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Einfach mal Nein sagen? Gar nicht so leicht!

25.10.2018  — Gertrud Zeller.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Kennen Sie das? Der Kollege aus dem Nachbarzimmer bittet Sie schon wieder um „ein kleines bisschen Hilfestellung“ bei seiner Präsentation. Sie helfen natürlich gern – oder? Na ja, eigentlich haben Sie selbst alle Hände voll zu tun. Unsere Fachautorin gibt Ihnen Tipps zum erfolgreichen Neinsagen!

Da war es wieder: Dieses leichte Senken des Kopfes, dabei ein charmantes Lächeln und gepaart mit der Frage, ob ich die Präsentation nicht „rasch ein bisschen aufhübschen“ könne. Ich würde das ja immer so super machen!

Mein Kollege Michael stand also vor mir und erwartete gespannt mein freundliches Nicken, dass ich alles stehen und liegen lassen und mich sofort um seine Präsentation kümmern würde. Wie immer eben! Doch ich hatte dazugelernt. Ich wollte einfach nicht immer ständig für jeden da sein. Klar, ich konnte ihm durchaus helfen, aber nur, wenn ich wollte. Und seit ich gesehen hatte, wie er mit der Kollegin freudig das Büro verließ, während ich zurückblieb, um an seiner Präsentation zu arbeiten, hatte ich kräftig das Neinsagen geübt – dieses unscheinbare kleine Wörtchen mit kurzen vier Buchstaben. Aber wie schwer es mir doch immer fällt, es auszusprechen!

Aber dann war ich doch tief in mich gegangen. Weshalb machte ich immer die Arbeit für andere, während dabei meine eigene liegen blieb? Was brachte mich dazu, immer wieder Ja zu sagen, obwohl ich doch Nein hätte entgegen müssen? Ich fragte mich, was passieren würde, wenn ich doch einmal Nein sagte. Würde ich abgelehnt werden? Würden die Kolleginnen und Kollegen über mich lästern oder mich sogar in die „Zicken-Ecke“ stecken?

Nein, beschloss ich (ein guter Anfang!), das würde mir auch egal sein. Denn ich hatte geübt, Nein zu sagen: im Restaurant, im Kaufhaus, bei Freundinnen. Und jetzt war mit Michaels neuer Präsentation mein großer Moment gekommen. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Ich stellte mich mir selbst, blickte ihm fest in die Augen (Herzklopfen sieht man ja nicht!) und sagte freundlich (aber wie geübt bestimmt!): „Ich habe das bisher gerne für dich gemacht, aber in Zukunft tue ich das nicht mehr.“ Blickkontakt beendet, setzen, weiterarbeiten. Geschafft? Leider nein.

Michael stand einfach freundlich lächelnd weiter vor mir. „Ach komm, sei nicht so, du bis doch die Beste!“, schmeichelte er mir. Und was ich dann spürte, überraschte mich selbst am meisten. Ich spürte nicht Freude über dieses Kompliment, sondern kalte Wut in mir hochkriechen. Denn da ich ihm noch niemals einen Wunsch abgeschlagen hatte, nahm er mich einfach nicht ernst. Das wurde mir in diesem Moment bewusst. Verflucht noch mal, Michael machte es mir echt nicht leicht!

Also nochmal aufstehen. „Michael“, sagte ich, „nein, ich erledige deine Aufgaben nicht mehr für dich!“ Etwas lauter, sehr bestimmt. Punkt. Er schaute mich überrascht an. Stotterte etwas. Meinte dann: „Also gut!“ Und weg war er. Geschafft – diesmal wirklich!

Ob er mich danach nicht mehr gut leiden konnte? Ob er nie mehr mit mir zum Mittagessen ging? Genau das Gegenteil war der Fall. Er hatte nach dem ersten Stutzen großen Respekt dafür, dass ich einen so deutlichen Punkt gemacht hatte – und er erledigte in Zukunft seine Aufgaben, sogar das Aufhübschen seiner Präsentationen, selbst.

Liebe Leserinnen und liebe Leser: Wenn Sie solche Situationen auch kennen und sich und Ihre Freundlichkeit ausgenutzt fühlen, dann üben Sie mit meinem 5-Punkte-System!

  1. Stehen Sie auf und bewahren Sie Haltung.
  2. Achten Sie auf eine selbstsichere, ruhige Körpersprache: Kopf nicht senken, Hände nicht wringen!
  3. Sprechen Sie ruhig und mit fester Stimme und lassen Sie sich nicht beirren.
  4. Halten Sie Blickkontakt. Sehen Sie nicht (gereizt, verlegen, frustriert) weg!
  5. „Bisher habe ich das gemacht, aber ab sofort nicht mehr!“

Und dann? Einfach weitermachen, wo Sie gerade waren, bevor Sie gestört wurden. Sie können auch den Raum verlassen, um ganz besonders nachdrücklich Ihr Gegenüber abzuhängen. Auf keinen Fall sollten Sie sich auf lange Diskussionen darüber einlassen, in denen Ihr Gegenüber Sie zwingt, sich zu rechtfertigen. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie und Ihre Arbeit wertgeschätzt und respektiert werden. Sie haben es verdient!

Herzlich grüßt Sie
Ihre Gertrud Zeller

Die Autorin:

Gertrud Zeller

20-jährige Berufserfahrung im Chefsekretariat. Seit 1999 selbstständige Seminarleiterin. Sie ist Mitinhaberin des Unternehmens "Die Seminarschneider" und "Trainerin aus Leidenschaft". Frau Zeller hat einen Lehrauftrag für Rhetorik, Präsentation und Besprechungsmanagement an der Hochschule Pforzheim und ist außerdem für viele Seminaranbieter und eigene Kunden tätig. Ihr Herz schlägt vor allen Dingen für die Themen Präsentation, Veranstaltungsmanagement, Protokollführung und besonders für alle Themen rund um das Sekretariat. Durch ihre langjährige praktische Erfahrung im Assistenzbereich versteht es Frau Zeller bereits von der ersten Minute an im Seminar sehr praxisnah zu berichten und zu handeln.

Hier finden Sie die aktuellen Seminartermine von Gertrud Zeller.

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