18.11.2015 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Baudienst.
Die sehr hohe Zahl eintreffender Flüchtlinge stellt Städte und Kommunen in ganz Deutschland derzeit vor erhebliche Probleme. Der Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger (BVS) warnt davor, angesichts der akuten Knappheit provisorischer Notunterkünfte aus den Blick zu verlieren, dass auf mittlere und längere Sicht eine noch größere Herausforderung bevorsteht: Die Integration der dauerhaft im Land bleibenden Menschen in den hiesigen Wohnungsmarkt. Dafür braucht es in den kommenden Jahren Hunderttausende neue Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen. Zusätzliche Nettowohnfläche muss vor allem dort geschaffen werden, wo Zuzügler Arbeitsmöglichkeiten vorfinden, also in den wirtschaftlichen Zentren. Gerade dort generiert der freie Markt bislang zu wenig preiswerten Wohnraum. Der regulative, staatlich geförderte soziale Wohnungsbau wurde in der Vergangenheit ebenfalls stark reduziert.
Zur Vermeidung von Obdachlosigkeit und sozialen Verwerfungen ist jetzt ein Umdenken notwendig. Die Politik muss der Wohnungsbauwirtschaft Anreize und Rahmenbedingungen für die schnelle Schaffung preiswerter Immobilien bieten. Dafür muss Bauen wieder billiger werden.
"In den vergangenen Jahren ging die Entwicklung immer nur in die entgegengesetzte Richtung", beklagt BVS-Vizepräsident Diplom-Ingenieur Helge-Lorenz Ubbelohde, öffentlich bestellter und vereidigter Bausachverständiger der IHK Berlin und Leiter des Bundesfachbereichs Bauwesen im BVS. "Die beispielsweise mehrmals, zuletzt 2014, verschärfte Energieeinsparverordnung (EnEV) sowie ausufernde Schallschutznormen und die Einführung von Eurocodes haben das Bauen immer weiter verteuert. Wer preiswerten Wohnraum schaffen will, für den ist das alles nicht mehr bezahlbar und wirtschaftlich darstellbar."
"Wir müssen jetzt darüber nachdenken, Überregulierungen abzuschaffen und überzogene Standards auf ein bezahlbares Niveau wieder abzusenken. Normen sollen das Bauen nicht verkomplizieren, sondern vereinfachen und einen angemessenen Standard definieren", so Helge-Lorenz Ubbelohde.
Der Bundesfachbereich Bauwesen des BVS wird sich im Rahmen des Deutschen Sachverständigentages vom 12. bis zum 13. November in den Tagungsräumen des Westin Leipzig explizit mit der Frage beschäftigen, ob die Baukostensteigerungen durch die Anhebung des Anforderungsniveaus der EnEV effizientes Bauen überhaupt noch zulassen. Auch die Sinnhaftigkeit von Dämm-Maßnahmen als Mittel des Energiesparens kommt auf den Prüfstand. Die Ergebnisse der Fachdiskussionen zu diesen Themen werden in die Abschluss-Resolution des DST mit einfließen.
Auch für die Holzbauindustire sind die Herauforderung ein Thema.
Dramatisch steigende Flüchtlingszahlen werfen immer dringender die Frage nach dauerhaften Wohnräumen auf. Temporäre Lösungen wie Zelte, Container, Turnhallen und Behelfsbauten sind für den nahenden Winter ungeeignet. Solide Unterkünfte in Holzbauweise bieten mit einer schnellen, trockenen Bauweise nachhaltige Lösungen an. In Holzbauweise können zeitnah Wohnsiedlungen, mehrgeschossige Wohngebäude und Aufstockungen ausgeführt werden.
Mehr als siebzig deutsche und europäische Unternehmen der Holzindustrie sind Mitglied in der im Jahr 1957 gegründeten Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V.. Ihre Holzprodukte verarbeiten Zimmereibetriebe bundesweit zu einem hochwertigen sozialen Wohnungsbau, der auch für die Unterbringung von Flüchtlingen vielfältige Potentiale bietet. Holzbauten können mit geringem Aufwand an die sich wandelnden Bedürfnisse der Bewohner oder an Nutzungsänderungen angepasst werden. So entsteht preisgünstiger Wohnraum mit einem angenehmen Wohnklima, der die Anforderungen des Baurechtes, der Energieeinsparverordnung und des Brandschutzes erfüllt.
Die Verbindung von industrieller Vorfertigung und niedergelassenem Handwerk garantiert einen hohen Qualitätsstandard bei einer Bauweise mit geklebten Vollholzprodukten. Passgenau werden Bauteile aus Brettsperrholz, Brettschichtholz, Balkenschichtholz und Furnierschichtholz in einer computergesteuerten Produktion hergestellt und gut verpackt auf die Baustelle geliefert. Die kurze Bauzeit durch vorgefertigte Bauteile und die weniger aufwändige Baustelleneinrichtung bieten erhebliche Vorteile.
Mit Blick auf den Mangel an erschwinglichem Wohnungsraum stellen solide Unterkünfte in Holzbauweise eine viel nachhaltigere Lösung als kurzfristige Behelfsbauten mit baurechtlichen Sondergenehmigungen dar. Bauherren, Kommunen und Investoren, die in einen sozialen Wohnungsbau in qualitativer Holzbauweise investieren, bieten den Flüchtlingen ein neues Zuhause, in dem sie sich wohlfühlen. Langfristig können mit einem durchdachten Städtebau lebendige Wohnquartiere mit attraktiven Sozialwohnungen für Menschen mit Migrationshintergrund wie auch für viele andere Gruppen entstehen.
Informationen und Projektbeispiele zu Wohnräumen in Holzbauweise für Flüchtlinge finden Sie bei der Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V., bei Länderinitiativen wie der Hotline mit Serviceangebot 02962 8029968 des Landesbetriebes Wald-und-Holz-NRW und auf der Webseite des Deutschen Holzwirtschaftsrates e.V.
Quelle: Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V./ BVS
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