14.05.2020 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie.
Das ist einschneidend, aber bei weitem nicht so dramatisch wie in den Jahren 2008 und 2009. Die Bauindustrie erwartet bei allen Einschränkungen, die derzeit bei der Aussagekraft einer Prognose gemacht werden müssen, für das Bauhauptgewerbe im Jahr 2020 aktuell eine nominale Stagnation des baugewerblichen Umsatzes.
In der Baumaschinenindustrie machen sich die positiven Nachwirkungen der Boomjahre 2018 und 2019 bemerkbar. Das erste Quartal 2020 erzielte in den meisten Unternehmen noch unbeeinflusst von der Krise akzeptable Ergebnisse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Auftragseingang lag bei Baumaschinen mit 6 Prozent im Plus über dem Vorjahresniveau, vor allem durch die starken Monate Januar und Februar. Die Baustoffanlagen drehten im selben Zeitraum mit 22 Prozent ins Minus im Vergleich zum Vorjahr. Letzteres ist eine reine Momentaufnahme, da dieser Bereich durch langfristige Großprojekte bestimmt wird. Ab April erwartet der Verband insgesamt einen signifikanten Rückgang.
Negative Tendenzen zeigten sich bereits Ende März in den Ergebnissen der zweiten VDMA-Blitzumfrage zur Corona Krise. 57 Prozent der Unternehmen, die aus dem Baumaschinen- und Baustoffanlagenbereich teilnahmen, gaben an, dass sie signifikante oder starke Rückgänge beim Auftragseingang hinnehmen mussten. In der im April darauf folgenden Runde waren es bereits 72 Prozent. Bemerkenswert ist, dass es kaum Stornierungen von Aufträgen gab, sondern mehrheitlich fehlende neue Bestellungen. Störungen in der Lieferkette blieben weitestgehend stabil, von Ende März bis Mitte April waren diese sogar leicht rückläufig. Das zeigt, dass es den Unternehmen gelingt, Prozesse anzupassen und Alternativen einzusetzen. Die vierte Umfrage vom 7. bis 8. Mai zeigt an dieser Stelle weitere positive Tendenzen. Anders sieht es beim Auftragseingang aus. 87 Prozent der Unternehmen gaben an, gravierende oder signifikante Einbußen zu haben – vorwiegend in Europa und den USA, China spielt dabei kaum eine Rolle.
Im Bereich Baustoffanlagen sind Zulieferer der Zementbranche am Umsatzvolumen gemessen das größte Segment. Die weltweite Drosselung der Zementproduktion führt auch bei den Maschinen- und Anlagenbauern dieser Branche zu Einbußen. Aktuell sind noch 80 Prozent der Zementwerke weltweit aktiv, jedoch vielerorts mit reduzierter Produktion. Dabei bestehen große regionale Unterschiede. In Indien beispielsweise, traditionell ein starker Markt für die VDMA-Mitglieder, stehen alle Zementwerke still. Die VDMA-Mitglieder aus Fachabteilung Zementanlagen rechnen mit einem Rückgang des Auftragseingangs in diesem Jahr von über 20 Prozent in Relation zu den erwarteten Ergebnissen. Gleichzeitig wird mit einer baldigen Rückkehr zum Vor-Corona-Niveau gerechnet.
Größere Einschnitte erwartet die Ziegelzulieferindustrie. Mitglieder der europäischen Arbeitsgruppe ECTS berichten teilweise von dramatischen Einschnitten. Vor allem Engineering-Unternehmen, die fast ausschließlich von großen Projekten im Bereich Neuanlagen oder Überholung leben, rechnen mit Verlusten im Auftragseingang von über 30 Prozent. Da ein genaues Ende der Krise noch nicht abzusehen ist, könnte selbst dieser Wert teilweise zu konservativ sein. Etwas besser sieht es bei den Unternehmen aus, die Verschleißteile in die grobkeramische Industrie liefern. Hier rechnen die Hersteller aktuell mit Rückgängen um 15 Prozent.
„Als Branche sind wir sehr heterogen aufgestellt, das erschwert natürlich allgemeine Aussagen. Trotzdem können wir insgesamt feststellen, dass wir die Krise bis heute recht gut meistern konnten. Wir erwarten im Laufe des Jahres für unsere Branche deutliche Rückgänge, die aber nicht so schwer wie 2009 ausfallen werden. Für 2021 sehen wir die Chance für einen zügigen Aufschwung. Dieser wird auch abhängen von hoffentlich kurzen Planungszeiträumen für gegebenenfalls neu aufgelegte oder bereits laufende Infrastrukturprojekte“, bekräftigte Franz Josef Paus, Vorsitzender des VDMA Baumaschinen und Baustoffanlagen.
Seitens der BAUINDUSTRIE wird es wesentlich sein, die Nachfrage nach Bauleistungen auf Seiten der öffentlichen und der privaten Auftraggeber stabil zu halten und auszuweiten. Die Folgen für die kommunalen Haushalte sind enorm. Die Gewerbesteuern werden zusammenbrechen, mittelfristig auch die Einnahmen aus der Einkommenssteuer sinken. Die kommunalen Haushalte schalten aus dem Vorwärtsgang bei laufender Fahrt ungebremst in den Rückwärtsgang, das würgt den stärksten Motor ab. Es braucht daher nicht weniger als einen Schutzschirm für Kommunen. Nur mit einer mittelbaren staatlichen Unterstützung kann langfristig die Baubranche gesichert werden, die auch auf dem Höhepunkt der Krise mit erheblichem eigenen Aufwand ihre Leistungsfähigkeit zugunsten der Volkswirtschaft ohne wesentliche Einschränkungen unter Beweis gestellt hat.
Die Corona-Pandemie hat das bestätigt, worauf wir seit einiger Zeit hinarbeiten: Prozesse sind, wenn möglich, digital abzubilden. Standards helfen dabei wesentlich. Digitale Kommunikationsmittel und Anwendungen erfahren in der Baubranche gerade eine hohe Nachfrage. Begrenzungen finden wir gegenwärtig jedoch im Status des Netzausbaus der Telekommunikationsinfrastruktur und in teilweise inkompatiblen Systemen.
„Die aktuelle Krisensituation gibt zusätzliche Impulse, die Automatisierung bspw. im Bereich des modularen und seriellen Bauens ebenso rascher voranzutreiben wie auch die Bestrebungen zur Standardisierung der Maschinendaten, der Schnittstellen und der Maschinenkommunikation. Schon heute können wir feststellen, dass diese Faktoren die Aufrechterhaltung unseres Baugeschäftes auch in solchen schwierigen Zeiten positiv beeinflussen“, ergänzt Ralf Lüddemann, Vorsitzender des Geräteausschusses der BAUINDUSTRIE.
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