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Deutschlands berühmtester Leuchtturm wird Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst

28.10.2010  — none .  Quelle: none.

Der in der Außenweser gelegene Leuchtturm „Roter Sand“ wird am kommenden Sonntag aus Anlass seines 125-jährigen Jubiläums von der Bundesingenieurkammer mit dem Titel "Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland" ausgezeichnet und mit einer reich illustrierten Broschüre gewürdigt.

Die Auszeichnung findet am 31. Oktober 2010 im Rahmen der Ausstellungseröffnung „125 Jahre Leuchtturm Roter Sand“ im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven statt. In einem Festakt mit der niedersächsischen Ministerin für Familie und Soziales, Frau Aygül Özkan, werden Vertreter der Bundesingenieurkammer dem Eigentümer die Ehrentafel überreichen.


Der Leuchtturm "Roter Sand" in der Außenweser (Nordsee). Er steht unter Denkmalschutz und war das erste Offshore-Bauwerk der Welt.
Foto: Markus Jastroch (© CC-BY-SA-2.0)
Mit der Titelvergabe würdigt die Bundesingenieurkammer eines der wichtigsten Ingenieurbauwerke Deutschlands, das exemplarisch für die hohe Bauingenieurkunst im ausgehenden 19. Jahrhundert steht.

Der am Rande der Außenweser gelegene Leuchtturm „Roter Sand“ war das erste feste Leuchtfeuer im offenen Meer, das mit Hilfe der Caisson-Technik auf dem Treibsand errichtet wurde. Er gilt als das erste Offshore-Bauwerk der Welt.

Die an seinem Bau beteiligten Wasserbauingenieure vollbrachten mit der bahnbrechenden Konstruktion eine ingenieurtechnische Pionierleistung, die sie zu Wegbereitern der modernen Offshore-Windenergietechnik gemacht hat. Unter schwierigsten Bedingungen und mit bescheidenen technischen Hilfsmitteln ist es ihnen vor 125 Jahren gelungen, ein Bauwerk zu realisieren, das wie kein anderes zu einem Symbol norddeutscher Ingenieurbaukunst geworden ist.

Aus ingenieurtechnischer Sicht ist der so genannte Caisson der wichtigste Teil der Konstruktion. Dabei handelt sich um einen ellipsenförmigen, hohlen Gründungskörper aus Stahl. Dieser wurde im Jahr 1884 mit Hilfe des damals neuartigen Druckluftverfahrens 22 Meter unter Niedrigwasser in den Meeresboden eingespült. Fest im Meeresgrund steckend, ist er nur bei Niedrigwasser zu sehen und trägt die markante Turmkonstruktion. Diese vermittelt mit ihrer vergleichsweise gedrungenen Gestalt, dem eigenwilligen Schwung, den drei Rund-Erkern des Kopfes und dem rot-weiß-schwarzen Anstrich den Eindruck eines trutzigen, burgenähnlichen Bauwerks.

Der Leuchtturm „Roter Sand“ ist das siebente Ingenieurbauwerk, das als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst ausgezeichnet wird. Er steht nunmehr in einer Reihe mit so prominenten Ingenieurbauwerken wie dem alten Schiffshebewerk Niederfinow oder der Göltzschtalbrücke.

Technische Daten

Der Leuchtturm „Roter Sand“ ist ein viergeschossiges, stahlummanteltes Bauwerk mit drei auskragenden Runderkern und einer Laterne. Die Höhe der gesamten Turmkonstruktion mit Caisson, Turmsockel und Oberteil beträgt 52,50 m, wobei der höchste Punkt 30,7 m über Niedrigwasser herausragt.

Die Gründung besteht in einem ovalen, 14 m langen und 11 m breiten Caisson mit 10 mm dicken Eisenwänden, die bei Baubeginn eine Höhe von 18,5 m besaßen und im Zuge der Bauarbeiten ständig erhöht wurden.

Der 8 m hohe, kreisrunde Turmsockel hat einen Durchmesser von 10,3 m und verjüngt sich bis auf 7 m. Über diesem Fundament erhebt sich der eigentliche, konkav geschwungene Turm auf rundem Grundriss, der im unteren Bereich einen Durchmesser von 10,30 m besitzt und sich an der Spitze bis auf einen Durchmesser von 5,10 m verjüngt. Auf dem Turmsockel stehen die jeweils 4,3 m hohen vier Geschosse mit dem abschließenden Laternenraum und den drei Erkern. Der Turm erhielt einen dreifarbigen Anstrich, bestehend aus einem schwarzen Sockel unter rot-weiß-gestreiftem Schaft, wobei die Erkerebene rot gefasst ist. Auf der das Laternengehäuse umgebenden Galerie befanden sich die Flaggenstangen für die Signalgebung, der Blitzableiter und ein Boot.

Der Einstieg in den Turm liegt auf Kellerniveau und wird von unten über eine Metallsprossenleiter erreicht. Die höheren Geschosse erschließt eine entlang der Wand geführte schmale Eisentreppe. Über eine eiserne Wendeltreppe im nordöstlichen Erker gelangt man ins Galeriegeschoss mit der Laterne. Hier wurde das Hauptfeuer installiert, mit Gürteloptik und Petroleumglühlicht sowie Blendenapparat.

Und heute?

Die letzte Besatzung verließ den Leuchtturm in den 60er Jahren. Seine Funktion übernahm der Leuchtturm „Alte Weser“. Der „Rote Sand“ diente der Schifffahrt bis zum 11. November 1986 nur noch als Tagessichtzeichen und bildete nachts mit seinem durch Propangas versorgten Nebenfeuer das Gegenfeuer zum Leuchtturm „Hoheweg“ und zwei Quermarkenfeuer in dem Fahrwasser „Alte Weser“.

Nach einer aufwendigen Renovierung bestimmt heute der Zustand der Stilllegung das Erscheinungsbild des Turmes. Besucher haben jetzt die Möglichkeit, als Tagestouristen einen Einblick in die Geschichte und das Leben auf dem Turm zu bekommen. Übernachtungen auf dem Turm sind auf eine oder zwei Nächte beschränkt und regelmäßig ausgebucht. Die Fahrten werden für Touristen nur in den Sommermonaten angeboten, da in den übrigen Zeiten in der Regel zu hoher Wellengang herrscht und ein Anlegen am Turm lediglich bis zu einer Windgeschwindigkeit von maximal 4 Windstärken gefahrlos durchgeführt werden kann.


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Quelle: Bundesingenieurkammer
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