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Vertrauen in Konjunktur schwindet - Übernahmehunger bleibt

10.05.2016  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Ernst und Young GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Das Vertrauen der Manager weltweit und insbesondere in deutschen Großunternehmen nimmt ab. Dennoch setzen Konzerne weiter auf Übernahmen und Fusionen. Deutschland rangiert dabei unter den Top-Investitionszielen.

Die Zuversicht in der weltweiten Wirtschaft nimmt ab. Insbesondere deutsche Großunternehmen äußern sich aktuell deutlich zurückhaltender zur weltweiten konjunkturellen Entwicklung als noch vor einem halben Jahr. So glauben hierzulande nur noch 22 Prozent daran, dass sich die Weltwirtschaft verbessern wird. Das ist ein deutlicher Einbruch gegenüber dem Oktober 2015, als mit 95 Prozent fast jedes Unternehmen eine Verbesserung der weltweiten Wirtschaftslage erwartete. Weltweit erwarten noch 37 Prozent eine Verbesserung der Weltwirtschaft.

Die Pläne für Übernahmen und Fusionen berührt dies jedoch kaum: Sie bleiben auf hohem Niveau. Sowohl in Deutschland als auch weltweit will genau die Hälfte der Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten Zukäufe tätigen. Das bedeutet zwar jeweils einen leichten Rückgang im Vergleich zu den Rekordwerten aus dem vergangenen Herbst, als weltweit 59 Prozent der Unternehmen zukaufen wollten und in Deutschland 56 Prozent, markiert aber immer noch den dritthöchsten Wert der vergangenen fünf Jahre.

Die tatsächlichen Transaktionswerte erreichten 2015 Rekordniveau. So gaben die Unternehmen weltweit 2,7 Billionen Euro für Fusionen und Übernahmen aus, das entspricht einer Steigerung um 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch in Deutschland stieg das Volumen deutlich – wenn auch nicht ganz so stark – um 12 Prozent auf knapp 127 Milliarden Euro. Damit macht sich ein Trend zu größeren Transaktionen bemerkbar, denn die Zahl der Transaktionen stieg weltweit nur um vier Prozent auf knapp 33.000 und stagnierte in Deutschland sogar bei 1.947 (Vorjahr 1.949).

Der durchschnittliche Transaktionswert liegt damit so hoch wie noch nie: Weltweit ließen sich die Käufer eine Übernahme im Durchschnitt 83 Millionen Euro kosten, in Deutschland gaben sie durchschnittlich 65 Millionen Euro aus.

Das sind Ergebnisse des aktuellen „Capital Confidence Barometer“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY). Basis der Studie ist eine Umfrage unter 1.700 Managern in Großunternehmen weltweit, davon 107 in Deutschland.

„Die Zuversicht insbesondere der deutschen Wirtschaft nimmt ab. Gerade vom Export können die deutschen Unternehmen momentan wenig Impulse erwarten“, sagt Alexander Kron, Partner und Leiter des Bereichs Transaction Advisory Services bei EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „China, Brasilien, Indien, Russland – die einstigen Hoffnungsträger der Weltwirtschaft wachsen inzwischen deutlich moderater oder befinden sich sogar in einer handfesten Krise. Auch die kaum in die Gänge kommende europäische Konjunktur, ein möglicher Brexit sowie die Uneinigkeit in der Flüchtlingsfrage stellen die gesamte EU auf die Probe.“

Das größte Risiko für ihre Pläne sehen die Manager weltweit in der zunehmenden politischen Instabilität: 29 Prozent machen sich deswegen Sorgen. 26 Prozent stufen die erhöhte Volatilität der Währungen und Rohstoffpreise als größtes Risiko ein und 14 Prozent die ökonomische Situation in der Eurozone.

Fünf Prozent erwarten hierzulande wirtschaftliche Verbesserung

Der Binnenmarkt verliert aus Sicht der befragten Manager leicht an Dynamik, die wirtschaftliche Lage wird hierzulande aber auf hohem Niveau bleiben. Zwar sagen nur fünf Prozent der deutschen Manager, dass sich die Wirtschaftslage auf dem Heimatmarkt verbessern wird. Im Oktober gingen noch 69 Prozent von weiterem Wachstum in Deutschland aus. Dafür erwarten nun 87 Prozent eine stabile Entwicklung. Parallel dazu wird die zuletzt dynamische Beschäftigungsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten abnehmen, erwarten die Manager: Nur noch jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) will zusätzliches Personal einstellen, vor einem halben Jahr wollten knapp zwei von drei (64 Prozent) der Unternehmen ihre Belegschaft aufstocken. Weltweit ist die Situation ähnlich: Die Bereitschaft, zusätzliche Jobs zu schaffen, sank von 45 Prozent auf 28 Prozent.

Da die wirtschaftliche Entwicklung weltweit eher moderat sei, konzentrierten sich jetzt viele Unternehmen darauf, ihr Portfolio neu zu ordnen und sich für die Zukunft aufzustellen – dadurch bleibe das Umfeld für Fusionen und Übernahmen positiv, so Kron. Hinzu kämen weitere Faktoren, die den M&A-Markt begünstigten: „Megatrends wie die Digitalisierung oder die Energiewende zwingen die Unternehmen, sich neu aufzustellen und in neue Technologien zu investieren. Mit den nötigen Transformationen ihrer Geschäftsmodelle legen sie den Grundstein für eine weiterhin positive Entwicklung. Für sie ist es oft einfacher, das nötige Know-how über Zukäufe an Bord zu holen, als es mühsam selbst aufzubauen. Aufgrund der volatilen Märkte versuchen Unternehmen zudem, wenig erfolgversprechende Geschäftszweige abzustoßen und sich an anderer Stelle zu verstärken. Das andauernde Niedrigzinsumfeld erleichtert die Finanzierung der Deals. Insofern dürften wir auch weiterhin zahlreiche M&A-Transaktionen sehen.“

Unternehmen gehen von steigendem Deal-Volumen aus – USA beliebtestes Investitionsziel

Die Unternehmen schätzen die weitere Entwicklung auf dem M&A-Markt ebenfalls dynamisch ein. 46 Prozent weltweit und 35 Prozent in Deutschland gehen von einem steigenden Deal-Volumen aus. Nur fünf beziehungsweise sieben Prozent glauben, dass der Gesamtwert zurückgeht.

Beliebtestes Investitionsziel der Unternehmen sind die USA, gefolgt von Großbritannien, Indien und China. Deutschland liegt ebenfalls in der Spitzengruppe auf Platz fünf. Unter deutschen Unternehmen bleibt Deutschland das beliebteste Investitionsziel. Zu den weiteren Top-Destinationen deutscher Unternehmen zählen Großbritannien, Indien, die USA und Frankreich.

Gut jedes vierte Großunternehmen weltweit und in Deutschland plant in den kommenden zwölf Monaten einen Zukauf im Wert von über 250 Millionen US-Dollar. In Deutschland haben zwei Prozent zudem eine Einzelinvestition von über einer Milliarde US-Dollar auf der Einkaufsliste stehen, weltweit sind es sogar sechs Prozent der Unternehmen. Damit geht der Trend zu deutlich größeren Deals weiter. Im Oktober 2015 plante kein einziges deutsches Unternehmen einen Deal über einer Milliarde US-Dollar, weltweit hatten nur zwei Prozent entsprechende Pläne.

Die Deal-Pipeline ist derzeit gut gefüllt. In Deutschland hat ein Konzern derzeit im Schnitt 1,7 Deals kurz vor dem Abschluss. Das sind deutlich mehr als noch vor einem halben Jahr (1,2 Deals). Weltweit ist die Anzahl leicht von 1,7 auf 1,5 zurückgegangen.

EY Capital Confidence Barometer (PDF - 1,3 MB, 17 Seiten)




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