25.10.2016 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Mercer Deutschland GmbH.
Deutschland liegt im Vergleich der Altersvorsorgesysteme in 27 ausgesuchten Ländern auf dem 12. Platz. Spitzenreiter bleibt Dänemark, gefolgt von den Niederlanden und Australien. Die Schlusslichter im Ranking sind Indien, Japan und Argentinien. Zu diesem Ergebnis kommt der heute veröffentlichte „Melbourne Mercer Global Pension Index 2016“. Dieser wurde vom Beratungsunternehmen Mercer bereits zum achten Mal in Kooperation mit dem Australian Centre for Financial Studies erstellt.
Die Studie untersucht und bewertet die Altersvorsorge verschiedener Länder hinsichtlich ihrer Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität. Dabei wurden neben den staatlichen Rentensystemen und der betrieblichen Altersversorgung auch private Vorsorgemaßnahmen berücksichtigt. In diesem Jahr hat sich der Index vor allem mit den Auswirkungen der raschen Alterung der Bevölkerung sowie mit der Frage befasst, inwieweit die Rentensysteme der einzelnen Länder auf den damit einhergehenden, beträchtlichen finanziellen Druck vorbereitet sind.
Dänemark hat sich den Spitzenplatz erneut unter anderem durch die solide Finanzierung, das hohe Vermögens- und Beitragsniveau sowie ein gut reguliertes privates Vorsorgesystem gesichert (80.5 von 100 möglichen Punkten).
Mit einem Gesamtindexwert von 59.0 hat sich das deutsche Rentensystem im Vergleich zum Vorjahr (62.0) um knapp drei Punkte verschlechtert, vor allem verursacht durch den Rückgang der Nettoersatzrate, d.h. die Nettorente im Verhältnis zum Lebenseinkommen. Im Bereich „Nachhaltigkeit“, der sich direkt auf die Zukunftsfähigkeit beispielsweise in Bezug auf die Finanzierung des Rentensystems bezieht, gab es deutliche Punktabzüge.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass in Deutschland nach wie vor umfassende Reformen nötig sind, um den finanziellen Druck zu senken und den demografischen Herausforderungen besser gerecht zu werden. „Wir werden nicht umhinkommen, das Renteneintrittsalter in gewisser Weise auch an die Lebenserwartung bzw. deren Steigerung zu koppeln. Dafür ist es aber notwendig, die entsprechenden Voraussetzungen und Anreize zu schaffen, da eine bloße Erhöhung des Renteneintrittsalters einer versteckten Rentenkürzung gleich käme. Darüber hinaus ist es notwendig, den eingeschlagenen Weg zur Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung – vor allem in kleineren und mittleren Unternehmen – nun auch konsequent weiter zu verfolgen“, erläutert Udo Müller, Rentenexperte bei Mercer in Deutschland.
Erreicht werden kann dies durch folgende Maßnahmen:
„Die Bereitschaft, die notwendigen Reformen konkret in Angriff zu nehmen und nicht einfach auf die nächste Generation zu verschieben, ist in Deutschland derzeit größer denn je. Insbesondere die betriebliche Vorsorge wird in Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen müssen, um ein ausreichendes Rentenniveau zu gewährleisten. Sozialpartnermodell, Opting-out, stärkere steuerliche Flankierung der bAV und Zielrente sind Schlüsselbegriffe in der aktuellen Debatte und spiegeln genau die Defizite wider, die unsere Studie aufzeigt“, so Udo Müller weiter.
Der diesjährige Bericht enthält auch eine Projektion für den Altersquotienten. Dieser dürfte laut David Knox, Verfasser der Studie und Senior Partner bei Mercer, in zahlreichen Regionen die Alarmglocken läuten lassen. „Dabei fällt der Altersquotient sehr unterschiedlich aus: In Südafrika wird das Verhältnis zwischen Rentnern und Menschen im erwerbsfähigen Alter im Jahr 2040 voraussichtlich bei 1:7 liegen, in Japan dagegen wahrscheinlich bei 1:1,44.“
Auch für Deutschland wird ein ähnliches Ergebnis erwartet: 2040 könnten auf einen Rentner weniger als zwei Menschen im erwerbsfähigen Alter kommen. Knox zufolge sind diese Indikatoren zwar nicht vollständig zuverlässig, geben aber Hinweise auf Entwicklungen, die sich auf die Nachhaltigkeit und das Vertrauen der Menschen in die künftigen Rentenleistungen auswirken. „Indonesien ist ein interessantes Beispiel: Der relativ geringe Altenquotient wird durch eine vergleichsweise hohe Zahl älterer Erwerbstätiger und eine deutliche Anhebung des Renteneintrittsalters kompensiert“, erläutert Knox.
„Wie auch immer die Zahlen in den kommenden 40 Jahren aussehen werden – es ist kaum zu bezweifeln, dass die Menschen nach dem Renteneintritt immer länger leben“, fügt David Knox hinzu. Wenn sich am tatsächlichen und am gesetzlichen Renteneintrittsalter nichts ändere, steige der Druck auf die globalen Rentensysteme, und dies verringere die finanzielle Absicherung der älteren Mitbürger.
Die Lebenserwartung zum Zeitpunkt der Geburt ist in den meisten Ländern in den vergangenen 40 Jahren um 7 bis 14 Jahre gestiegen, d.h. im Durchschnitt alle vier Jahre um ein Jahr. Diese Entwicklung muss bei der Reform des Rentensystems berücksichtigt werden. Und was noch wichtiger ist: Die verbleibende Lebenserwartung eines 65-Jährigen hat sich in den vergangenen Jahren ebenfalls erhöht, wobei die Bandbreite von 1,7 Jahren in Indonesien bis 8,1 Jahren in Singapur reicht.
Die global sinkenden Geburtenraten hätten deutlich größere Auswirkungen als zahlreiche Regierungen und Staaten bisher angenommen haben, so Knox. „Es ist ein dringendes politisches Gebot, dass alle Länder – ganz gleich, wie groß sie sind und wie sie derzeit eingestuft werden – die erforderlichen Änderungen umsetzen, damit sie den durch die weltweite Alterung der Bevölkerung entstehenden Herausforderungen standhalten können.“
„Wir leben länger, verbringen einen größeren Teil unseres Lebens im Ruhestand und geben als Rentner mehr aus. Also müssen wir uns gut positionieren, um einen erfüllenden, angemessen finanzierten Ruhestand sicherzustellen“, so das Fazit von Professor Rodney Maddock vom Australian Centre for Financial Studies.
Zur Bewertung der einzelnen Länder wurden über 40 Indikatoren für erstrebenswerte Merkmale in allen Altersversorgungssystemen berücksichtigt.
Die Studie wird unterstützt von der Regierung des australischen Bundesstaates Victoria. „Mit einem starken Finanzdienstleistungssektor und einem großen Pool an Talenten bleibt Victoria wegweisend im Hinblick auf das Fondsmanagement, einem zentralen Bestandteil aller Pensions- und Rentensysteme“, sagt Wade Noonan, Victorian State Minister for Industry and Employment. „Durch unseren Future Industry Fund arbeitet die Regierung Victorias eng mit dem Finanzdienstleistungssektor zusammen, um für eine weitere Expansion, Investments und Beschäftigungswachstum zu sorgen.“