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Was geschieht am Totensonntag?

21.11.2019  — Jasmin Dahler.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag: Der November ist der Monat des Gedenkens. Den Abschluss bildet der Totensonntag. Woher kommt diese Tradition? Wie kann man als Nicht-Christ*in darauf Rücksicht nehmen? Und was kann man für sich selber mitnehmen?

Immer am letzten Sonntag des Novembers ist der sogenannte Totensonntag, ein evangelischer Gedenktag für die Verstorbenen. Der Tag markiert das Ende des Kirchenjahres, welches mit dem ersten Adventssonntag wieder beginnt. Ähnlich wie der Volkstrauertag, der an die Opfer von Krieg und Gewalt erinnert, gehört der Totensonntag nicht zu den gesetzlichen Feiertagen Deutschlands. Dennoch gibt es in einigen Bundesländern besondere Regelungen für den stillen Feiertag, der zwischen dem 20. und dem 26. November fällt. An diesem stillen Feiertag dürfen keine öffentlichen Veranstaltungen stattfinden, die nicht dem ernsten Charakter des Tages entsprechen. Vielleicht haben Sie in einer Zeitung gesehen, dass die Kirche jedes Jahr darum bittet, mit den Weihnachtsmärkten bis zum Tag nach Totensonntag zu warten. Die Regelungen gelten z. B. in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg zu unterschiedlichen Uhrzeiten.

Der Ursprung des Totensonntags

Den Ursprung sieht die evangelische Kirche in der Reformation. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen rief diesen Tag als Totensonntag aus. Von 1816 an, nach den verlustreichen Befreiungskriegen gegen Napoleon, sollte am Sonntag vor dem ersten Advent der Verstorbenen gedacht werden. Darüber hinaus soll auch Wilhelms Trauer um seine Frau Königin Luise, die 1810 verstarb, ein Grund für die Entstehung des Totensonntags gewesen sein.

Besuchen Sie an einem Totensonntag die Kirche, werden dort oft die Namen der Menschen genannt, die im Jahr zuvor gestorben sind. Ansonsten nehmen Christ*innen den Totensonntag als Anlass, die Gräber ihrer Angehörigen zu besuchen und Blumen oder anderen Schmuck niederzulegen. Der Totensonntag ähnelt somit von der Bedeutung her dem katholischen Feiertag Allerseelen am 2. November. Auch in anderen Kulturen gibt es Gedenktage für die Toten. In China wird Anfang April das sogenannte Qingming-Fest gefeiert.

In evangelischen Kirchen wird der Totensonntag auch Ewigkeitssonntag genannt, um den Fokus weg von Tod und Vergänglichkeit hin zum ewigen Leben lenken.

Auf die stillen Feiertage Rücksicht nehmen

Ob gläubig oder nicht – viele Menschen nutzen den Totensonntag und die Zeit um ihn herum, um Friedhöfe zu besuchen, Kerzen anzuzünden, Gräber zu schmücken und Abschied zu nehmen. Daher schmücken auch viele Personen erst nach dem Totensonntag ihre Häuser für die Adventszeit. Dabei ist es nicht gesetzlich verboten, sein Haus schon früher zu schmücken oder die Adventsmärkte bereits vor dem Totensonntag zu beginnen. Dennoch kann es dabei zu Streit kommen, da sich einige strikt an diese Regelung halten und auch darauf bestehen, dass andere es tun. Auf der anderen Seite steht die Kommerzialisierung der Advents- und Weihnachtszeit seit etwa 1850: Wir sollen bereits im September unser Geld für Lebkuchen und Weihnachtsartikel verpulvern. Und dann gibt es natürlich die Personen, die wenig mit dem Totensonntag anfangen können und einfach ihre Adventsdeko aufbauen, weil es im November einfach extrem früh dunkel wird.

Was kann man also an diesem stillen Feiertag tun? Ob wir Rücksicht auf andere nehmen, liegt immer nur bei uns, aber wer einen Verlust beklagt, der spürt diese Trauer besonders um die Advents- und die Weihnachtszeit. Es ist die Zeit des Zusammenseins mit anderen Menschen und der Verlust wird deutlicher als sonst. Daher ist es wichtig für diese Menschen, dass ihre Trauer respektiert wird. Ob der Totensonntag nun religiös ist oder nicht, ist in diesem Fall völlig unbedeutend. Aber einen Tag im Jahr fest verankert zu wissen, an dem Trauernde spüren können, dass sie nicht alleine sind – diese Idee hat etwas durchaus Heilsames.

Wer also Rücksicht nehmen möchte, soll ruhig bis nach dem Totensonntag warten, bevor Lichterketten, Rentierschlitten und Schneemänner die Straßen erleuchten. Und auch der Schreibtisch auf der Arbeit kann eine Woche länger ohne weihnachtliche Deko auskommen. Sonst hat man sie ohnehin schnell über. Wer sich trotzdem nach Licht sehnt, kann eine Kerze entzünden.

Und wenn man selbst einer anderen oder gar keinen Religion zugetan ist? Dann kann man dennoch etwas von dem stillen Feiertag mitnehmen. Durch die diversen Tanz- und Veranstaltungsverbote herrscht am Totensonntag vielerorts Ruhe – und die tut uns allen gut.

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