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Warum wir doch keine Hellseher*innen sind

06.10.2021  — Nele Röder.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Ein neuer Mitarbeiter fängt an. In wenigen Wochen stellt sich heraus: Er ist eine Katastrophe. Als Sie seine Unterlagen erneut durchgehen, fallen Ihnen problematische Stellen auf. Aber war Ihre Entscheidung, ihn einzustellen, damals wirklich falsch? Oder unterliegen Sie jetzt dem Rückschaufehler?

Der Rückschaufehler (auf Englisch: hindsight bias) ist ein systematischer Urteilsfehler. Eine Person glaubt im Nachhinein, etwas gewusst zu haben, was sie nachweislich aber nicht gewusst hat. Ein typischer Satz: Das musste ja so kommen, hab ich doch gleich gesagt. Oder auch: Das war doch absehbar!

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Aber warum halten wir unsere Prognosen für besser als sie sind?

Zunächst besteht natürlich der Wunsch, vor anderen und auch sich selbst gut dazustehen. Das ist normal und auch gesund: Ein positives Selbstbild dient als Basis für psychisches Wohlbefinden. Bei einer Person, die dazu neigt, besonders gut bei Mitmenschen ankommen zu wollen, kann aber dementsprechend auch der Rückschaufehler besonders stark ausgeprägt sein.

Ein weiterer Grund: Wir neigen dazu, die eigene und fremde Fähigkeit falsch einzuschätzen, wenn es darum geht, Ereignisse richtig vorherzusagen. Auch als Laie traut man oft fälschlicherweise seinem Urteil, wenn es um das Einwechseln eines Fußballspielers, den Ausgang einer Wahl oder auch den Börsenkurs geht.

Manchmal vergessen wir auch schlicht die ursprüngliche Prognose. Im Nachhinein erscheint das Geschehen dann sehr leicht vorhersehbar. Womit wir wieder beim Beginn des Textes sind: Das musste doch so kommen. Es kommt zu einer kognitiven Verzerrung – das Gehirn betreibt also Geschichtsfälschung.

Menschen machen Fehler

Das Fiese am Rückschaufehler? Er tritt auch dann auf, wenn man über ihn Bescheid weiß. Dennoch gibt es ein paar Tipps, um ihm zu entgehen. Der erste ist so simpel wie genial: Dokumentieren Sie! Führen Sie ein Entscheidungstagebuch, wenn Sie wichtige Entscheidungen treffen müssen.

Sie sollen zwischen zwei Bewerber*innen auswählen? Schreiben Sie sich den Kontext, die Alternativen, das erhoffte Ergebnis und alle wichtigen Variablen genau auf. Wenn Sie sich unsicher sind, schlafen Sie lieber noch eine Nacht drüber. Zum Teil kann die Stimmung, die Müdigkeit oder die Umgebung unsere Entscheidung stark beeinflussen. Haben Sie Ihre Prognosen und Gedanken sorgfältig dokumentiert, können Sie Ihre Einschätzung später besser nachvollziehen.

Stellt sich dann beispielsweise ein Bewerber als problematisch oder eine finanzielle Entscheidung als unklug heraus, hilft ein Blick in die Notizen. War die Entscheidung zu dem damaligen Zeitpunkt wirklich falsch? Oder hatten Sie damals beispielsweise keinen Zugriff auf Informationen, die Sie jetzt haben?

Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Ihre Wahl war auch damals falsch. Dann hilft nur eins: Den Fehler akzeptieren, daraus lernen und versuchen, in der Zukunft ähnliche Fehler zu vermeiden. Und Möglichkeit zwei: Sie hätten es damals nicht besser wissen können. Das schützt natürlich nicht vor zukünftigen Fehlern, hilft aber Ihrem Gewissen.

Auch abgesehen von speziellen Entscheidungstagebücher helfen eigene oder fremde Notizen dabei, zu erkennen, wie falsch wir bei Prognosen häufig liegen. Das merken Sie auch bereits, wenn Sie sich ältere Nachrichten oder E-Mails ansehen. Haben Sie etwa das Jahr 2021 so eingeschätzt, wie es gekommen ist?

Quellen und Hintergründe:

Bild: Jakob_F (Pixabay, Pixabay License)

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