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Kritik an öffentlichen Infrastrukturvorhaben

11.10.2012  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie.

Bauzeit- und Baubudgetüberschreitungen sind kein Schicksal // Bauindustrie sieht Wege, Großprojekte zügiger und reibungslos umzusetzen

„Ausufernde Bauzeiten und explodierende Baukosten sind kein Schicksal. Mit intensiverer Projektvorbereitung, besserer Abstimmung von Planen und Bauen und Verzicht auf nachträglichen Planungsänderungen können Auftraggeber selbst dafür vorsorgen, dass Bauprojekte nicht ‚aus dem Ruder laufen’.“ Mit diesen Worten stellte heute in Berlin der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie RA Michael Knipper eine Broschüre unter dem Titel „Großprojekte in der Kritik“ vor, in der der Hauptverband Vorschläge für eine zügigere und reibungslosere Umsetzung von Großbauprojekten vorlegt. Trotzdem seien nicht alle Bauzeit- und Baubudgetüberschreitungen vermeidbar. Knipper: „Bauwerke sind eben Unikate, die individuell auf die Bedürfnisse des Auftraggebers zugeschnitten sind. Ein jahrelanges Justieren der Produktionsabläufe und Testläufe wie in der stationären Industrie gibt es nicht.“

Einen wesentlichen Grund für Bauzeit- und Baubudgetüberschreitungen sieht Knipper in der unzureichenden Abstimmung von Planung und Bauausführung. Streitigkeiten an der Schnittstelle zwischen Planern und Bauunternehmen könnten jedoch vermieden werden, wenn der Bauherr die Bauunternehmen bereits in die Planungsphase einbezöge oder wenn Bauunternehmen und Planer zu einem gemeinsamen Angebot aufgefordert würden, heißt es in der Broschüre, die derzeit an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages verteilt wird. Partnering und Öffentlich Private Partnerschaften seien dafür adäquate Vertragsmodelle, die nur zu selten angewendet würden.

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Eine zweite wesentliche Ursache für Überschreitungen der Bauzeit und des Baubudgets seien Schwächen in der Projektorganisation und im Projektmanagement des Auftraggebers, erläutert Knipper. Großprojekte seien nur unter der Einschaltung und Koordination einer Vielzahl unterschiedlicher Gewerke umsetzbar. Fehle es dem öffentlichen Auftraggeber an Projektmanagementkompetenz, seien Konflikte an den Schnittstellen zwischen den Gewerken vorprogrammiert. Knipper empfiehlt deshalb den öffentlichen Auftraggebern, wieder verstärkt auf die Kompetenz von Generalunternehmern zu setzen, wenn die Managementkompetenz auf Auftraggeberseite begrenzt ist.

Nachtragsforderungen als Folge lückenhafter Planungen oder nachträglicher Planungsänderungen seien oft der Anlass für langwierige rechtliche Auseinandersetzungen zwischen Auftragnehmern und Auftraggebern, berichtet Knipper. Der Hauptverband empfehle deshalb, dass die Parteien von vornherein eine baubegleitende Schlichtung bzw. Adjudikation vereinbaren. Beispiele aus dem Ausland zeigten, dass damit Streitigkeiten der Parteien durch neutrales, kompetentes und mit dem konkreten Projekt von Beginn an vertrautes Personal in kurzen Fristen bereinigt werden könnten.

Die Vorschläge könnten jedoch nur dann in der Baupraxis „greifen“, wenn gleichzeitig die Kultur des „Gegeneinanders“, wie sie sich in Zeiten der Baukrise zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern herausgebildet habe, überwunden werde, ist Knipper überzeugt. Es müsse wieder eine „Kultur des Vertrauens“ entwickelt werden – zwischen Auftraggebern, Planern, Hauptauftragnehmern, Nachunternehmern und Öffentlichkeit.

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