12.07.2018 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Immowelt AG.
Die Bundesregierung will mit dem Baukindergeld Familien den Weg ins Wohneigentum erleichtern. Wie stark der Effekt beim Immobilienkauf ist, unterscheidet sich stark nach Region. Am meisten profitieren Familien in den ostdeutschen Bundesländern und in strukturschwachen Regionen wie etwa im nordöstlichen Bayern. Für Käufer in angespannten Wohnungsmärkten, ob urbane Zentren oder ländliches Umland, ist die Wirkung gering.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Kaufpreise in allen deutschen Stadt- und Landkreisen von immowelt.de. Demnach kostet in München eine familientaugliche Wohnung (mindestens 4 Zimmer, ab 80 Quadratmetern) inklusive aller Kaufnebenkosten im Median 569.993 Euro. Das Baukindergeld für eine Familie mit einem Kind beträgt über 10 Jahre 12.000 Euro oder anders ausgedrückt 2,1 Prozent vom Kaufpreis. Damit lassen sich nicht einmal ansatzweise die Kaufnebenkosten decken. Hinzu kommt, dass diese direkt nach dem Kauf anfallen, die Förderung aber auf 10 Jahre angelegt ist. Im südlich von München gelegenen Landkreis Starnberg ist die Quote sogar noch geringer: 1,2 Prozent des Immobilienpreises werden hier vom Staat übernommen – so wenig wie nirgendwo anders in Deutschland.
„In Ballungsräumen mit hoher Nachfrage und geringem Angebot haben sich die Immobilienpreise in den vergangenen Jahren so stark verteuert, dass das Baukindergeld kaum Wirkung zeigen wird“, sagt Immowelt-CEO Carsten Schlabritz.
München und dessen Speckgürtel sind dabei kein Einzelfall. Auch in Großstädten wie Hamburg (2,7 Prozent) oder Frankfurt (3 Prozent) sind die Immobilienpreise so hoch, dass das Baukindergeld den Immobilienkauf nicht attraktiver macht. „Durch das Baukindergeld wird sich die Eigentumsquote nicht wesentlich verändern – besonders in angespannten Wohnungsmärkten ist der Effekt zu gering“, erklärt Carsten Schlabritz. Doch nicht nur in den größten deutschen Städten ist die Wirksamkeit gering – auch in hochpreisigen Studentenstädten wie Wiesbaden (3,1 Prozent), Bamberg (3,2 Prozent) oder Darmstadt (3,2 Prozent) bekommen Familien mit einem Kind nur einen geringen Anteil des Kaufpreises als Förderung.
Insgesamt beträgt die Förderung in 176 von 401 Stadt- und Landkreisen weniger als 5 Prozent des mittleren Angebotspreises inklusive Nebenkosten. Vor allem in bayrischen Landkreisen ändert sich für Familien durch das Baukindergeld wenig. Unter den 20 Stadt- und Landkreisen mit den höchsten Immobilienpreisen und damit den niedrigsten Förderquoten befinden sich 18, die in Bayern liegen. Neben Starnberg weisen weitere Regionen um die Landeshauptstadt, wie die Landkreise München (1,7 Prozent), Miesbach (1,8 Prozent) oder Dachau (1,9 Prozent) die geringsten Quoten auf. Doch auch in anderen Bundesländern ist der Effekt gering: Im Main-Taunus-Kreis (Hessen), Bodenseekreis (Baden-Württemberg) oder Landkreis Stormarn (Schleswig-Holstein) beträgt der Anteil rund 3 Prozent.
Dass beim Effekt des Baukindergeldes keine Stadt-/Landverteilung feststellbar ist, zeigt, dass auch in Großstädten wie Leipzig (8,3 Prozent), Duisburg (6,8 Prozent) oder Essen (6,4 Prozent) die Quote relativ hoch ist. Die größten Profiteure von der geplanten Förderung sind Familien im Osten. Allein unter den 20 Stadt- und Landkreisen mit den höchsten Förderquoten liegen 16 in den neuen Bundesländern, darunter mit Chemnitz und Gera auch zwei Städte. Den größten Effekt spüren Familien im Kyffhäuserkreis in Thüringen. Vom mittleren Kaufpreis von 52.438 Euro für eine Immobilie mit mindestens 4 Zimmern werden dank Baukindergeld 22,9 Prozent vom Staat übernommen. Im sächsischen Vogtlandkreis (21,3 Prozent) und im Landkreis Mansfeld-Südharz (20,6 Prozent) in Sachsen-Anhalt liegt die Quote nur minimal darunter. Allerdings gibt es auch westdeutsche Regionen, in denen Familien stark profitieren – beispielsweise im niedersächsischen Landkreis Goslar (14,2 Prozent) oder in den bayerischen Landkreisen Hof (14 Prozent) oder Wunsiedel (13,8 Prozent).
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