08.02.2018 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: PwC.
Vor der Diagnose Krebs haben die Deutschen am meisten Angst: Für etwa zwei Drittel der Bürger stellen Tumorerkrankungen die größte Bedrohung ihrer Gesundheit dar. Deutlich weniger sorgen sich Menschen in Deutschland um Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt, obwohl diese die häufigsten Todesursachen sind – lediglich ein knappes Drittel fürchtet diese Erkrankungen am meisten. Auch neurologische Erkrankungen wie Alzheimer oder Depressionen machen den Bürgern weniger Sorgen als Krebs. Das sind zentrale Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC und Strategy& unter 1.000 Bundesbürgern. Entsprechend hoch ist der Stellenwert, den die Deutschen der Krebsforschung beimessen: 86 Prozent halten sie für „sehr wichtig“, elf Prozent immerhin noch für „wichtig“. Und die Bürger sind bereit, ihren Beitrag zu leisten: Acht von zehn befürworten die Nutzung personalisierter Patientendaten für potenziell kürzere Entwicklungszeiten von Krebsmedikamenten – trotz möglicherweise höheren Risiken für einzelne Patienten. Knapp ebenso viele Deutsche (78 Prozent) würden ihre Daten für die Krebsforschung an vertrauenswürdige Institutionen weitergeben, wobei lediglich drei Prozent eine Freigabe ihrer Daten strikt ablehnen.
„Die Bürger haben erkannt, welch enormes Potenzial die personalisierte Medizin in der Krebstherapie bietet. Daher sind sie bereit, ihre persönlichen Daten zu teilen, sofern der Datenschutz gewährleistet ist. Falls es dem Gesundheitswesen gelingt, große Datenbestände aufzubauen und für die Entwicklung neuer Krebsmedikamente zu nutzen, können Krebspatienten künftig deutlich zielgerichteter behandelt werden. Denn die Therapie- und Heilungschancen steigen enorm, wenn die Therapie individuell an den Patienten angepasst ist.“ Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswesen & Pharma bei PwC Deutschland
Die Mehrheit der Bürger ist bereit, ihre persönlichen Daten mit einer vertrauenswürdigen Institution zu teilen. Zu welcher Einrichtung haben die Deutschen das größte Vertrauen? Am ehesten würden sie ihre Daten an Universitäten weitergeben – das bestätigen 64 Prozent der Studienteilnehmer, gefolgt von niedergelassenen Onkologen (53 Prozent), Krankenhäusern/Kliniken (42 Prozent) und forschenden Pharmaunternehmen (22 Prozent). Diese Ergebnisse korrelieren auch mit dem Maß an Innovationskraft, das die Bürger den jeweiligen Einrichtungen zutrauen: Den größten Forschungserfolg in der Krebstherapie vermuten sie mit 80 Prozent Zustimmung bei den Universitäten.
Was erwarten die Bürger als Gegenleistung, wenn sie ihre Daten teilen? Nichts, sagen 31 Prozent der Befragten, und 28 Prozent sind sogar der Ansicht, dass Patienten dazu verpflichtet werden sollten, ihre Daten anonymisiert weiterzugeben. Doch jeder Fünfte in Deutschland erhofft sich von der Datenfreigabe einen finanziellen Vorteil – entweder in Form von geringeren Krankenkassenbeiträgen (11 Prozent) oder einer angemessenen Bezahlung (7 Prozent). Eine Schwierigkeit stellt dabei jedoch die Umsetzung und die Festlegung einer adäquaten finanziellen Honorierung dar.
Eine moderne Krebstherapie mit entsprechender Medikation hat ihren Preis. Diese Mehrkosten halten die meisten Bürger für gerechtfertigt, wie 59 Prozent der Studienteilnehmer angeben – insbesondere dann, wenn ein Nutzen für den Krebspatienten nachweisbar ist. Ein Viertel der Deutschen aber findet die Preise für Krebsmedikamente überteuert, auch unabhängig von deren Nutzen. „Die Kostensensibilität im Gesundheitswesen ist deutlich gestiegen. Die personalisierte Medizin schafft mit neuen Datenanalysen sowie diagnostischen Methoden wie die molekulargenetische Untersuchung von Tumorgeweben oder Blut nicht nur neue zielgerichtete Therapieformen, sondern kann auch dazu beitragen, dass Medikamente schneller und günstiger auf den Markt gebracht werden. Wie unsere globale Strategy&-Umfrage 2017 zeigte, erwarten Pharmafirmen durch personalisierte Medizin eine Verringerung der Entwicklungskosten für Medikamente von rund 26 Milliarden Euro weltweit pro Jahr – das entspricht 17 Prozent der jährlichen Medikamentenentwicklungskosten“, sagt Dr. Thomas Solbach, Pharma- und Gesundheitsexperte bei Strategy& Deutschland.
Eine Chance für eine bessere medizinische Versorgung von Krebspatienten sehen die Studienteilnehmer auch im Aufbau von spezialisierten Schwerpunktzentren, die etwa drei Viertel der Bundesbürger befürworten. Ihren persönlichen Beitrag zur Unterstützung der Krebsforschung und -medizin wollen die Befragten vor allem durch die Teilnahme an Studien, die Weitergabe von Gesundheitsdaten und Spenden für die Forschung leisten. „Die Krebsforschung hat eine große Bedeutung in Deutschland. Künftig geht es noch stärker darum, mithilfe gezielter Diagnoseverfahren und Datenanalysen die Therapie individuell an den Patienten anzupassen. Krebsdiagnostik und -medizin werden sich in den kommenden drei bis fünf Jahren fundamental verändern“, schließt Dr. Solbach.
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