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Schutzschirm fürs Haus

23.02.2017  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: pr nord. neue kommunikation..

Vorgehängte hinterlüftete Fassadensysteme bestechen durch ihre Wärmedämmleistung, ihren Schallschutz und ihre gestalterische Vielfalt.

Die Bandbreite reicht von fugenlos verputzten Trägerplatten (StoVentec R) über fugenbetonte Paneelfassaden aus Glas (StoVentec Glass) bis zu photovoltaisch aktiven Systemen (StoVentec ARTline).

Schon vor Jahrhunderten gab es in Skandinavien, den Alpen oder anderen Regionen Europas mit rauer Witterung „vorgehängte Fassaden“, die besonders gut vor Feuchtigkeit und Frost schützten. Diese auf Holzunterkonstruktionen befestigten Fassadenelemente aus Schindeln, Ziegeln oder Schieferplatten spannten sich wie ein schützender Schirm vor die tragende Bausubstanz. Heute nennen sich diese weiter entwickelten Schutzschirme „vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF)“. Sie bilden zusammen mit der dahinter liegenden Außenwand (Mauerwerk, Beton, Holzkonstruktionen) einen zweischaligen Wandaufbau, der Wetterschale und tragende Wand konstruktiv trennt. Der systembestimmende Hinterlüftungsspalt führt Feuchte aus der Wandkonstruktion ab und verbessert den Wärme- und Schallschutz.

Wesentliche Bestandteile eines solchen Systems sind die möglichst wärmebrückenarme Unterkonstruktion (UK), die Wärmedämmung und die Bekleidung, für deren Gestaltung heute eine große Auswahl unterschiedlicher Materialien zur Verfügung steht. Die in unterschiedlichen Formaten ausführbaren Platten können sowohl fugenbetont als auch fugenlos angeordnet werden. Für die fugenbetonte Ausführung sprechen die Revisionierbarkeit einzelner Paneele ebenso wie der hohe Vorfertigungsgrad, der für schnelle, saisonunabhängige Baustellenabläufe bei geringem Platzbedarf sorgt. Der Montageaufwand ist ebenso auf ein Minimum reduziert wie Lärm- und Staubemissionen. Ausladungen der Unterkonstruktion bis 600 Millimetern können auch größere Unebenheiten ausgleichen und sind heutzutage Standard, aber auch größere Abstände bis zu 1400 Millimetern wurden schon gemeistert.


© G. Liebminger, Graz; für Großansicht bitte anklicken StoVentec Glass ermöglicht opake fugenbetonte Glasfassaden auch bei großen Baukörpern wie dem Verwaltungsgebäude MP09 im österreichischen Graz (GS Architects).

Variantenreich und ausführungssicher

Die drei Bestandteile eines durch die DIN 18516 geregelten VHF-Aufbaus sollten stets aus einer Hersteller-Hand stammen, da dann gesichert ist, dass die einzelnen Systembestandteile aufeinander abgestimmt sind. Kommt es dennoch zu Rückfragen, wird nur ein Ansprechpartner benötigt. StoVentec-Systeme gibt es als fugenbetonte Paneel-Fassaden und als fugenlose Trägerplattenfassaden. Sie eignen sich aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit sowohl für die energetisch optimierte Fassadengestaltung bei Neubauten wie auch bei der Sanierung. Kern der Bekleidung bei den meisten StoVentec-Systemen ist eine Putzträgerplatte aus Blähglasgranulat, die beidseitig mit hochzugfestem Glasfasergewebe ausgestattet ist. Dieser Verbund erzeugt eine statische Lastabtragungscharakteristik, die mit der von Stahlbeton vergleichbar ist. Dennoch ist das Eigengewicht der zwölf Millimeter dünnen Platte mit 6 kg/m2 sehr gering. Die Bekleidung erfolgt werkseitig mit Glasplatten oder Photovoltaik-Paneelen oder auf der Baustelle mit Putz, Natursteinfliesen, Klinker, Keramik, Glas oder Glasmosaik. Fällt die Entscheidung für eine verputzte Oberfläche, lassen sich vielfältige Strukturen und Farbtöne umsetzen, wobei keine Begrenzung des Hellbezugswertes zu beachten ist, also auch sehr dunkle Farbtöne in Frage kommen. Die Kombination mit massiven plastischen Fassadenelementen gehört ebenfalls zum Standardrepertoire.

Thermische Effizienz dank zertifizierter Unterkonstruktion

Doch ganz gleich, welche Oberfläche schließlich zum Einsatz kommt, die technische Qualität eines Systems beginnt mit der Unterkonstruktion. Sie ist der Schlüssel zur einfachen Montage und einer – je nach Ausgestaltung – zertifizierten wärmebrückenarmen oder gar wärmebrückenfreien Funktion. Wandhalter aus Edelstahl sind bei VHF-Konstruktionen mit herkömmlichen Produkten aus Aluminium deutlich überlegen, da sie die Wärme zehn- bis dreizehnmal schlechter leiten. Wärmebrücken werden so erheblich verringert. Vor allem bei Passiv- oder Null-Energie-Häusern muss der Einfluss von Wärmebrücken auf ein Minimum reduziert werden, damit die hochgedämmte Konstruktion ihre Energieeffizienz-Ziele erreicht und die Wohnbehaglichkeit den Komfort anderer Haustypen deutlich übersteigt. Das deutsche Passivhaus Institut Dr. Feist ist darum sehr anspruchsvoll bei der Auswahl der empfohlenen Bauelemente. Dennoch haben die Darmstädter Bauphysiker einer Variante der StoVentec-Unterkonstruktionen mit Edelstahlwandhaltern bescheinigt, für einen „wärmebrückenfreien Anschluss“ (∆UWB-Wert von ≤ 0,010 W/m²K) zu sorgen.

Brand- und Schallschutz

Als Dämmmaterial dient nicht brennbare Stein- oder Glaswolle, deren Lage durch Dübel mechanisch gesichert wird. Beim Brandschutz werden grundsätzlich nicht brennbare und schwerentflammbare VHF-Systeme unterschieden. In beiden Fällen schreibt der Gesetzgeber jedoch vor, dass ein Brandüberschlag durch den Hinterlüftungsspalt vermieden werden muss. Es werden darum üblicherweise in jedem zweiten Geschoss Brandsperren eingebaut.

Kommt dem Schallschutz besondere Bedeutung zu, ist ebenfalls VHF das Mittel der Wahl. So benötigen Krankenhäuser oder Verwaltungsbauten aber auch andere Gebäude, die hohem Verkehrslärm ausgesetzt sind, einen besonders guten Schallschutz. VHF können die Luftschalldämmung von Massivwänden um mehr als 10 dB verbessern – das entspricht einer Halbierung der empfundenen Lautstärke.

Kontrast durch Kombination

Ein weiterer Vorteil: VHF sind Teamspieler. Sogenannte Kombinationsfassaden verknüpfen Fassadenkonstruktionen, innerhalb derer ein Systemwechsel stattfindet. Also nicht nur ein oberflächlicher Materialwechsel in der Deckschicht, sondern auch ein Wechsel in der Konstruktion, beispielsweise indem eine vorgehängte hinterlüftete Fassade an ein Wärmedämm-Verbundsystem angrenzt. Eine Fassadenvariante, die besonders bei gehobenen Investorenbauten immer häufiger zu beobachten ist. Der Grund für einen solchen Wechsel liegt bei einigen Altbauten in den unterschiedlichen Qualitäten des Untergrunds, meistens jedoch geht es bei Neubauten und Sanierungen um eine bestimmte Gestaltungsabsicht. So kann eine VHF mit Glas- oder Natursteinpaneelen repräsentative Bereiche (Geschosse, Portale, Treppenhäuser) oder bauliche Gliederungsachsen von neutralen Putzflächen abgrenzen. Quartier-Charakteristika können auch bei engen Kostenrahmen zitiert werden und bestimmte Funktionalitäten (Straßenseite mit schallschützender VHF) lassen sich in bewährte andere Fassadenkonstruktionen einbinden. Kombinationsfassaden ermöglichen so auch den Einsatz edler Oberflächenmaterialien im Rahmen eines kostenangepassten Bauens.


© J. Lanoo, Boeschepe; für Großansicht bitte anklicken Beim fugenlos verputzten VHF-System StoVentec R können auch Radien umgesetzt werden. (Kongresszentrum Aguilas, Spanien, Barozzi/Veiga Architekten).

Bei den Details geht‘s ums Ganze

An der Stelle, an der sich die Systeme begegnen, entstehen Übergänge, Fugen. Diese trennen, ordnen, strukturieren oder rhythmisieren; oft sind gerade sie es, die einer Fassade Charakter verleihen. Diese Übergänge zwischen den beiden Systemen müssen sachkundig ausgebildet werden. Sto hält hierfür eine Vielzahl an ausgereiften Detaillösungen bereit, je nachdem, ob es sich um horizontale oder vertikale Anschlüsse handelt, ob fugenlose Flächen auf fugenbetonte treffen, ob die Fuge in der Fläche liegt beziehungsweise mit einer Kante der Kubatur zusammenfällt, ob die Fuge offen bleibt oder ob sie (nicht sichtbar) geschlossen wird.

Die gleiche Vielfalt an Detaillösungen braucht es auch für die übrigen Systemanschlüsse. Ganz gleich ob an Gebäudeöffnungen, Balkonen, Verschattungselementen oder der Attika, stets werden Anschlussdetails benötigt, die genau auf die jeweilige Situation zugeschnitten sind. Darum bieten erfahrene Systemhersteller neben Standardanschlüssen auch individuell angepasste Details an. Dies gilt auch für photovoltaisch aktive Flächen, deren Systemübergang zu optisch identischen aber inaktiven Flächen beziehungsweise zu anderen Oberflächenmaterialien ebenso beherrscht werden muss wie die elektrotechnischen Anschlüsse. Diese müssen im Hinterlüftungsspalt jederzeit einer Wartung zugänglich sein.

VHF-Systeme ermöglichen auch bei Sanierungen im bewohnten Zustand aufgrund ihres hohen Vorfertigungsgrads eine schnelle und vor allem witterungsunabhängige Montage am Bau. Sie sind äußerst widerstandsfähig und weisen seltener Schäden auf als andere gedämmte Fassadenaufbauten. Vor allem in der mittel- und langfristigen Betrachtung sind sie wirtschaftlich. Ihre Nutzungsdauer entspricht der des Gebäudes, wobei die der Witterung ausgesetzte Oberfläche den gleichen Instandhaltungsintervallen unterliegt, wie sie auf einschaligen monolithischen Fassadenkonstruktionen üblich sind.

 

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