14.07.2021 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Das Deutsche Baugewerbe.
Das Netzwerk NACHHALTIG. MINERALISCH. BAUEN. verbindet mehr als 20 Verbände der bauausführenden Wirtschaft sowie der mineralischen Baustoff- und Recyclingindustrie. Das Verbändebündnis bekennt sich ausdrücklich zu seiner gesellschaftlichen Verantwortung für den Klima- und Ressourcenschutz. Entsprechend ihrer Bedeutung möchte das Netzwerk einen aktiven Beitrag zur Erreichung der Klima- und Ressourcenziele leisten. Branchenspezifische Roadmaps, die den Weg in die Klimaneutralität aufzeigen, werden bereits umgesetzt. Neue Forschungsergebnisse weisen den Weg in Richtung einer vollständigen Verwertung mineralischer Bauabfälle.
„Um den eingeschlagenen Transformationsprozess erfolgreich weiterführen zu können, fordern wir langfristig verlässliche Rahmenbedingungen. Dazu hat das Netzwerk NACHHALTIG. MINERALISCH. BAUEN. ein Positionspapier erarbeitet, das sich an die nächste Bundesregierung richtet“, so der Sprecher des Netzwerkes Tobias Riffel.
Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und leistungsfähiger Infrastruktur bleibt eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben. Die große Herausforderung besteht darin, bei künftigen Bauprojekten Klimaneutralität und Ressourcenschutz effizient umzusetzen. Dazu braucht es die gesamte Vielfalt an Baustoffen und einen technologieoffenen Wettbewerb. Statt gesetzlich vorgeschriebener Quoten für bestimmte Bauweisen sollte die bestmögliche Erfüllung festgelegter Nachhaltigkeitsanforderungen und Ressourceneffizienzkriterien als Maßstab für die Baustoffentscheidung dienen.
Die Nachhaltigkeit von Bauwerken wird im Wesentlichen durch die optimale Kombination von Konstruktion und Material bestimmt. Um einen transparenten Vergleich aller Baustoffe und Bauweisen zu ermöglichen, muss die Ökobilanzierung über den gesamten Lebenszyklus vom Abbau der Rohstoffe bis zum Abriss des Gebäudes und der Wiederverwertung der Baustoffe erfolgen. Die aktuell auf Energieeffizienz basierende Fördermittel- und Kreditvergabe sollte durch eine lebenszyklusbasierte Nachhaltigkeitsbewertung ersetzt werden. Zudem spiegelt die kalkulatorische Gebäudenutzungsdauer von 50 Jahren nicht die Erfahrungen aus der Baupraxis wider. Ein Zeitraum von 80 Jahre würde eine realistischere Nachhaltigkeitsbetrachtung ermöglichen.
Mit geschlossenen Stoffkreisläufen und einer Verwertungsquote von über 90 Prozent leistet die mineralische Baustoffindustrie einen signifikanten Beitrag zur Ressourcenschonung. Durch Recycling-Baustoffe aus mineralischen Bauabfällen werden heute 12,5 Prozent des Bedarfs an Gesteinskörnungen gedeckt. Für eine durch das Abfallaufkommen begrenzte weitere Steigerung müssen alle Hürden beim Einsatz von Recycling-Baustoffen beseitigt werden. Ist eine technisch und umweltverträglich gleichwertige Anwendung möglich, darf es in der bauordnungsrechtlichen Behandlung keine Nachteile geben. Güteüberwachte Recyclingbaustoffe sollten aus dem Abfallregime entlassen und Primärbaustoffen grundsätzlich gleichgestellt werden. Produktneutrale Ausschreibungen sowie eine Weiterentwicklung des Förderbonus für nachhaltige Gebäude können dazu beitragen, dass sich Recycling-Baustoffe am Markt durchsetzen.
Die Dekarbonisierung der mineralischen Baustoffindustrie kann nur gelingen, wenn regenerativ erzeugter Strom und Wasserstoff in ausreichender Menge zu bezahlbaren Preisen zu Verfügung stehen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien muss seitens der Politik ebenso vorangetrieben werden wie der Aufbau einer flächendeckenden Leitungsinfrastruktur. Die Dekarbonisierung erfordert zudem massive Investitionen der Industrie. Um eine finanzielle Überbelastung der Unternehmen zu vermeiden, sollte die Finanzierung der Energiewende grundlegend umstrukturiert werden. Notwendig ist zudem ein Carbon-Leakage-Schutz, der die internationale Wettbewerbsfähigkeit der mineralischen Baustoffindustrie sichert.
Bild: skeeze (Pixabay, Pixabay License)
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