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Eine Frage der Moral

18.04.2013  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Baudienst.

Pressekommentare zur Expertenkommission für Großprojekte

Elbphilharmonie
"Und kenn' ich das Ergebnis schon, dann gründ' ich eine Kommission." - Haben derzeit keine gute Presse: Großprojekte wie die Hamburger Elbphilharmonie. Foto: Martin Migge [Lizenz: CC BY-ND]

Die "Neue Osnabrücker Zeitung" möchte nicht in Bundesbauminister Ramsauers Optimismus einstimmen:

Osnabrück (ots) - Man muss nicht böswillig sein, wenn einem beim Thema Großprojekte drei Stichworte einfallen: Pleiten, Pech und Pannen. Immer wieder sorgen Verzögerungen, Fehlplanungen oder steigende Kosten für Schlagzeilen. So war und ist es bei der gigantischen Elbphilharmonie in Hamburg, beim großen Flughafen Berlin Brandenburg und beim ehrgeizigen Bahnprojekt Stuttgart 21.

Angesichts dieser miesen Erfahrungen kann man nur begrüßen, dass Experten nun Lehren aus den Fehlern der Vergangenheit ziehen sollen. Schließlich hat Deutschland einen Ruf als Techniknation zu verlieren.

Allein: Die Expertenkommission, die sich jetzt ans Werk macht, wird das Rad nicht neu erfinden. Das macht schon ihr Untersuchungsauftrag deutlich. Darin finden sich Stichworte wie Risikopuffer, ständige Kostenkontrolle, enge Zusammenarbeit von Planern und Ausführenden. Auch sollen die Fachleute mit Blick auf pünktliche Vertragserfüllung über Bonus- und Malus-Systeme nachdenken. Kurzum: Neues ist nicht zu erwarten. Man wundert sich vielmehr, mit welcher Penetranz altbekannte Regeln immer wieder auf verantwortungslose Weise missachtet werden.

Dafür gibt es nur eine Erklärung: Beim Umgang mit Steuermitteln sitzt das Geld locker. Jeder versucht zu profitieren, so gut er kann - Unternehmen ebenso wie Politiker, die sich gerne mit Großprojekten schmücken. An dieser fatalen Moral wird wohl auch die Expertenkommission nichts ändern.

 

Auch die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" setzt nicht allzugroße Hoffnungen in die Kommission - aber ein paar kleine dann doch:

Essen (ots) - Und kenn' ich das Ergebnis schon, dann gründ' ich eine Kommission. So lautet ein geflügeltes Wort in der Politik. Trifft es zu, wird bei der nun gegründeten Reformkommission Bau von Großprojekten nicht viel herauskommen. Und darauf deutet manches hin. Die Experten sollen einen Leitfaden zur Planung und Durchführung von teuren Bauvorhaben entwickeln. Doch wesentliche Knackpunkte für immer neue Kostenüberschreitungen oder Bauverzögerungen lassen sich nicht per Federstrich beseitigen.

Da müssten sich die Politiker zunächst an die eigene Nase fassen. Ihr Bedürfnis nach weithin sichtbaren Prestigebauten ist ein wichtiger Grund für Probleme. Projekte werden überdimensioniert angelegt und künstlich billig gerechnet. Darüber hinaus sind die Großplanungen so komplex und langfristig angelegt, dass verlässliche Aussagen über die tatsächlichen Kosten und Zeitpläne eine unrealistische Erwartung sind. Trotzdem sollten Standards für Großvorhaben gesetzt werden. Damit ließe sich wenigstens die Verantwortung für Pleiten leichter zuordnen. Das führt dann hoffentlich zu einem verantwortungsvollerem Umgang mit Steuergeldern. Mehr ist nicht zu erwarten.

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