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Italienisches Dorf verschenkt Häuser für einen Euro

25.06.2015  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: pressetext.

Gemeinderat setzt auf neue Strategie gegen Abwanderung und Verfall

Es gibt schlimmere Ort, um sich ein Haus schenken zu lassen: Sizilien.
Es gibt schlimmere Ort, um sich ein Haus schenken zu lassen: Sizilien. Foto: Amaya & Laurent [Lizenz: CC BY]

pte - Das kleine italienische Dorf Gangi auf Sizilien setzt auf eine neue Strategie, um dem durch die Abwanderung vieler Einwohner zunehmenden Verfall des eigenen Ortsbildes entgegenzuwirken. Seit einiger Zeit bietet der dortige Gemeinderat allen interessierten EU-Bürgern die Möglichkeit an, leerstehende Häuser im Ortsgebiet für einen symbolischen Euro - also quasi kostenlos - zu erwerben. Einzige Bedingung: Ausländische Käufer müssen sich dazu verpflichten, ihr neues Eigenheim innerhalb von drei Jahren zu renovieren.

Problem auch in Deutschland

"Wir informieren alle Italiener und EU-Bürger, dass es in unserer Stadt alte Häuser gibt, die gratis zu haben sind", heißt es im offiziellen Aufruf des Gemeinderates von Gangi. Als Interessenten seien sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen willkommen. Letztere könnten die erworbenen Immobilien ja vielleicht in Hotels verwandeln, so die Anregung der Stadtregierung.

"Diese Problematik gibt es grundsätzlich auch in Deutschland. Wir haben auch hierzulande durchaus Gegenden, wo eine derartige Strategie Sinn machen würde", erklärt Immobilienexperte Dieter Thomaschowski auf Nachfrage. Dass in Gangi ausdrücklich auch Unternehmen angesprochen werden, sei ein "enorm wichtiger Punkt". "Wenn man es auf diese Art und Weise versucht, muss auch die Industrie geködert werden, sich dort anzusiedeln, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Zudem muss das Infrastrukturkonzept insgesamt stimmen, das heißt man muss bereit sein, etwa in neue Verkehrsanbindungen zu investieren", so der Experte.

Jahrzehntelange Emigration

Dass vor allem Sizilien zu einer der ärmsten Regionen Italiens zählt, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Insofern wundert es auch nicht, dass immer mehr Menschen und Betriebe auswandern und sich anderswo nach einer vielversprechenderen Bleibe umsehen. "Gangis Entschluss, seine Häuser gratis anzubieten, kommt nicht von ungefähr, sondern ist das Ergebnis von mehreren Jahrzehnten, in denen die Leute ihr Leben auf Sizilien aufgaben, um in die USA oder nach Südamerika auszuwandern", zitiert die "New York Times" Marcello Saija, Leiter eines Netzwerks von Museen zum Thema "Emigration" auf Sizilien.

Bisher scheint der Plan des Gemeinderates aufzugehen. Laut dessen Angaben haben seit Start des Aufrufs bereits viele leere Gebäude im Ort einen neuen Besitzer gefunden. Im Moment sollen noch rund 200 Häuser zum Kauf zur Verfügung stehen. Interessenten müssen allerdings auch damit rechnen, dass relativ hohe Renovierungskosten auf sie zukommen. Die meisten der alten Häuser brauchen nämlich neue Dächer und Böden und müssen erst an die örtliche Strom- und Wasserversorgung angeschlossen werden. (Markus Steiner)

 

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