17.12.2014 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Baudienst.
BER-Chef Hartmut Mehdorn zieht sich zurück. Die Westfalenpost zieht Bilanz: Auch ein geordnetes Chaos ist immer noch ein Chaos.
Hagen (ots) - Bisher haben sich noch nicht viele Menschen gefunden, die seine Entscheidung bedauern. Hartmut Mehdorn zählt nicht gerade zu den Sympathieträgern des Landes. Zugegeben: Der Mann war sich nicht zu schade, unpopuläre (und auch deswegen fürstlich entlohnte) Aufgaben zu übernehmen. Er sanierte die Bahn mit zweifelhaftem Erfolg und versuchte, den Absturz von Air Berlin zu stoppen. Beliebtheitspreise konnte der selbsternannte Sanierer damit nicht gewinnen, doch unser Mitleid hält sich in Grenzen.
Mehrdorn ist mit dem Projekt Hauptstadtflughafen gescheitert - auch wenn er jetzt behauptet, er habe das Chaos in gut zwei Jahren an der Spitze der Geschäftsführung geordnet. Denn auch ein geordnetes Chaos ist immer noch ein Chaos. Der Flughafen in Berlin ist die Lachnummer des Jahrzehnts. Daran konnte auch Mehdorn nichts ändern. Im Gegenteil: Das Image des Großprojekts ist einer Industrienation nicht würdig, das Gerangel um Termine und Brandschutz schadet dem Standort Deutschland.
Kann sein, dass es wirklich klappt mit der Eröffnung in der zweiten Hälfte 2017, also sechs Jahre nach Plan. Ist aber auch egal, denn den Vorhersagen glaubt ohnehin niemand mehr. Der Flughafen ist nur noch ein Fall für Satiresendungen.
Weil sein Rückhalt im Aufsichtsrat bröckelt und das ständiges Verlangen nach mehr Geld nur noch Ablehnung hervorruft, zieht Mehdorn jetzt die Konsequenzen. Der Regierende Bürgermeister und Aufsichtsratschef Wowereit ist schon weg, Mehdorn auf dem Abflug: Demnächst wird niemand mehr die Verantwortung übernehmen für das Desaster in Berlin.
Auch die Mitteldeutsche Zeitung trauert nicht.
Halle (ots) - Es blieb dem Aufsichtsrat aber auch keine andere Wahl, als Mehdorn rauszuwerfen. Anders wäre die Erneuerung der Flughafengesellschaft, für die unter anderem völlige Transparenz versprochen wurde, unglaubhaft. Mehdorn stand für genau das Gegenteil, für Ignoranz gegenüber der Öffentlichkeit, für Geheimniskrämerei und arrogantes Auftreten. Und nicht jede Verzögerung am Bau, jede falsche Personalentscheidung ist seinen geschassten Vorgängern anzulasten. Auch Mehdorn hat gehörigen Anteil an den schlechten Nachrichten aus Schönefeld. Der Aufsichtsrat hat ihm einen sauberen Abgang gewährt. Er durfte den Eröffnungstermin des Flughafens bekanntgeben. Es nützt ihm nur nichts mehr. Hartmut Mehdorn ist ab sofort Vergangenheit.
Für die Thüringische Landeszeitung war „Mehdorns Abflug” zu erwarten.
Weimar (ots) - Keine Frage: Der Rückzug von Hartmut Mehdorn, der für etwa zwanzig Monate den Chefposten am neuen Hauptstadtflughafen inne hatte, ist nur ein weiteres Glied in einer schier endlosen Pannenserie bei diesem verkorksten Projekt. Und dennoch kommt sein Schritt nicht überraschend, was nicht allein an den Querelen mit dem Aufsichtsrat liegen dürfte.
Mehdorn mag zwar einer sein, der nicht so schnell hinwirft, als Krisenmanager aber hat er sich bisher durchaus nicht immer bewährt, auch wenn das gern behauptet wird. Unvergessen ist, wie Mehdorn in seiner Zeit als Bahnchef nach der ICE-Katastrophe bei Eschede agierte. Nicht vergessen ist, dass er angesichts von 101 Toten die Sensibilität einer Abrissbirne an den Tag legte, mit dem Unglück in einer für die Opfer demütigenden Art und Weise umging und den Verletzten und Hinterbliebenen eine Entschuldigung verweigerte. Es sollte 15 Jahre dauern, bis sich sein Nachfolger zu dieser Geste durchrang und damit ein für die Bahn unrühmliches Kapitel schloss, das auf alle Zeit mit dem Namen Mehdorn verbunden bleiben wird.
Und nun zeigt sich ausgerechnet ein solch harter Hund angefasst und extrem dünnhäutig und kommt der Überprüfung seiner Arbeit durch externe Fachleute mit seinem angekündigten Rückzug zuvor. Womöglich war das auch das Ziel der Übung, womöglich wollte die brandenburgische Landesregierung den einstigen Hoffnungsträger so schnell wie möglich wieder loswerden.
Topmanager wachsen zwar nicht auf Bäumen, aber es gibt durchaus einige, die für den Chef-Posten in Frage kämen. Natürlich ist fraglich, ob beispielsweise die erfolgreichen Flughafenmanager von Köln/Bonn oder München nach Berlin wechseln würden, wo der Fertigstellung des Airports neben der Technik auch eine überforderte Flughafengesellschaft im Wege steht.
Genau das hat Hartmut Mehdorn gewusst. Und sich für den früheren Abflug entschieden.
Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung fragt sich, wer es denn dann packen soll.
Essen (ots) - Airbus, Heidelberger Druck, Bahn, Air Berlin, zuletzt also BER-Chef: Die Liste der Unternehmen, die Hartmut Mehdorn an vorderster Front geprägt hat, gleicht einem Auszug aus dem Who-is-Who der deutschen Wirtschaft. Der 72-jährige passionierte Ruderer, der Ende der 1990-er Jahre als RWE-Vorstandsmitglied für Nicht-Energie-Bereiche auch ein gut einjähriges Gastspiel an der Ruhr gab, zählt zu den erfolgreichsten Top-Managern der letzten Jahrzehnte. Er gilt auch als einer der umstrittensten. Doch trotz aller Kritik an seinem oft hemdsärmeligen Führungsstil: Mehdorn, diesem harten Hund, traute man zu, die aberwitzige Pannenserie am Berliner Großflughafen-Projekt in den Griff zu bekommen.
Am Freitag hatte der BER-Aufsichtsrat in aller Vorsicht erstmals wieder einen Fertigstellungstermin für Deutschlands peinlichste Großbaustelle in Aussicht gestellt. Gleichzeitig wurde Mehdorn signalisiert, dass er im Herbst 2017 als Chefpilot nicht mehr erwünscht ist. Die Gesellschafter werden sicher einkalkuliert haben, dass Mehdorn so etwas nicht hinnehmen würde. Fraglich, ob sie auch einkalkuliert haben, wie es mit BER weitergeht, wenn dort selbst einer wie Mehdorn scheitert.
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