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Abbrecher kritisieren Ausbildungsbetriebe

21.06.2012  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: SOKA-BAU.

Studie "Ausbildung als Zukunft der Bauwirtschaft" // Zwei Drittel der jungen Bauprofis wollen Meister werden

Das F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen und SOKA-BAU stellen die Ergebnisse einer Studie zu Wünschen, Erfahrungen und Zielen von Berufseinsteigern in der Bauwirtschaft vor. Die Erkenntnisse der Studie leisten einen Mehrwert, um Strategien weiterzuentwickeln, durch die sich Fachkräfte am Bau gewinnen und binden lassen.

Und das ist in den kommenden Jahren eines der drängendsten Probleme, vor dem die Bauwirtschaft steht. Denn der Baubranche fehlt schon heute der Nachwuchs. Eine Auswertung der Arbeitnehmerzahlen von SOKA-BAU ergibt: Die Altersdekaden von 45 bis 54 Jahren (rund 136.000 gewerbliche Arbeitnehmer) und von 35 bis 44 Jahren (rund 119.000) sind personell am stärksten. Die Dekade der Auszubildenden und Gesellen im Alter von 15 bis 24 Jahren ist dagegen deutlich kleiner (rund 52.000). Das bedeutet: Wenn die heute 45- bis 54-Jährigen in Rente gehen, wächst - sofern die Ausbildungszahlen künftig nicht drastisch steigen werden - keine ausreichende Zahl junger Fachkräfte nach.

Deutlich mehr Rentner als Azubis

Bereits eine grobe Perspektivrechnung zeigt, dass die beschriebene Altersstruktur schon in den nächsten acht Jahren ganz wesentliche Herausforderungen für die Sicherung des Fachkräftebedarfs aufwirft. Die heutige Altersdekade von 55 bis 64 Jahren umfasst insgesamt rund 83.000 Beschäftige, die - unter Berücksichtigung eines durchschnittlichen Renteneintrittsalters von 62 Jahren - in den kommenden acht Jahren altersbedingt ausscheiden werden. Allein als Ersatz für diese Altersgruppe werden jährlich über 10.000 Berufsanfänger benötigt, die langfristig in der Branche verbleiben müssten. Bei gleichbleibenden Ausbildungszahlen und Abwanderungsquoten wird sich nur etwa die Hälfte der altersbedingten Austritte in der Bauwirtschaft ersetzen lassen.

Spaß am Job steht bei der Berufswahl im Vordergrund

Der Studie zufolge wählen junge Baueinsteiger ihren Ausbildungsberuf nach Interessen und Jobperspektiven: Vor allem die Kriterien Spaß an der Arbeit und im Betrieb, gute Berufsperspektiven und die private Anwendbarkeit der während der Ausbildung gelernten Fertigkeiten geben bei der Berufswahl den Ausschlag. Das bedeutet auch: Eine Ausbildung am Bau ist kein Notnagel, weil andere Ausbildungsplätze nicht zu bekommen sind.

Internet als Informationsmedium weit vorne

Unter den Informationsmedien ist das Internet mit großem Abstand die wichtigste Quelle. 91,3 Prozent der Azubis nutzten dieses Medium, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Dahinter folgt mit großem Abstand die Schule, die Informationsmaterial für den Einstieg in das Berufsleben bereitstellt (28,8 Prozent). Weniger wichtig waren den Azubis Broschüren und Flyer (19,6 Prozent), Messeveranstaltungen zur Berufswelt (17 Prozent), Zeitungen (11,2 Prozent) sowie Öffentlichkeitsveranstaltungen von überbetrieblichen Ausbildungszentren (9,9 Prozent).

Frühe Kontakte zum Betrieb sind wichtig

Die meisten Azubis haben sich mit klassischen Bewerbungen bei ihren Ausbildungsbetrieben vorgestellt, doch fast jeder zweite von ihnen stand bereits länger mit seinem Ausbildungsbetrieb in persönlichem Kontakt. Für die Bauprofis, von denen die meisten noch heute in ihren Ausbildungsbetrieben arbeiten, spielten frühzeitige Kontakte eine noch größere Rolle. Umgekehrt fand bei denjenigen, die ihre Berufsausbildung abgebrochen haben, das Kennenlernen häufig erst mit dem Beginn der Ausbildung statt. Vielen Abbrechern fehlte eine professionelle Beratung vorab. Der frühzeitige Kontakt und der intensive Abgleich der Erwartungen der Bewerber mit der Realität scheinen somit wesentliche Faktoren für den Ausbildungserfolg und den Branchenverbleib zu sein.

Mit der Ausbildung und dem Betrieb zufrieden

Fast alle befragten Azubis sind mit ihrer aktuellen Berufsausbildung am Bau zufrieden (93,5 Prozent). Ein Viertel von ihnen ist sogar sehr zufrieden (24,8 Prozent). Am meisten zeigen sie sich vom eigenen Ausbildungsbetrieb angetan. So äußern sich fast neun von zehn Azubis positiv über das eigene Unternehmen (89,6 Prozent), gut jeder zweite sehr positiv. Auch die Bauprofis, die ihre Ausbildung bereits vor längerer Zeit abgeschlossen haben, geben im Rückblick ebenfalls positive Bewertungen für die eigene Lehre ab. Die Ausbildung am Bau gelingt vor allem dann, wenn sie umfassend und gründlich ist. Zudem muss die Arbeit auf der Baustelle und mit den Kollegen Spaß bereiten. Die Azubis wollen Kompetenzen und Fertigkeiten erlernen und praktisch anwenden. Die Höhe der Ausbildungsvergütung spielt nicht die primäre Rolle bei der Berufswahl.

Jeder zweite Abbrecher kritisiert seinen Ausbildungsbetrieb

Es wurden aber auch ehemalige Auszubildende befragt, die ihre Bauausbildung abgebrochen haben. Hier zeigt sich: Fast jeder zweite Abbrecher war mit seinem Ausbildungsbetrieb unzufrieden. Die meisten Abbrecher von Ausbildungen kritisieren das Arbeitsklima, die hohe Arbeitsbelastung und ihre Behandlung durch Vorgesetzte und Kollegen. Zugleich bemängeln manche von ihnen ein nicht zufriedenstellendes Ausbildungsniveau in ihren Unternehmen.

Ein Drittel der Aussteiger würde wieder am Bau arbeiten

Die meisten Aussteiger aus der Baubranche qualifizieren sich weiter oder gehen in andere Berufe. Nach persönlichen Gründen für den Ausstieg aus der Baubranche befragt, nennen diese neben Weiterqualifizierung (41,3 Prozent) und Arbeitslosigkeit (30,2 Prozent) Unzufriedenheit mit der Arbeit am Bau (22,2 Prozent) und gesundheitliche Gründe (22,2 Prozent). Aber der Ausstieg aus der Baubranche muss nicht für immer sein: Fast jeder dritte Exbauprofi (31,8 Prozent) mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung äußert Interesse an einer Rückkehr in die Baubranche. Generell verneinen nur 4,5 Prozent der ausgebildeten Exbauprofis eine erneute Berufstätigkeit am Bau.

Strukturen für eine Karriere am Bau

Erst durch die langfristige Bindung ausgelernter Fachkräfte an den Betrieb macht sich die Investition in die Ausbildung bezahlt. Deshalb muss sich die Branche an den Bedürfnissen der Azubis und jungen Facharbeiter orientieren: Neben Jobsicherheit und einem guten Gehalt stehen auch eine zusätzliche Rente sowie Arbeitszeitmodell im Fokus der jungen Menschen.

Zudem setzt der Berufsnachwuchs auf Karriere durch Weiterbildung. Sowohl die meisten Azubis (60 Prozent) als auch die meisten Bauprofis (67,5 Prozent) streben in Zukunft die Meisterprüfung an. 39,5 Prozent der Azubis und 34,7 Prozent der Bauprofis wollen Polier werden. Immerhin 29,8 Prozent der Azubis und 22,9 Prozent der Bauprofis planen, ein Studium aufzunehmen. Und rund ein Viertel plant, sich selbständig zu machen: Während 27,6 Prozent der Azubis für die kommenden zehn Jahre eine Tätigkeit als freier Unternehmer ins Auge fassen, fällt der Vergleichswert der ambitionierten Bauprofis mit 22 Prozent etwas geringer aus.

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