02.05.2023 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Ernst & Young GmbH.
Versicherungskunden haben ein immer stärkeres Interesse an nachhaltigen Versicherungsprodukten, aber es besteht eine große Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Während 90 Prozent derjenigen, die in den nächsten 12 Monaten ein neues Versicherungsprodukt abschließen möchten, sich für ein nachhaltiges Produkte entscheiden würden, gaben nur 18 Prozent der Befragten an, von einem Versicherer auf das Thema Nachhaltigkeit angesprochen worden zu sein.
Derzeit verfügen gerade einmal 24 Prozent der Versicherungskunden über mindestens eine nachhaltige Versicherungspolice. Die Bereitschaft, für nachhaltige Produkte mehr zu zahlen, ist allerdings recht gering: Nur 19 Prozent der Befragten wäre bereit, einen höheren Preis für nachhaltige Versicherungsprodukte zu bezahlen.
Das sind die Ergebnisse einer im Dezember durchgeführten Studie zur Bedeutung von Nachhaltigkeit im Bereich Versicherungen aus Konsumentenperspektive, für die eine für Deutschland repräsentative Gruppe von 2.000 Privatpersonen befragt wurde.
„Viele Branchen haben die Bedeutung von Nachhaltigkeit schon lange erkannt und setzen losgelöst von regulatorischen Vorgaben darauf. Versicherungsunternehmen sind allerdings noch eher zurückhaltend und schätzen die Nachfrage gering ein“, erläutert Patrick Pfalzgraf, Partner bei EY EMEIA Financial Services. „Dabei ist Nachhaltigkeit mehr als eine regulatorische Pflicht und hat ein riesiges Potenzial für die Versicherungsbranche.“
So ergab die Befragung, dass für über 82 Prozent der Befragten das Thema Nachhaltigkeit ein relevanter Faktor für ihre nächste Kaufentscheidung ist – unabhängig von Alter, Geschlecht, Schulbildung oder Einkommen über alle Gesellschaftsschichten hinweg. Für 84 Prozent der Befragten sind Nachhaltigkeitsaspekte auch bei Versicherungsprodukten relevant und knapp jeder Zweite, der bereits eine Kapitalanlage besitzt, achtet dabei auf Nachhaltigkeitsaspekte.
Der interessierte Kundenkreis für nachhaltige Versicherungen ist mit 90 Prozent der Befragten zwar groß, doch ein großer Teil fühlt sich noch recht verloren. Denn aktuell würden 45 Prozent dieser Zielgruppe keine Versicherungsgesellschaft als besonders nachhaltig bezeichnen – sie wissen also gar nicht, an wen sie sich mit ihrem Nachhaltigkeitsbedürfnis wenden können. Dies erklärt auch, warum über die Hälfte der Befragten (56 Prozent) für ein nachhaltiges Versicherungsprodukt zu einer neuen Versicherung wechseln würde.
„Das Potenzial für nachhaltige Versicherungsprodukte ist enorm – leider verkennen viele Versicherungsgesellschaften aktuell noch das Momentum aus Kundenperspektive. Auffällig ist die fehlende Ansprache und Beratung zu nachhaltigen Versicherungsprodukten. Aktuell stellen nachhaltige Versicherungsprodukte ein freiwilliges Angebot dar und Kunden wissen oft gar nicht, wie Versicherungen und das Thema Nachhaltigkeit zusammenhängen. Eine gezielte, kompetente Beratung und Aufklärung mit motivierten und geschulten Vermittlern sind unabdingbar, um Handlungswillige anzusprechen und zu überzeugen“, so Patrick Pfalzgraf. Diese Einschätzung spiegelt sich in der Befragung wider: So wäre es 78 Prozent der Befragten wichtig, dass ihr Versicherungsberater beim Abschluss eines nachhaltigen Produktes eine offizielle Zertifizierung hat.
Konkret nach ihrer Handlungsbereitschaft gefragt, geben über 77 Prozent der Befragten an, zu einem Wechsel hin zu einem nachhaltigen Versicherungsprodukt bereit zu sein – sofern dadurch keine Einbußen bei Leistungen und Konditionen entstehen. In der Altersgruppe der 18- bis 34-jährigen liegt dieser Wert sogar bei 81 Prozent. Als Gründe gegen einen Wechsel geben die Befragten in erster Linie an, mit ihrer aktuellen Versicherung zufrieden zu sein oder den Aufwand eines Wechsels zu scheuen.
Für Patrick Pfalzgraf sind die Ergebnisse klar: „Der Versicherungsmarkt steht vor einem grundlegenden Wandel, der von den Kunden und ihrem Bedürfnis nach nachhaltigen Produkten getrieben ist. Jetzt gilt es für Versicherungen, mit einer glaubhaften und transparenten Produktgestaltung und einer überzeugenden Kommunikation, dieses Marktpotenzial zu heben – bevor es Wettbewerber wie aufstrebende InsurTechs tun.“
Hier können Sie die Studie kostenlos bestellen.
Bild: Min An (Pexels, Pexels Lizenz)
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