30.09.2021 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Barmer GEK.
Darin wurden erstmals das Angebot und die Akzeptanz digitaler Hebammenbetreuung in einer großen Befragungsstudie untersucht. Befragt wurden Barmer-versicherte Frauen, die zwischen Mai und November 2020 geboren haben, und freiberuflich tätige Hebammen. Demnach beurteilt eine Mehrheit der Frauen, die digitale Hebammenversorgung in Anspruch genommen hat, solche Angebote mit „sehr gut“ (74,1 Prozent) und „gut“ (18,8 Prozent). „Wie vieles andere, hat Corona auch die bisher übliche Präsenzbetreuung werdender Mütter durch Hebammen aufgrund der Kontaktbeschränkungen erschwert. Wir freuen uns, dass sich die digitale Hebammenbetreuung als Ergänzung zum persönlichen Kontakt etabliert hat“, sagt Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer. Für die Studie seien Antworten von 1.821 Frauen und 1.551 Hebammen ausgewertet worden. Der GKV-Spitzenverband und die Berufsverbände der Hebammen hatten schnell auf die Pandemiebedingungen reagiert und schon im März 2020 die digitale Hebammenbetreuung ermöglicht.
In der Studie habe mehr als jede zweite Schwangere angegeben, dass ihre Hebamme ihr ein digitales Betreuungsangebot gemacht habe. „Viele Hebammenleistungen lassen sich auch digital durchführen. Dazu gehören zum Beispiel Kurse zur Geburtsvorbereitung, zur Rückbildung und Beratungen“, sagt Ursula Jahn-Zöhrens vom Deutschen Hebammenverband. 64,5 Prozent der befragten Hebammen hätten solche Angebote als sinnvolle Ergänzung angesehen. 62,7 Prozent der Hebammen würden es begrüßen, wenn es auch nach der Pandemie digitale Betreuungsmöglichkeiten gäbe. 52,3 Prozent der befragten Frauen fänden die digitalen Angebote genau richtig oder wünschten sich deren weiteren Ausbau.
Sowohl in der Schwangerschaft als auch im Wochenbett nähmen die Frauen digitale Angebote gut an. Frauen, die von einer Hebamme betreut wurden, nutzten solche Angebote zusätzlich zum direkten Kontakt zu 38,5 Prozent, im Wochenbett seien es noch knapp 29 Prozent. Dabei unterschieden sich einzelne Leistungen zum Teil deutlich. Das Kennenlernen finde zumeist im direkten Kontakt statt (84,3 Prozent). Bei Fragen nach der Geburt hole sich hingegen etwa jede Zweite auf digitalem Wege Rat. Rückbildungskurse fänden häufiger digital als in Präsenz statt (38,1 versus 32,9 Prozent). Im Wochenbett legten aber fast alle Befragten großen Wert auf die direkte Anwesenheit ihrer Hebamme (98,1 Prozent). „Nicht alle Hebammenleistungen sind gleich gut digital zu erbringen. Körperliche Untersuchungen der Frau und des Kindes sowie diagnostische Verfahren erfordern die physische Präsenz der Hebamme, da ansonsten Anzeichen von gesundheitlichen Problemen nicht erkannt werden können. Kurse und Beratungen sind prädestiniert für die Digitalisierung“, betont Prof. Dr. Nicola H. Bauer, Professorin für Hebammenwissenschaft an der Hochschule für Gesundheit in Bochum und Leiterin des Autorinnenteams der Studie.
Die Corona-Pandemie habe, so zeige die Befragung, das Leistungsangebot der Hebammen erweitert. „Rund zwei Drittel der Hebammen schafften Geräte wie Webcams, Headsets oder Computer an, um ihre Leistungen digital anbieten zu können. Dies geschah in sehr kurzer Zeit und stellte die Hebammen aber auch vor Herausforderungen bezüglich Finanzierung, Technik und Datenschutz“, sagt Jahn-Zöhrens. Wie die befragten Frauen sähen auch die befragten Hebammen Wege- und Zeitersparnis als klare Vorteile der Digitalangebote. Das ermögliche unter anderem auch, mehr Frauen zu betreuen. Schwangere wie Hebammen sähen die digitale Hebammenbetreuung in der Schwangerschaft und im Wochenbett als sinnvolle Ergänzung zum persönlichen Kontakt. Der Ausbau der digitalen Betreuung dürfe aber nicht zu Lasten der aufsuchenden Betreuung gehen. „Die Corona-Pandemie hat sich auch in der Betreuung Schwangerer als Treiber der Digitalisierung erwiesen. Kassen und Hebammenverbände haben schnell gute Lösungen im Sinne der Schwangeren gefunden. Daraus wurden gute Erfahrungen gewonnen und Hemmschwellen abgebaut, was letztlich den Schwangeren und Hebammen gleichermaßen hilft“, resümiert Barmer-Vorstandschef Straub.
Bild: Phimak (Adobe Stock, Adobe Stock Standardlizenz)
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