17.10.2017 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Ernst & Young GmbH.
Auch beim Thema Beschäftigung geben sich Unternehmen weltweit optimistisch: Von den befragten Unternehmen wollen 59 Prozent die Zahl der Beschäftigten erhöhen, in Deutschland liegt der Anteil mit 63 Prozent sogar leicht darüber. Allerdings wollen immerhin 16 Prozent der deutschen Mittelständler die Belegschaft reduzieren – weltweit liegt der Anteil mit neun Prozent deutlich niedriger.
Das sind Ergebnisse des aktuellen „Growth Barometer“ von EY. Die Studie basiert auf einer weltweiten Befragung von 2.340 mittelständischen Unternehmen in 30 Ländern. In Deutschland wurden 128 Befragungen durchgeführt. Die befragten Unternehmen erwirtschaften einen Umsatz von mindestens eine Millionen US-Dollar und höchstens drei Milliarden US-Dollar.
„Deutsche Mittelständler setzen auf Wachstum – im Vergleich zu ausländischen Wettbewerbern allerdings mit Augenmaß“, kommentiert Michael Marbler, Partner bei EY und verantwortlich für den Bereich Mittelstand. Tatsächlich steht für 19 Prozent der deutschen Mittelständler die Erschließung zusätzlicher Regionen und Märkte ganz oben auf der Agenda – weltweit liegt der Anteil allerdings bei 24 Prozent. Russische Mittelständler geben dies sogar zu 30 Prozent an, von den chinesischen Mittelständlern sind es 26 Prozent.
Neue Produkte oder Dienstleistungen anzubieten steht nur bei jedem siebten deutschen Unternehmen im Fokus, weltweit plant dies hingegen jeder fünfte Mittelständler. „Deutsche Mittelständler setzen auf Qualität, die Entwicklung neuer Produkte braucht entsprechend Zeit bis zur Markteinführung. Bewährte Lösungen bleiben relativ lang im Einsatz – entsprechend sind die Produktzyklen bisweilen länger als beispielsweise bei der fernöstlichen Konkurrenz“, erläutert Marbler.
Deutsche Unternehmen setzen vor allem auf Innovationen, um die Qualität ihrer Produkte dauerhaft auf hohem Niveau zu halten und so ihre Marge zu sichern. Knapp jedes vierte Unternehmen (23 Prozent) bezeichnet die Profitabilität als Haupttreiber der eigenen Innovationsstrategie. „Gerade am Hochlohnstandort Deutschland verfolgen viele Unternehmen eine Innovations- und Technologieführerschaft, um dauerhaft ein stabiles Preisniveau zu halten und ihre Profitabilität sicherzustellen“, kommentiert Marbler.
Bei der Digitalisierung interner Prozesse und beim Einsatz digitaler Technologien im Back-Office-Bereich stehen viele mittelständische Unternehmen noch am Anfang. Zwar gibt es bereits zahlreiche digitale Lösungen, mit denen Unternehmen ihre Prozesse optimieren können, aber nur die wenigsten Unternehmen nutzen etwa robotergesteuerte Prozessautomatisierungen (auch Robotic Process Automation, kurz RPA, genannt). So haben zwei Prozent der befragten deutschen Unternehmen RPA-Lösungen im Einsatz – weltweit liegt der Anteil mit sechs Prozent nur wenig höher. Der Anteil der deutschen Unternehmen, die RPA-Technologien entweder bereits einsetzen oder den Einsatz planen, liegt in Deutschland bei 23 Prozent. Zum Vergleich: In Großbritannien sind es 36 Prozent, in den Niederlanden sogar 40 Prozent.
Marbler betont: „Die Automatisierung ist im industriellen Mittelstand in Deutschland bereits sehr weit fortgeschritten. Gerade am Hochlohnstandort Deutschland kann der Einsatz von RPA zu weiteren Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen führen und damit gleichzeitig zur Standortsicherung beitragen. Wenn Unternehmen mehr praktische Erfahrungen mit den weitreichenden Möglichkeiten RPA-Lösungen sammeln, dürfte hier ein Umdenken stattfinden.“
„Es ist wichtig, dass der rasante technologische Wandel und insbesondere die Digitalisierung als große Wachstumschance wahrgenommen wird“, so Marbler. „Die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten im Kontakt mit Kunden, sie verändert Wertschöpfungsketten – und gleichzeitig kann sie Produkte und ganze Geschäftsmodelle überflüssig machen und dafür gänzlich neue hervorbringen. Es führt kein Weg daran vorbei, sich konstruktiv mit diesem Thema zu befassen.“
Marbler ist überzeugt, dass die deutschen Mittelständler diesen Herausforderungen gewachsen sind: „Mittelständische Führungskräfte in Deutschland können sich oft stärker als ihre internationalen Wettbewerber auf die strategische Weiterentwicklung des Geschäfts und die Realisierung von Zukunftsthemen konzentrieren, weil sie dezentrale Strukturen mit operativer Verantwortung aufgebaut haben.“ So widmen 44 Prozent der weltweit Befragten bis zu 80 Prozent ihrer Zeit dem aktuellen Tagesgeschäft. Bei den deutschen befragten Geschäftsführern ist lediglich ein Drittel der Befragten stark ins operative Geschäft eingebunden. Und während in Deutschland 37 Prozent der Befragten mindestens die Hälfte ihrer Zeit mit der Zukunftsgestaltung verbringen, sind es im weltweiten Durchschnitt der Befragten nur 30 Prozent.
Marbler sieht darin einen Wettbewerbsvorteil für das weitere Wachstum. „Diese Offenheit für Zukunftsthemen – zusammen mit einem soliden Finanzmanagement – sind herausragende Eigenschaften deutscher Unternehmen. Und sie sind einer der Wachstumstreiber im digitalen Wandel.“
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