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Wie wohnen unsere europäischen Nachbarn?

11.12.2009  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Universität Stuttgart.

Welche innovativen Lösungsansätze erweisen sich als vorbildlich für die Schaffung lebenswerter Stadtquartiere und für das Zusammenleben aller Generationen? Wie können Stadtquartiere, Infrastruktur, Freiräume, Wohngebäude und Wohnungen dauerhaft lebenswert ausgerichtet werden? Diesen Fragen ist ein Team des Städtebau-Instituts der Universität Stuttgart unter Leitung von Prof. Johann Jessen nachgegangen.

Im Rahmen des Forschungsfelds "Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere" das das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) untersucht, fertigten die Wissenschaftler ein Sondergutachten an, das neue quartierbezogene Konzepte im europäischen Ausland vorstellt und analysiert. Die Stuttgarter Forscher trugen umfangreiche Informationen über zwölf bereits realisierte Projekte mit innovativen Ideen für familien- und altengerechte Stadtquartiere aus sieben europäischen Ländern zusammen. Im Fokus stehen dabei Ansätze, die die Nachbarschaft stützen und das Zusammenleben der Generationen fördern. Die Gemeinschaftseinrichtungen im Londoner Bezirk Tower Hamlet (Großbritannien), so genannte Idea Stores, sind beispielsweise eine neuartige Kombination von Bibliothek und anderen Bildungseinrichtungen.


Die Idea Stores in London wurden schnell zu zentralen Treffpunkten.

Insgesamt vier Idea Stores sind bisher in baugleichen neuen Gebäuden untergebracht, weitere sind geplant. Bildung und lebenslanges Lernen sollen hier als Motor der Stadterneuerung dienen. Zugleich stärkt das attraktive Angebot den lokalen Einzelhandel. Mit den Idea Stores gelingt es, auch ein bildungsfernes Publikum anzusprechen. Innerhalb kurzer Zeit sind die Stores für alle (Alters-)Gruppen des Quartiers zu zentralen Treffpunkten geworden. Ihre besondere Architektur macht die Gebäude zu einem Merkzeichen im Quartier, das die meisten Bürger kennen und auf das sie stolz sind. Die Stuttgarter Wissenschaftler halten das Konzept für sehr gut geeignet, um auf Deutschland übertragen zu werden.


Durch neue Freiräume schuf die französische Kommune St. Denis Möglichkeiten für Freizeitangebote.
Fotos: Universität Stuttgart


Ein weiteres Beispiel eines gelungen Konzepts ist die neue Freiraumgestaltung des Quartiers Floréal-Saussaie-Courtille im französischen St. Denis. Mit Problemen, die sich aus sozialräumlichen Segregationsprozessen ergeben, haben fast alle französischen Großstädte zu kämpfen. Um benachteiligte Quartiere aufzuwerten, gestal-ten die Kommunen unter anderem mit gezielten planerischen Maßnahmen Freiräume und Plätze neu. Im Quartier von St. Denis gewann die Kommune durch den Abriss zweier großer Gebäude zusätzliche Freiflächen, auf denen zahlreiche Freizeitangebote eingerichtet werden konnten, darunter eine große, vielseitig nutzbare Rasenfläche, einen Spielplatz, Ruhebereiche und Grillplätze, eine Hundewiese sowie Pflanzbeete für den umweltpädagogischen Unterricht. Das Abbruchmaterial wurde am Sockel eines Hochhauses aufgeschüttet. Jugendliche können nun die leicht geneigten Wege unter anderem zum Skateboard fahren nutzen. Durch die Neuordnung der Verkehrs- und Grünflächen entstand Platz für ein Fußball- und ein Basketball-feld sowie Boulebahnen. Ein von Schülern mit Graffiti gestaltetes Transformatorenhaus ist heute der Jugendtreffpunkt.

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