15.04.2024 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: PwC.
Zu laut, zu dreckig, zu teuer. So lauten gängige Argumente gegen das Leben in der Großstadt. Eine PwC-Umfrage zeigt nun aber: Die Lebensqualität in deutschen Metropolen ist hoch. Neun von zehn (88 Prozent) Großstadtbewohner:innen fühlen sich an ihrem Wohnort wohl. Besonders gerne leben die Menschen in München, Hamburg, Hannover, Nürnberg und Frankfurt, wo rund 90 Prozent angeben, sich wohlzufühlen. Niedriger ist das Wohlbefinden in Berlin und Essen, wo aber immerhin auch noch 83 bzw. 82 Prozent der Berufstätigen sagen, dass sie sich wohlfühlen.
Für die Umfrage „So attraktiv sind Deutschlands Großstädte für Arbeitnehmer“ hat die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC rund 4.200 Berufstätige aus zwölf Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohner:innen (Berlin, Bremen, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Nürnberg, Stuttgart und München) befragt – und kommt dabei zu folgenden Ergebnissen: Die Menschen schätzen am Stadtleben insbesondere die Einkaufsmöglichkeiten (84 Prozent), die Länge des Arbeitswegs (73 Prozent), das kulturelle Angebot sowie die Parkanlagen und Grünflächen (je 72 Prozent). Für großen Frust jedoch sorgt in allen Metropolen die Lage auf dem Wohnungsmarkt.
„In deutschen Großstädten ist die Lebensqualität grundsätzlich hoch. Bei vielen Aspekten – etwa der Sicherheit, der Attraktivität der Innenstädte und den Kinderbetreuungsangeboten – zeigen sich jedoch große regionale Unterschiede. Ein Trend zieht sich durch alle deutschen Metropolen: Die Unzufriedenheit mit hohen Mieten und Kosten für Eigentum sowie dem knappen Angebot an freiem Wohnraum.“
– Dr. Bernd Roese,Middle-Market-Leadership-Team und Standortleiter Frankfurt bei PwC Deutschland
So ist nur jede:r Vierte mit den Mietpreisen in seiner Stadt zufrieden; mit der Anzahl der freien Wohnungen nur jede:r Fünfte. In München und Stuttgart ist die Unzufriedenheit sogar noch höher.
Die Umfrage beleuchtet neben dem Mietthema, das hier ausführlich diskutiert wird, zahlreiche weitere Aspekte, die einen Einfluss auf die Lebensqualität haben. Bei vielen Kriterien schneidet München besonders gut ab. Die bayerische Hauptstadtliegt bei 18 abgefragten Kriterien 13-mal unter den Top 3. Sie punktet beispielsweise mit einem breiten kulturellen Angebot, einer attraktiven Innenstadt, einer lebendigen Kneipen- und Partyszene und guten Bildungsangeboten und guten Jobmöglichkeiten.
Das sieht in Essen beispielsweise ganz anders aus: Die Ruhrmetropole liegt gleich sechs Mal auf einem der letzten drei Plätze und schafft es nur ein Mal – beim kulturellen Angebot – unter die Top 3. Dafür ist die Verwurzelung der Menschen mit ihrer Region besonders ausgeprägt: Zwei Drittel der Berufstätigen aus dem Großraum Essen geben an, stark in der Region verwurzelt zu sein. Damit liegt Essen ganz vorn (Durchschnitt aller 12 Städte: 57 Prozent). Das Schlusslicht bildet hier Frankfurt mit 51 Prozent. Nur jede:r zweite Befragte ist in der Mainmetropole, die laut Pendler-Atlas der Statistikämter der Länder hinter München auf Platz 2 der Städte mit den stärksten Pendlerströmen steht, geboren und aufgewachsen.
Auch wenn die Menschen insgesamt gerne in den Metropolen leben, machen sich viele Befragte Sorgen, dass die Attraktivität ihrer Stadt zunehmend schwindet. Nur 57 Prozent sind mit diesem Aspekt zufrieden und vier von fünf Großstadtbewohner:innen (78 Prozent) nehmen bereits eine Verödung ihres Stadtzentrums wahr, weil immer mehr Läden schließen und Leerstände das Stadtbild prägen. Auch hier gibt es regionale Unterschiede – am stärksten fällt diese Entwicklung in Essen auf (89 Prozent), am wenigsten in Leipzig (69 Prozent) – dennoch zeigt sich: Das Niveau ist überall hoch und damit ein deutschlandweites Problem. Um den Leerständen in den Innenstädten entgegenzuwirken, sprechen sich die Befragten für günstigere Ladenmieten für kleine, regionale Anbieter aus. 69 Prozent wollen dies in den nächsten beiden Jahren umgesetzt sehen. 58 Prozent wünschen sich mehr Bürgerbeteiligung bei Entscheidungsprozessen und Stadtentwicklungsplänen, um dem weiteren Verfall der Innenstädte entgegenzuwirken. 53 Prozent halten die bessere Erreichbarkeit der Innenstadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln für wichtig – und die Umwandlung von leerstehenden Gebäuden und Büros in Wohnraum oder Kultureinrichtungen: Dies will im Schnitt jede:r zweite Bewohner:in der zwölf Städte in den kommenden beiden Jahren angegangen sehen – eine Maßnahme, die für Thomas Veith, Leiter des Bereichs Real Estate bei PwC Deutschland, nicht nur im Kampf gegen die Verödung der Innenstädte großes Potenzial hat:
„Mit der Umnutzung leerstehender Geschäfts- oder Büroräume in Innenstädten zu Wohnungen, Kultureinrichtungen oder Gastronomie sowie vertikaler Verdichtung könnten die Städte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Mit dieser Maßnahme würden sie nicht nur mehr Wohnraum schaffen, sondern auch dazu beitragen, die deutschen Innenstädte wieder attraktiver zu machen.“
– Thomas Veith,Leiter Bereich Real Estate bei PwC Deutschland
Zur Verödung der Städte trägt allerdings nicht nur eine schlecht entwickelte städtische Infrastruktur bei, sondern auch eine ganz andere Entwicklung: der Klimawandel.
„Die heißen und trockenen Sommer der vergangenen Jahre haben deutlich gemacht, dass die globale Erwärmung das Leben der Menschen in den Großstädten verändert – und die Städte dringend etwas gegen die Trockenheit, Überhitzung, Feinstaubbelastung und schlechte Luftqualität tun müssen.“
– Dr. Bernd Roese,Middle-Market-Leadership-Team und Standortleiter Frankfurt bei PwC Deutschland
Durchschnittlich zwei von drei Berufstätigen in den Regionen sind der Meinung, dass die gezielte Nutzung von Regenwasser zur Bewässerung von Grünflächen, aber auch die verstärkte Pflanzung von Bäumen das Leben in einer Großstadt innerhalb der nächsten zwei Jahre angenehmer und nachhaltiger machen könnte. In Essen und Leipzig werden diese Maßnahmen als besonders dringlich angesehen.
Aber auch die Stärkung von ÖPNV und der Fahrradinfrastruktur ist für rund die Hälfte der Menschen ein probates Mittel, um die Städte besser an die klimabedingten Veränderungen anzupassen.
„Nicht zuletzt müssen die Beteiligten der Immobilienwirtschaft sowie der öffentlichen Hand ihren Beitrag leisten, damit das Leben in Großstädten auch in der Zukunft noch lebenswert ist, indem sie beispielsweise Solarpanels auf öffentlichen Gebäuden wie Schulen mit begrünten Dächern verbinden, auf nachhaltige Baumaterialien setzen und den Lebenszyklus von Immobilien ganzheitlich betrachten.“
– Thomas Veith,Leiter Bereich Real Estate bei PwC Deutschland
Bild: Jacek Dylag (Unsplash, Unsplash Lizenz)
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