04.07.2017 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.
Das Bundesbauministerium (BMUB) und der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW gehen daher gemeinsam mit der Bundesarchitektenkammer und der Bauindustrie – beides Partner aus dem Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen – mit einer Ausschreibung für "Serielles Bauen" neue Wege, um den Bau preisgünstiger Wohnungen in hoher Qualität zu beschleunigen.
Dazu wurde heute ein europaweites Ausschreibungsverfahren gestartet. Ziel ist es, eine Rahmenvereinbarung über den Neubau von mehrgeschossigen Wohngebäuden in serieller und modularer Bauweise mit mehreren Bietergemeinschaften aus Planung und Ausführung abzuschließen. Dies bietet insbesondere öffentlichen Wohnungsunternehmen die Möglichkeit, ohne weitere Verfahren Angebote aus der Rahmenvereinbarung lokal angepasst direkt zu realisieren. Dies sollte die Vorlaufzeiten für Bauvorhaben wesentlich verkürzen. Damit setzen die Partner ein wesentliches Ergebnis der Baukostensenkungskommission um. Gesucht werden neue, innovative Konzepte des Wohnungsbaus, die in wenigen Monaten bereits in Deutschlands Städten für zeitgemäßen Wohnraum und eine Marktentlastung sorgen können.
Bundesbauministerin Barbara Hendricks: "Serielles Bauen kann einen Beitrag zum bezahlbaren Wohnen leisten und sollte daher forciert werden. Industrielle Bauweisen kommen bislang noch zu wenig zum Zuge, weil häufig die Voraussetzungen einer wirtschaftlichen Auftragsgröße nicht erfüllt sind. Als Ergebnis der von mir eingesetzten Arbeitsgruppe ‚Serielles Bauen‘ starten wir deshalb heute eine europaweite Ausschreibung, die sich an innovative Partnerschaften von Planern und Bauausführenden richtet. Wir wollen, dass das standardisierte Bauen den Rohbau und auch Ausbaukomponenten schnell und preiswert macht und dass die Baukultur dabei nicht verloren geht. Es geht auch um vernünftige Grundrisse, selbstverständlich auch variabel, mit wenig Verkehrsfläche. Wir wollen nicht an Qualität verlieren und unsere Städte sollen deswegen auch nicht uniform aussehen. Ich will weder Abstriche bei der Baukultur machen, noch bei den energetischen Voraussetzungen."
Axel Gedaschko, Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen: "Wir müssen es schaffen, dass für die Mitte der Bevölkerung neu gebaute Mietwohnungen auch ohne Förderung wieder bezahlbar werden. Erstmals schließen sich deshalb maßgebliche Akteure des Wohnungsbaus zusammen, um in enger partnerschaftlicher Zusammenarbeit innovative Lösungen für den Mietwohnungsneubau zu entwickeln. Die innovativen Baukonzepte sollen vier Dinge vereinen: Zeitersparnis beim Bau, reduzierte Baukosten, eine hohe architektonische und städtebauliche Qualität sowie die Berücksichtigung baukultureller Belange. Wir brauchen in Deutschland ein Neubau-Klima. Denn in den Städten haben insbesondere Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen Schwierigkeiten, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Insgesamt werden pro Jahr 80.000 zusätzliche Mietwohnungen im geförderten Bereich und rund 60.000 Mietwohnungen im bezahlbaren Segment benötigt."
Barbara Ettinger-Brinckmann, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer: "Das serielle Bauen hat vor dem Hintergrund der Wohnungsnot neue Aktualität. Wir wollen das schnelle und preisgünstige Bauen mit hoher gestalterischer Qualität verbinden. Nur gut gestaltete Wohnungen und Häuser erfreuen sich über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte großer Beliebtheit und Anziehungskraft. Der Bedarf nach neuem und bezahlbarem Wohnraum ist besonders in den Städten groß. Die Herausforderung für Städte und Gemeinden, für öffentliche und private Bauherren besteht darin, geeignete Flächen zu finden, auf denen gebaut werden kann. Hier gilt es, die urbanen Räume zu verdichten, um nicht nur die bestehende Infrastruktur wirtschaftlich zu nutzen, sondern auch neue Großsiedlungen mit all ihren Problemen zu vermeiden. Es wird keine neuen Plattenbausiedlungen geben. Die Architekten und Stadtplaner sehen einen langfristigen Erfolg des seriellen Wohnungsbaus zwingend mit integrierten Stadtentwicklungskonzepten verknüpft."
Marcus Becker, Vizepräsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB): "Heute gilt es mehr denn je, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, wie Wohnungen in großer Stückzahl und in angemessener architektonischer Qualität in kurzer Zeit errichtet werden können. Dazu gehört auch die verstärkte Nutzung des seriellen und modularen Bauens. Statt teure Unikate zu fertigen, müssen künftig stärker Prototypen geplant und deutschlandweit in Serie umgesetzt werden. Für mich als Bauunternehmer steht aber auch fest: Wenn schnell und kostengünstig gebaut werden soll, muss Bauen partnerschaftlicher organisiert werden. Ich freue mich deshalb, dass mit der Ausschreibung der Rahmenvereinbarung Wohnungswirtschaft, planende und bauausführende Wirtschaft gemeinsam Neuland betreten wollen. Im Unterschied zur üblichen getrennten Ausschreibung von Planungs- und Bauleistungen sollen in der vorliegenden Ausschreibung Planungs- und Bauleistungen ‚aus einer Hand‘ abgefragt werden – mit dem erklärten Ziel, die Effizienzvorteile einer partnerschaftlicheren Projektbearbeitung von Planern und Bauunternehmen auszuloten."
Es ist beabsichtigt, eines oder mehrere Konzepte aus der Rahmenvereinbarung als Prototypen im Rahmen der IBA Thüringen 2019/2021 zu präsentieren. Dies ist ein wesentliches Element, um serielle und modulare Bauweisen zu forcieren. Auf diese Weise können auch alle theoretischen Angaben – beispielsweise zu Baukosten, technischer Machbarkeit, Prozessoptimierung der Produktion, Vorfertigungsgrad und bestmöglicher Digitalisierung – praxisgerecht evaluiert werden. In der Landeshauptstadt Erfurt werden dafür städtebaulich sehr interessante Flächen unmittelbar am Gelände der Bundesgartenschau 2021 zur Verfügung gestellt. Dies bietet ausgewählten Wettbewerbsteilnehmern die Möglichkeit, ihre zukunftsweisenden Lösungen für modernste serielle Fertigung einer breiten Öffentlichkeit mit hohem Aufmerksamkeitsgrad vorzustellen.
Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen vertritt als größter deutscher Branchendachverband bundesweit und auf europäischer Ebene rund 3000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen. Sie bewirtschaften rd. 6 Mio. Wohnungen, in denen über 13 Millionen Menschen wohnen. Der GdW repräsentiert damit Wohnungsunternehmen, die fast 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland bewirtschaften.
Die Bundesarchitektenkammer e. V. (BAK) ist ein Zusammenschluss der 16 Länderarchitektenkammern in Deutschland. Sie vertritt auf nationaler und internationaler Ebene die Interessen von circa 130.000 Architekten gegenüber Politik und Öffentlichkeit
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie vertritt die Interessen von 2000 großen und mittelständischen Unternehmen der deutschen Bauindustrie. Als Generalunternehmen, Spezialbauunternehmen oder Nachunternehmen erwirtschaften sie knapp die Hälfte des Umsatzes im deutschen Bauhauptgewerbe. Mit 250.000 Mitarbeitern stellen sie ein Drittel der Beschäftigten. Als Wirtschaftsverband vertritt der HDB die Interessen der deutschen Bauindustrie gegenüber Gesetzgeber, Regierung und Verwaltung. Als Arbeitgeberverband ist er Partner bei Tarifverhandlungen und engagiert sich im Bereich der betrieblichen und überbetrieblichen Ausbildung.
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