26.08.2024 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: BITKOM - Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V..
46 Prozent der Menschen in Deutschland geben an, mindestens eine Smart-Home-Technologie im Einsatz zu haben. Die Nutzungszahlen steigen damit noch einmal leicht an: 2022 waren es 43 Prozent und 2020 37 Prozent. 2018 hatten erst 26 Prozent Smart-Home-Anwendungen in ihrem Zuhause im Einsatz. Insbesondere Seniorinnen und Senioren stehen Smart-Home-Technologien zunehmend offen gegenüber: Schon 30 Prozent der Menschen zwischen 65 und 74 Jahren nutzen mindestens eine solche Anwendung. Bei den über 75-Jährigen sind es allerdings erst 6 Prozent. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung unter 1.193 Personen in Deutschland ab 16 Jahren, die anlässlich der im September beginnenden IFA im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt wurde.
Online-Seminar
Demnach wird Künstliche Intelligenz auch in Privathaushalten stark an Bedeutung gewinnen: 80 Prozent aller Deutschen zeigen sich perspektivisch offen für KI-gesteuerte Smart-Home-Tools: Die meisten (70 Prozent) können sich die Nutzung von KI bei ihrer Heizung vorstellen, indem diese beispielsweise nicht nur die Wohlfühltemperatur zu verschiedenen Tageszeiten erlernt, sondern dabei auch das Energiesparen berücksichtigt. Eine KI, die vorausschauend etwa Schäden an der Haustechnik erkennt und eine Wartung veranlassen kann, würden 51 Prozent nutzen. Eine KI-Steuerung von Beleuchtung (66 Prozent), Alarmanlage (51 Prozent) oder von Saug- und Wischrobotern (36 Prozent) ist ebenfalls für viele Menschen vorstellbar. „Smart-Home-Anwendungen können das Leben komfortabler, sicherer und energieeffizienter machen. Künstliche Intelligenz wird die intuitive Interaktion mit dem Smart Home dabei nochmals drastisch erleichtern und die Grundlage für völlig neue Dienste und Anwendungen schaffen. Es ist zu erwarten, dass der Smart-Home-Markt durch KI einen echten Wachstumsschub erfährt“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.
Mit Blick auf die aktuelle Verbreitung von Smart-Home-Technologien stehen smarte Lampen und Leuchten an der Spitze, die bereits in 41 Prozent der Haushalte im Einsatz sind (2022: 36 Prozent). Danach folgen mit 36 Prozent smarte Heizkörperthermostate, die vor zwei Jahren noch von 25 Prozent der Deutschen genutzt wurden. Smarte Steckdosen liegen mit 31 Prozent auf Platz drei (2022: 21 Prozent). Das Themenfeld Energie & Klima führt damit das Ranking an. Mehr Komfort in Haus und Garten sind den Deutschen ebenfalls wichtig: In jedem vierten Haushalt (26 Prozent) dreht ein Staubsauer-Roboter seine Runden (2022: 22 Prozent). Nach wie vor 18 Prozent lassen einen Rasenmäher-Roboter im Garten ans Werk. Fensterputz-Roboter (1 Prozent) sind dagegen äußerst selten im Einsatz. 28 Prozent haben ihrem Roboter übrigens einen Namen gegeben. Oft leitet er sich von der Funktion des Roboters ab: Rasimir, Mählanie, Dolly oder Rasenpirat, Staubinator, Hauself, Heinzelmann oder Saugus Rex wurden in der Bitkom-Umfrage als Beispiele genannt.
Eine smarte Video-Überwachung (21 Prozent) sowie smarte Alarmanlagen (18 Prozent) sind jeweils bei rund einem Fünftel im Einsatz - hier gab es im Vergleich zum Jahr 2022 leichte Rückgänge (Smarte Video-Überwachung: 25 Prozent; smarte Alarmanlagen: 24 Prozent). Dabei gilt: Einmal Smart Home, immer wieder Smart Home. Im Schnitt haben Nutzerinnen und Nutzer von Smart-Home-Technologien sieben entsprechende Geräte oder Anwendungen bei sich zu Hause im Einsatz. Offenkundig sind sie weit überwiegend zufrieden damit. Zwei Drittel (69 Prozent) der Nutzerinnen und Nutzer sagen: „Ich will nie wieder in einem Zuhause ohne Smart-Home-Anwendungen leben.“ 69 Prozent sind stolz auf ihr smartes Zuhause.
Die Smart-Home-Tools sind dabei oftmals im gesamten Haus bzw. der gesamten Wohnung verteilt. Die meisten haben sie im Wohnzimmer (54 Prozent) und im Schlafzimmer (47 Prozent) oder im Gartenbereich (42 Prozent) im Einsatz. Esszimmer (28 Prozent) und Küche (25 Prozent) liegen ebenfalls vorn. Bei einem Zehntel der Smart-Home-Nutzerinnen und -Nutzer finden sich Smart-Home-Technologien auch im Kinderzimmer (10 Prozent). Unabhängig davon, welche und wie viele Zimmer es bei ihnen gibt: Ein Drittel (34 Prozent) hat das gesamte Haus bzw. die ganze Wohnung mit Smart-Home-Geräten ausgestattet. Die Sprachsteuerung wird im Smart Home dabei immer bedeutender. Bereits 65 Prozent bedienen ihre Geräte und Anwendungen per Sprachbefehl, vor zwei Jahren waren es noch 55 Prozent. In der Regel wird hierfür ein stationärer Sprachassistent wie Alexa, Google Home u.a. verwendet, wobei mobile Sprachassistenten über das Smartphone oder die Smartwatch ebenfalls eine große Rolle spielen. Fast alle Nutzerinnen und Nutzer von Smart-Home-Tools (90 Prozent) steuern ihre Geräte aber auch per App auf ihrem Smartphone, 44 Prozent per Tablet-App und 28 Prozent über ein smartes Display. 14 Prozent verwenden eine Fernbedienung.
Weshalb rüsten die Menschen ihr Zuhause technologisch auf? Den allermeisten geht es um mehr Komfort und Lebensqualität (78 Prozent), das Energiesparen (69 Prozent) sowie Sicherheit in Haus oder Wohnung (69 Prozent). Von den Älteren ab 65 Jahren sagt aber auch mehr als ein Drittel (37 Prozent), dass sie sich für Smart-Home-Anwendungen entschieden haben, um länger selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben zu können – in den Altersgruppen darunter sind es nur 5 Prozent. „Zuletzt ist die Nutzung von Smart-Home-Geräten bei älteren Menschen messbar vorangekommen“, sagt Rohleder. „Dabei geht es nicht nur um die Entlastung im Haushalt, indem smarte Geräte das Staubsaugen, Rasenmähen oder Fensterputzen übernehmen. Auch kann eine sensorgestützte Orientierungsbeleuchtung Stürze verhindern, Sprachassistenten erinnern an die Medikamenteneinnahme oder Wassersensoren melden, wenn vergessen wurde, einen Wasserhahn zu schließen und die Spüle überläuft.“
Während die Menschen große Vorteile in einer Verbesserung ihrer physischen Sicherheit sehen, so sorgen sie sich mitunter, ob Smart-Home-Anwendungen gleichzeitig auch ein Risiko in der IT-Sicherheit darstellen können. 55 Prozent – und damit mehr als die Hälfte – hat Sorge, dass sie über Smart-Home-Anwendungen überwacht werden. 5 Prozent geben an, ihrerseits Smart-Home-Anwendungen zu nutzen, um Familienmitglieder oder die Nachbarschaft zu kontrollieren. „Das Thema IT- und Datensicherheit spielt für viele Verbraucherinnen und Verbraucher eine bedeutende Rolle“, betont Rohleder. „Wichtig ist, dass beim Kauf nicht nur auf einen möglichst niedrigen Preis, sondern vor allem auch auf Sicherheit geachtet wird. Zertifizierte Produkte und seriöse, vertrauenswürdige Hersteller bieten meist großen Schutz. Wer an der Sicherheit spart, spart an der falschen Stelle.“ In diesem Zusammenhang könnten beispielsweise das IT-Sicherheitskennzeichen des BSI und das TÜV-Siegel „Cyber Security Certified“ eine gute Orientierung liefern. Gleichwohl sind solche Label noch nicht ausreichend bekannt: 96 Prozent der Smart-Home-Nutzerinnen und -Nutzer wünschen sich ein unabhängiges Siegel oder Zertifikat, um eine hohe Sicherheit vor Hacker-Angriffen zu garantieren – und 87 Prozent ein entsprechendes Label, das einen hohen Datenschutz garantiert. 86 Prozent wünschen sich eine möglichst lange Update-Garantie vom Hersteller.
Auch, wer keinerlei smarte Geräte in seinem Haushalt hat, wird häufig von Sicherheitsbedenken abgeschreckt. Mehr als die Hälfte der Nicht-Nutzerinnen und -Nutzer (54 Prozent) fürchtet sich vor Hacker-Angriffen. 43 Prozent haben Angst vor dem Missbrauch ihrer persönlichen Daten und 36 Prozent sorgen sich um ihre Privatsphäre. Vielen sind die Geräte auch zu teuer (31 Prozent) oder die Bedienung erscheint ihnen zu kompliziert (27 Prozent).
Trotz der genannten Sorgen: Bislang hat noch niemand Hacker-Angriffe auf eines seiner Smart-Home-Geräte beobachtet – das gleiche gilt für die Vorerhebung im Jahr 2022. Bei jenen, die selten (25 Prozent), gelegentlich (13 Prozent) oder regelmäßig (8 Prozent) mit Ausfällen ihrer Anwendungen zu kämpfen haben, liegt dies meist an einer Störung der Internetverbindung (77 Prozent). 35 Prozent führen einen oder mehrere Ausfälle ihrer Smart-Home-Anwendungen auf einen Stromausfall zurück und 26 Prozent auf eine nicht näher benannte Störung am Gerät. Bei knapp einem Fünftel (18 Prozent) gab es Probleme bei der zugehörigen App. Eigene Bedienfehler haben bei 12 Prozent schon zu Ausfällen geführt. Bei etwas mehr als der Hälfte aller Nutzerinnen und Nutzer (52 Prozent) hat es noch nie einen Ausfall bei den Anwendungen gegeben.
Wohin steuert das Smart Home in der Zukunft? Neben dem Megathema Künstliche Intelligenz wird das Smart Home aus Bitkom-Sicht vor allem im Bereich Energiemanagement und Energieeffizienz wichtiger. Rohleder: „Smarte Heizkörperthermostate sparen unmittelbar Energie ein. In Verbindung mit Smart Metern, einer Wärmepumpe, smarter Verschattung oder auch einer smarten Gebäudetechnik kann das Potenzial digitaler Technologien nochmals drastisch gesteigert werden.“ Ein großer Teil des Endenergieverbrauchs gehe aktuell für warme Wohnungen und warmes Wasser drauf. „Smarte Tools entlasten auf lange Sicht den Geldbeutel und beschleunigen mit einer gesteigerten Energieeffizienz die Energiewende“, betont Rohleder.
Wichtig sei aber auch, die Anwendung und Vernetzung der Geräte unterschiedlicher Hersteller noch intuitiver zu gestalten. „Plug & Play sollte im Smart Home zum Standard werden“, so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Rohleder. Das helfe gerade auch Seniorinnen und Senioren, sich lange ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Auch müssten die bereits bestehenden Sicherheitszertifikate – etwa das IT-Sicherheitskennzeichen des BSI – bekannter gemacht werden, Hersteller sollten transparent auf ihre Sicherheitsmaßnahmen hinweisen. „Mit automatischen Updates und Patches, die für möglichst lange Zeit gewährleistet werden, lassen sich Smart-Home-Anwendungen gegen äußere Angriffe schützen.“ Dabei sind auch die Nutzerinnen und Nutzer gefragt, etwa wenn es um den Schutz ihres eigenen WLANs geht. Rohleder: „Smart-Home-Anwendungen werden in den kommenden Jahren in mehr und mehr Haushalten zu finden sein. Mit den richtigen Maßnahmen können sie unser Leben bequemer, sicherer und umweltgerechter machen.“
Bild: Max Vakhtbovycn (Pexels, Pexels Lizenz)