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Wie man nicht saniert: Ein 'Lehr'stück in drei Akten

13.08.2014  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Westfalen-Blatt.

Das Westfalen-Blatt zu den Bayreuther Festspielen

Bielefeld (ots) - Ouvertüre: Wotan kriegt die Immobilienkrise. Was Hamburgs Kaufleute mit der Elbphilharmonie vorgemacht und die Berliner Großmannssüchtler mit ihrem Flughafen nachgeahmt haben, können Germaniens Götter schon lange: sich mit der Baufirma streiten. Die Fasolt & Fafner KG baut Walhall, aber der Preis, eine absolut göttliche Frau, ist natürlich zu hoch, und so nimmt das Verhängnis seinen Lauf.

1. Akt: Vor einem Jahr, kurz bevor Angela Merkel das Bayreuther Festspielhaus betrat, polterte ein Brocken von der Decke herab, aber ein Bautrupp räumte ihn sofort wieder weg, und die Kanzlerin kam nicht zu Schaden. Es dauerte dann jedoch ein weiteres Dreivierteljahr, ehe sich die Familie Wagner, die Stiftungsmitglieder, der Bund, das Land (Bayern), die Region Oberfranken und schließlich sogar Bayreuths aus Prinzip bockbeinige Oberbürgermeisterin auf die Sanierung des Hauses geeinigt hatten. Gerade rechtzeitig, um an diesem Freitag einen unfallfreien Auftakt mit dem »Tannhäuser« zu garantieren. Jetzt ist die ehrwürdige Spielstätte eingerüstet, bröckelnder Putz fällt hin, wohin er fallen soll, nicht Frau Merkel auf den Kopf. Und dann kommt die Bundeskanzlerin nicht mal.

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2. Akt: Richard Wagner brauchte 15 Stunden und vier Opern, um Walhall zu bauen und wieder einzureißen. Gut, er konnte auf die Unterstützung des Fenriswolfs und der Midgardschlange rechnen, aber trotzdem: reife Leistung! Anders Wagners Erben. Ihr Streit währt im Grunde seit 1966, als Wolfgang Wagner alleiniger Chef wurde. Zunächst ging es um künstlerische Fragen, aber dann diskutierte man mehr als fünf Jahre (so lange ist bekannt, dass das Festspielhaus generalsaniert werden muss) über 30 Millionen Euro. Für diesen läppischen Betrag bekommt man im Hamburger Konzert höchstens einen Sitzplatz (hinten) und in Berlin einen Rauchabzug (defekt).

3. Akt: Immerhin eines haben die Parteien geschafft: Sie haben außer dem Finanziellen auch eine neue Satzung geregelt. Bund und Bayern halten jetzt 58 Prozent an der Festspiel-GmbH - der Zankapfel ist mehrheitlich in staatlicher Hand. Wer in des Bundes notorisch klamme Kulturkassen blickt und Bayerns sprunghafte Spezln kennt, der ahnt, dass die Einigung am Grünen Hügel nicht zwingend der Auffindung des Rheingolds gleichkommt. Wer andererseits die Ränke um Deutschlands berühmtestes Musikereignis leid ist, darf hoffen, dass künftig kühle Rechner den Nachen in ruhiges Gewässer lenken. Wagner-Freunde dürfen an dieser Stelle applaudieren.

Coda: Falls Sie das mit der eingangs erwähnten, von Wotan gelinkten Baufirma noch nie gehört haben, holen Sie sich die Vierfach-CD mit Stefan Kaminskis »Ring des Nibelungen«. Slapstick nach Wagner, liebevoll gemacht. Und nach nur 300 Minuten sehn wir beim Glenfiddichtrinken hinterm Dachfirst die Epoche sinken: Götterdämmerung.

Und Vorhang.

 

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