15.03.2012 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Verband Beratender Ingenieure.
Die Scherkondetalbrücke im Weimarer Land in der Kategorie „Straßen- und Eisenbahnbrücken“ und die Blaue Welle, Flöha, in der Kategorie „Fuß- und Radwegbrücken“ sind die Gewinner des am 12. März in Dresden vergebenen Deutschen Brückenbaupreises 2012. Als maßgeblich verantwortliche Ingenieure wurden Dipl.-Ing. Ludolf Krontal und Dipl.-Ing. Stephan Sonnabend sowie Dipl.-Ing. Frank Ehrlicher ausgezeichnet.
Ludolf Krontal und Stephan Sonnabend ist mit der 576,5 m langen Scherkondetalbrücke ein Meilenstein des modernen Eisenbahnbrückenbaus gelungen. Die Brücke setzt in gestalterischer und statisch-konstruktiver Hinsicht Maßstäbe. Die nahezu fugen- und lagerlose Konstruktion ermöglichte ein besonders wartungsarmes und nachhaltiges Bauwerk.*
Eisenbahnbrücke Scherkondetal
Frank Ehrlicher hat die S-förmige Krümmung der 110,6 m langen, „Blaue Welle“ getauften Brücke in Flöha fließend dynamisch den örtlichen Gegebenheiten angepasst. Die Eleganz dieser wirtschaftlich optimierten Lösung und ihre blaue Farbgebung prägen den neuen Bahnhofsbereich Flöha ganz entscheidend.*
Blaue Welle Flöha (Fotos: brueckenbaupreis.de)
Mit den Preisträgern erlebten rund 1.300 Gäste die feierliche Verleihung des Deutschen Brückenbaupreises 2012 im Audimax der TU Dresden. Der Preis, den die Bundesingenieurkammer (BIngK) und der Verband Beratender Ingenieure VBI 2006 erstmals verliehen, wurde in den Kategorien „Straßen- und Eisenbahnbrücken“ sowie „Fußgänger- und Radwegbrücken“ ausgelobt. Neben dem Bauwerk wurden jeweils die beteiligten Ingenieure mit der Preisskulptur ausgezeichnet, deren schöpferische Leistung maßgeblich zum Entstehen des Bauwerks beigetragen haben.
Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) unterstützt und fördert den Deutschen Brückenbaupreis als Schirmherr im Rahmen der Initiative Baukultur. Laudatoren waren der Präsident der Bundesingenieurkammer Dr.-Ing. Jens Karstedt und VBI-Vizepräsident Jörg Thiele.
Der Deutsche Brückenbaupreis wird von BIngK und VBI alle zwei Jahre vergeben, um den Beitrag der Ingenieure zur Baukultur stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Der Preis dient der Auszeichnung kreativer Ingenieurleistungen in der Königsdisziplin des Ingenieurbaus.
Zum Deutschen Brückenbaupreis 2012 waren 37 Bewerbungen eingegangen. Daraus hat die Jury je Kategorie drei Bauwerke nominiert und je ein Siegerbauwerk gekürt. Neben den Preisträgern Scherkondetalbrücke und Blaue Welle, Flöha, nominierte die Jury folgende Bauwerke zum Deutschen Brückenbaupreis 2012: In der Kategorie „Straßen- und Eisenbahnbrücken“ die Niederrheinbrücke Wesel (NRW) und die Sandauer Brücke, Havelberg (Sachsen-Anhalt); in der Kategorie „Fuß- und Radwegbrücken“ die Brücke über den Rhein-Herne-Kanal, Gelsenkirchen (NRW) und die Victor-Neels-Brücke über den Urftsee, Nationalpark Eifel (NRW).
*) Die ausführlichen Begründungen der Jury:
Eisenbahnbrücke Scherkondetal
Ein ästhetisch überzeugendes innovatives Bauwerk und ein Meilenstein des modernen Eisenbahnbrückenbaus für den Hochgeschwindigkeitsverkehr. Genau das ist mit der Brücke über das Tal der Scherkonde im Weimarer Land gelungen, befand die Jury.
Als erste semi-integrale Bahnbrücke der Deutschen Bahn AG setzt sie Maßstäbe sowohl in gestalterischer als auch statisch-konstruktiver Hinsicht. Die nahezu fugen- und lagerlose Konstruktion ermöglichte ein wirtschaftliches und nachhaltiges Bauwerk, das sich zudem wunderbar in die Landschaft einfügt.
Diese im Vergleich zu vielen älteren Bahnbrücken leicht und elegant wirkende Brücke ist Prototyp einer neuen Generation von Bahnbrücken. Bei Entwurf und Realisierung dieses Baus hat die Bahn AG Mut bewiesen und neue Wege eingeschlagen.
Die Jury ist überzeugt, dass die Scherkondetalbrücke auch im internationalen Maßstab ein hervorragendes Aushängeschild innovativer deutscher Ingenieurbaukunst ist.
Die Brücke wurde konsequent und materialgerecht in Betonbauweise durchkonstruiert. Von entscheidender Bedeutung ist die gewählte Pfahlgründung, die einerseits bei Zwangsbeanspruchung nachgiebig ist und gleichzeitig keine wesentlichen Setzungsdifferenzen erwarten lässt.
Der relativ steife, vorgespannte Betonüberbau sorgt dafür, dass die Eisenbahnbrücke den Gleisanlagen ausreichend Stabilität bietet und genügend Widerstand gegen Verformungen aufweist.
Blaue Welle Flöha
Die Jury verleiht der 2010 fertig gestellten 110 m langen Brücke in Flöha den Deutschen Brückenbaupreis 2012, weil mit ihr - technisch und gestalterisch - eine anspruchsvolle Aufgabe in schwierigem städtebaulichen Umfeld hervorragend gelöst wurde.
Das s-förmig gekrümmte Bauwerk, das den Bahnhofsbereich mit einem Naherholungsgebiet verbindet, beeindruckt durch sein ganzheitlich gelungenes Gestaltungskonzept.
Das robuste und wartungsarme dreifeldrige Tragwerk wurde konsequent durchgestaltet und tadellos errichtet.
Die asymetrisch angeordneten Vouten an den Außenradien der Bögen verleihen der Brücke ein markantes fließendes und dynamisches Erscheinungsbild und machen sie zur „perfekten Blauen Welle“. Mit ihrer Farbgebung prägt die Blaue Welle den neuen Bahnhofsbereich Flöhas. Sie wertet ihn gestalterisch auf, ohne ihn zu dominieren.
Durch die Einspannung des Überbaus in die Widerlager wurde eine außerordentliche Schlankheit ermöglicht, ohne dass zusätzliche Maßnahmen zur Schwingungsbegrenzung erforderlich waren.
Das Ingenieurteam um Dipl.-Ing. Frank Ehrlicher hat mit der semi-integralen Balkenbrücke ein beeindruckendes Bauwerk geschaffen, das alle Anforderungen auf ideale Weise erfüllt.
Die Jury sieht in der Blauen Welle „Ingenieurbaukunst vom Feinsten“. Sie prämiert ein Musterbeispiel für sparsames und nachhaltiges Bauen, das gleichzeitig attraktiv und innovativ ist.
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Quelle: Verband Beratender Ingenieure / Bundesingenieurkammer
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