16.02.2012 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie.
„Die von der Bundesregierung ausgerufene Energiewende ist ohne die Bauwirtschaft nicht zu bewältigen." Diese Einschätzung vertrat der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, RA Michael Knipper, in der Pressekonferenz zur Eröffnung der bautec 2012. In einem unsicheren gesamtwirtschaftlichen Umfeld mit nur schwer kalkulierbaren Auswirkungen auf die deutsche Bauwirtschaft sei die bauliche Umsetzung der Energiewende ein „Stabilitätsanker", der ein erhebliches Investitionspotential verspreche. Es sei daher nur folgerichtig, dass die energetische Gebäudeeffizienz auf der bautec besondere Aufmerksamkeit erfahre.
Für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende sei jedoch die Politik in der Pflicht, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. „Es ist ein Unding, wenn den politischen Zielvorgaben zur Senkung des Energieverbrauchs nicht auch entsprechende Taten folgen", so Knipper. Konkret bemängelte er die unzureichende Ausstattung der KfW-Programme zur energetischen Wohnungssanierung durch den Bund. Anstelle der mindestens notwendigen 2,5 Mrd. Euro stünden für das laufende Jahr lediglich 1,5 Mrd. Euro zur Verfügung, von denen derzeit aber erst 900 Mio. Euro durch das Bundesministerium der Finanzen freigegeben worden seien. Zudem müsse die Förderung des Ersatzneubaus anstelle nicht mehr sanierungswürdiger Wohnungsbestände in die KfW-Programme aufgenommen werden.
Eine „ähnliche Hängepartie" sieht Knipper in den seit Monaten laufenden Verhandlungen über die Förderung energetischer Sanierungsmaßnahmen von selbstgenutztem Wohneigentum. Ein Gesetzentwurf der Bundesregierung, der es auch Wohnungseigentümern möglich machen würde, Kosten für die energetische Sanierung ihrer Häuser steuerlich geltend zu machen, sei am vergangenen Mittwoch von Bundestag und Bundesrat wieder einmal „in die Warteschleife" geschoben worden. Knipper forderte die Länder nachdrücklich auf, das Gesetz nicht länger zu blockieren.
Bei der Fortschreibung der Energieeinsparverordnung (EnEV) forderte Knipper die Politik auf, „Augenmaß" zu bewahren. „Eine Verschärfung der EnEV-Standards könnte zu Investitionsattentismus führen, da die Wirtschaftlichkeit für die Investoren in Frage gestellt würde. Hier ist mehr Realismus erforderlich", so Knipper. Langfristig orientierte Kapitalanleger im Wohnungsbau bräuchten mehr Planungssicherheit.
Erhebliches Einsparpotential bestehe auch im Bestand öffentlicher und gewerblicher Bauten, ist Knipper überzeugt. Die Konjunkturprogramme hätten längst nicht alle Aufgaben gelöst. Von zunehmender Bedeutung sei zudem der industrielle Anlagenbereich. Isoliermaßnahmen seien hier „konkurrenzlos günstige Investitionen", die enorme Energieeinsparpotentiale bergen. Er verwies auf erste Ergebnisse einer Studie, nach der durch konsequente Dämmung der Industrieanlagen in Europa ein jährliches Energieeinsparvolumen erzielt werden könnte, das dem Energieverbrauch von 10 Millionen Haushalten entspreche.
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