Zeile in die nächste. Wahrscheinlich werden Ihr E-Mail- und Ihr Textverarbeitungsprogramm statt mit Zeilenumbrüchen jedoch automatisch mit Absätzen arbeiten. Absätze erzeugen einen kleinen, aber deutlich sichtbaren Extraabstand zwischen der neuen und der vorhergegangenen Zeile.

1. Beispiel:

In diesem Beispiel liegt ein in Word mit der Enter-Taste automatisch erzeugter Absatz vor.

2. Beispiel:
In diesem Beispiel liegt ein mit der Kombination Shift + Enter-Taste erzeugter einfacher Zeilenumbruch vor.

In Romanen wird ein neuer Absatz durch das Einrücken der ersten Zeile gekennzeichnet statt durch einen erhöhten Zeilenabstand. Auch das können Sie in Word, Pages und ähnlichen Textverarbeitungsprogramm einstellen – und dafür den automatisch erhöhten Zeilenabstand vor und nach dem Absatz abschalten. Das ist letztlich eine Geschmackssache.

Übrigens: Die erste Zeile des ersten Textabschnitts in einem neuen Kapitel oder Artikel wird traditionell nicht eingeschoben, dafür der erste Buchstabe oft groß geschrieben oder gefettet.

Wo gehört ein neuer Absatz hin?

Wer sein Gespür für Absätze schärfen will, kann das prima in Romanen tun. Zeitungen halten sich nämlich nicht daran – schließlich ist dort der Platz sehr begrenzt. Im Roman finden Sie typischerweise hier Absätze:

  • Wenn im Dialog der Sprecher wechselt: „Ich habe Ihnen die Unterlagen mitgebracht“, sagte sie.¶ „Schreien Sie das doch nicht so herum!“, zischte ich. „Die Sache ist streng geheim!“¶ „Tut mir leid!“¶ „Na, geben Sie schon her.“
  • Beim Wechsel des Schauplatzes: Ich setzte mich ins Auto und machte mich auf den Weg nach Hause.¶ In unserer Straße brannte kein Licht mehr.
  • Beim Gedanken- oder Themensprung: Das ist ja gerade noch mal gut gegangen, dachte ich.¶ Jemand klopfte an die Tür.
  • Beim Zeitsprung: Ich las noch ein Kapitel in meinem Krimi, dann schlief ich ein.¶ Ich erwachte ausgeruht und voller Tatendrang.

Das lässt sich auch auf E-Mails, Protokolle und Sachtexte übertragen. Hier sollten Sie immer Absätze machen:

  • Nach der Anrede (Guten Morgen Frau Musterfrau,¶) und der Verabschiedung (Schöne Grüße aus Hamburg¶).
  • In einer Auflistung (Das Problem muss daher dringend behoben werden.¶ Eine weiteres Problem stellt ein Computer dar, der nicht zuverlässig hochfährt.), bei Themenwechsel oder neuen Gedanken (Vielen Dank für die Unterlagen!¶ Morgen wollen wir das Projekt mit dem besprochenen Abendessen abschließen.)

Ein Text mit zu vielen oder typografisch zu großen Absätzen wirkt zerfleddert und unzusammenhängend und ermüdet das Auge genauso wie ein Textblock, der einem keine Chance zum Durchatmen lässt.

Wenn Sie zu wenigen Absätzen neigen, setzen Sie also lieber einen zu viel als zu wenig. Wenn Sie zu viele machen, kürzen Sie ein paar weg – zum Beispiel lassen sich Themengebiete oder ähnliche Gedanken in einem Satz zusammenfassen.

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