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Deutschland braucht keine Anti-Stress-Verordnung

01.08.2019  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa).

Eine aktuelle Umfrage zu arbeitsbedingtem Stress hat ergeben, dass sich 2/3 der Befragten im Job gestresst fühlen*. Als Hauptursachen wurden Zeitdruck und ein schlechtes Betriebsklima genannt. Ein Ergebnis, das zunächst aufhorchen lässt und den DGB veranlasst hat, erneut die sogenannte Anti-Stress-Verordnung zu fordern.

Niemand möchte dauerhaft unter Zeitdruck arbeiten und sich in einem unangenehmen Arbeitsklima bewegen. Aber lassen sich diese Faktoren durch eine Anti-Stress-Verordnung beheben? Dr. Catharina Stahn, wissenschaftliche Expertin des ifaa – Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft e. V., sagt: „Nein, es gibt aber Werkzeuge, die zu einer guten Unternehmenskultur beitragen können.“ Sie erläutert die Hintergründe.

Eine gute Unternehmenskultur entsteht im Zusammenspiel aller im Betrieb

Psychische Störungen können nicht allein auf ungünstige Arbeitsbedingungen zurückgeführt werden. Eine Anti-Stress-Verordnung wird den individuellen Bedürfnissen sowohl der Beschäftigten als auch der Unternehmen nicht gerecht und stellt keine passende Lösung für arbeitsorganisatorische und kulturelle Probleme dar. Ein negatives Arbeitsklima lässt sich nicht durch Verordnungen und Regelungen verbessern. Wichtig ist, dass alle im Unternehmen an einer gesunden Unternehmenskultur arbeiten und zum Beispiel Regeln zum Umgang miteinander aufstellen und diese einhalten. Selbstverständlich sind hier Unternehmensleitung und Führungskräfte besonders gefordert.

Die Werkzeuge sind bereits da

Mit der Gefährdungsbeurteilung können Faktoren aufgedeckt und idealerweise beseitigt werden, die sich als Auslöser hinter einem schlechten Arbeitsklima verstecken. Auch das Thema „Zeitdruck“ als psychischer Belastungsfaktor sollte in diesem Rahmen betrachtet werden. Hier können zum Beispiel auch arbeitsorganisatorische Maßnahmen helfen. Alle Beteiligten sollten gemeinsam nach praktikablen Möglichkeiten suchen, um das Problem anzugehen. Die Gefährdungsbeurteilung eignet sich auch dazu, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Nehmen psychische Störungen tatsächlich zu?

„Dass in den letzten Jahren eine Zunahme psychischer Störungen verzeichnet wurde, lässt sich auch darauf zurückzuführen, dass Hausärzte, die oft medizinischer Erstkontakt sind, mittlerweile eher eine psychische Störung in Betracht ziehen, auch wenn ein Patient über körperliche Beschwerden (z. B. Rückenschmerzen) klagt. Außerdem haben sich besonders bei jüngeren Männern Vorbehalte gegenüber psychischen Störungen reduziert“, so die Expertin des ifaa.

Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen verursachen vergleichsweise wenige Betroffene mit einer psychischen Störung viele Arbeitsunfähigkeits-Tage. Die Ursachen für psychische Störungen sind vielfältig. Kommen bei einem Menschen mit einer gewissen „Anfälligkeit“ für die Entwicklung einer psychischen Störung bestimmte Risikofaktoren (z. B. schwerwiegende Erlebnisse, gestörte Stoffwechselprozesse im Gehirn) hinzu, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer psychischen Störung.

Stahn fasst zusammen: „Dauerhafte ungünstige Arbeitsbedingungen können sich negativ auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirken, führen aber nicht automatisch zur Ausbildung einer psychischen Störung. Es sollte doch im Interesse von Arbeitgebern und Arbeitnehmern liegen, den Arbeits- und Gesundheitsschutz hochzuhalten, durch Präventionsmaßnahmen Unfälle zu verhüten, Fehlzeiten zu senken und den Gesundheitszustand zu verbessern.“

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