Online-Weiterbildung
Präsenz-Weiterbildung
Produkte
Themen
Dashöfer

Frauen: Besser gebildet, schlechter bezahlt

08.03.2010  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: none.

Zum 99. Geburtstag des Internationalen Frauentages am 8. März

Gleiche Arbeitschancen und gleiche Entlohnung - dies waren 1911 die zentralen Forderungen beim ersten Internationalen Frauentag. Knapp hundert Jahre später haben die Frauen ihr Ziel noch immer nicht erreicht. Trauriger Beleg: Der Bericht über Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2008 (SUGA), den die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) jetzt veröffentlicht hat. Sein Schwerpunkt "Sicherheit und Gesundheit von Frauen" zeigt, dass alte Forderungen noch immer aktuell sind. Zwar hat sich seit den Anfängen der Frauenbewegung vieles zum Positiven gewendet, dennoch kann nicht verhehlt werden: Das Thema Gleichstellung bleibt ein wichtiges Thema auch im Arbeitsschutz. Denn in vielen Belangen ist es auch heute noch schwer, von Gleichstellung zu sprechen.

In Bezug auf den Arbeitsschutz traten die Frauen zu Anfang vorrangig für Arbeitsschutzgesetze, gleichen Lohn bei gleicher Leistung und die Festsetzung von Mindestlöhnen ein. Auch die Einführung des Achtstundentages, ausreichender Mutter- und Kinderschutz und das Wahl- und Stimmrecht für Frauen wurden bereits 1910 gefordert. Einige dieser Ziele sind heute erreicht und in manchen Bereichen haben die Frauen aufgeholt. So haben Frauen zwischen 15 und 39 Jahren durchschnittlich höhere Bildungsabschlüsse in Schule und Beruf als Männer. Anschließend zieht es die meisten von ihnen aber in "typische" Frauenberufe, die üblicherweise schlecht bezahlt werden. So arbeiten viele Frauen im Friseurhandwerk, in der Krankenpflege, in sozialen Berufen oder in der Raumpflege. Hier liegt die Frauenquote zwischen 81 und 92 Prozent. In Berufen der Unternehmensleitung, -beratung und -prüfung hingegen beträgt ihr Anteil rund ein Drittel.

Doch weshalb arbeiten Frauen trotz tendenziell höherer Abschlüsse deutlich seltener in Führungspositionen? Insgesamt sind 25 % der Führungspositionen auf erster Führungsebene mit Frauen besetzt. Dabei scheint die Faustformel zu gelten: Je größer das Unternehmen, desto weniger Frauen in Führungspositionen. Bei einer Betriebsgröße zwischen 1 und 9 Personen ist der Frauenanteil an der ersten Führungsebene am höchsten (26 %). Mit steigender Größe des Unternehmens nimmt die Frauenquote immer weiter ab, bis sie bei 500 und mehr Mitarbeitern bei 4 % angekommen ist.

Ein Grund dafür könnte in der durchschnittlich kürzeren Wochenarbeitszeit liegen. So arbeitet fast die Hälfte der weiblichen Beschäftigten (47,2 Prozent) in Teilzeit, bei den Männern lediglich etwa jeder zwölfte Beschäftigte (8,3 Prozent). Meist liegen die Gründe in der Zeit, die für die Kindererziehung, Haushaltsführung oder die Pflege von Angehörigen aufgebracht wird. Während etwa jede zweite Frau die Arbeit in Teilzeit mit persönlichen oder familiären Verpflichtungen (51,7 Prozent) begründet, ist dies für jeden zehnten Mann der Grund für Teilzeitarbeit (11 Prozent). Darüber hinaus unterbrechen Frauen ihre Erwerbstätigkeit häufiger. Die Ursache liegt auch hier meist in familiären Verpflichtungen.

Familienbedingte Unterbrechungen, ein größerer Anteil an Teilzeitbeschäftigung und die geringe Quote in Führungspositionen sind die wesentlichen Ursachen für den signifikanten Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen. Dieser Verdienstunterschied wird auch als Gender Pay Gap bezeichnet. Auf alle Wirtschaftszweige bezogen verdienen Frauen 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Den negativen Spitzenwert erreichen freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (34 Prozent Differenz).

Nach wie vor erhebliche Differenzen zeigen sich zwischen alten und neuen Bundesländern. Während in den alten Bundesländern eine weibliche Beschäftigte etwa ein Viertel weniger verdient als ihr Kollege, liegt die Differenz in den neuen Ländern bei nur fünf Prozent. Ein weiterer Baustein des Gender Pay Gap scheint im Alter begründet zu sein: der Verdienstabstand von Frauen zu Männern erhöht sich mit zunehmendem Alter kontinuierlich. In der Altersklasse bis 24 Jahre sind es gerade einmal zwei Prozent, bei den über 60-Jährigen trennen Frauen- und Männergehälter über 30 Prozent Verdienst.

Nur in einem Punkt sind die Frauen am Arbeitsplatz klar im Vorteil. Nur jeder vierte meldepflichtige Arbeitsunfall trifft eine Frau. Bei den tödlichen Unfällen liegt die Frauenquote bei rund neun Prozent.


Weltfrauentag

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts setzte die Industrialisierung in Deutschland ein und veränderte die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen von Grund auf. Die Arbeiter begannen sich zu solidarisieren, um die dringlichen Probleme der "Sozialen Frage" zu lösen. Auch viele Frauen arbeiteten in Fabriken, um das Überleben ihrer Familien sichern zu können - die Gehälter der Männer reichten meist nicht aus.

Am 27. August 1910 beschloss die II. Internationale Sozialistische Frauenkonferenz auf Anregung von Clara Zetkin die Einführung eines jährlichen Internationalen Frauentages für die Interessen der Frauen gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Der erste Internationale Frauentag fand am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA statt. Warum sich der 8. März als Gedenktag durchsetzte, wird in verschiedenen Varianten überliefert. Eine verbreitete Erklärung besagt, das Datum spiele auf die wichtige Rolle der Frauen in der russischen Februarrevolution an. Erst 1977 ernannten die Vereinten Nationen den 8. März zum offiziellen Internationalen Frauentag.


Forschung für Arbeit und Gesundheit

Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt. Sie garantieren Unternehmen wie auch der gesamten Volkswirtschaft einen Vorsprung im globalen Wettbewerb. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) mit Hauptsitz in Dortmund forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben - im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Rund 660 Beschäftigte arbeiten am Hauptsitz in Dortmund, den Standorten Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.

Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
nach oben
FAQ