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Indiens Regierung plant Times Square in Mumbai

06.11.2014  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: pressetext.

Tourismus soll Wirtschaft ankurbeln // Bevölkerung läuft Sturm

'Eher fertig'. Wörter, die im Zusammenhang mit der Elbphilharmonie nicht mehr denkbar schienen.
Bald mit eigenem Times Square? Mumbai. Foto: Tawheed Manzoor [Lizenz: CC BY]

pte - Die Zentralregierung Indiens sorgt derzeit mit einem ambitionierten Vorhaben zur Ankurbelung der eigenen Tourismuswirtschaft für heftiges Kopfschütteln bei Opposition und Regierungskritikern. Geht es nach den Plänen der obersten Politiker des Landes, soll sich nämlich das sogenannte "Kala Ghoda"-Viertel in Mumbai, einer der ältesten und traditionsreichsten Orte der Millionenmetropole, schon bald in ein modernes Geschäfts- und Einkaufsparadies nach Vorbild des New Yorker Times Squares verwandeln. Denkmalschützer wollen nun mit aller Macht verhindern, dass historische Bauten einer riesigen Videoleinwand weichen sollen.

"Wir werden ein gewaltiges Volksfest veranstalten, mit Jongleuren und allem, was dazugehört. Es wird sehr geschäftig zugehen", zitiert die "New York Times" aus einer Stellungnahme von Valsa Nair Singh, Managing Director der Maharashtra Tourism Development Corporation. Aus Sicht der staatsnahen Behörde, die direkt dem Tourismusministerium untersteht, gehen die aktuellen Pläne der Regierung "wirtschaftlich gesehen genau in die richtige Richtung". Die Einnahmen aus dem Tourismussektor seien nämlich ein zunehmend wichtiger Antriebsmotor für die indische Wirtschaft. "Wenn wir die Geschäftsreisenden in Mumbai dazu bringen könnten, nur eine Nacht länger zu bleiben, wäre das ein wichtiger Zugewinn", so Singh.

Bevölkerung wehrt sich

Ganz anders sieht das allerdings die lokale Bevölkerung der betroffenen Region. Sie hat nach Bekanntwerden der Regierungspläne sofort zu umfassenden Protesten aufgerufen und will ihre Umsetzung nun mit allen Mitteln verhindern. Als konkrete Gründe für die Ablehnung werden unter anderem die durch den Umbau zu befürchtende Lärm- und Staubbelastung sowie der sich abzeichnende Mangel an verfügbaren Parkplätzen genannt.

Unterstützung bekommen die Anrainer aber auch aus den Reihen der nationalen Denkmalschützer. "Diese Pläne sind womöglich sogar illegal, weil sie die strikten Baurichtlinien Indiens für historische Gebiete verletzen", kritisiert etwa Maneck Davar, Ehrenvorsitzender der Kala Ghoda Association, einer Non-Profit-Organisation, die sich dem Schutz von Kulturgütern verschrieben hat. Prinzipiell sei es zwar positiv zu werten, dass die Regierung das Viertel aufpolieren wolle. "Das Modell des Times Square ist aber ein Reinfall und passt hier absolut nicht her", so sein vernichtendes Urteil.

Vier Millionen Touristen

Dass die indische Regierung ausgerechnet den Tourismussektor auserkoren hat, um zusätzliches Geld in die eigenen Staatskassen zu spülen, kommt natürlich nicht von ungefähr. Gerade Mumbai - bis 1996 offiziell "Bombay" genannt - ist als Hauptstadt des Bundesstaates Maharashtra nicht nur ein zentraler Handelsknotenpunkt, sondern auch das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Landes. Alleine im vergangenen Jahr haben mehr als vier Millionen ausländische Touristen die Hafenstadt besucht, das ist die höchste Besucherzahl in ganz Indien. (Markus Steiner)

 

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