26.07.2012 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Unipor.
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Rechtliche Auswirkungen
Als zukünftige neue Norm wirkt sich die DIN 4109 gleichzeitig als anerkannte Regel der Technik auch auf das Privatrecht aus: Denn der Schallschutz als eine privatrechtlich zugesicherte Eigenschaft, über die der Käufer einer Immobilie aufzuklären ist, ist wesentlicher Bestandteil des Kaufgegenstandes. Die signifikant erhöhte Komplexität der Berechnung und besonders die Abhängigkeit der Schallschutzeigenschaften von der Raumgeometrie, macht eine umfangreiche Aufklärung im Sinne des Kauf-, Miet- oder Vergaberechts aufwändig und technisch problematisch. Wandbaustoffproduzenten stehen nun nicht mehr nur für die Dämm-Leistungsfähigkeit ihrer eigenen Wandbauteile gerade, sondern müssen gleichzeitig deren Schutz-Wirkung in einem höchst komplexen Umfeld sicherstellen. Zudem findet die konkrete Raumaufteilung in Neubauwohnungen oftmals erst nach der vollständigen Planung des Gesamtgebäudes statt und ist individuell auf die Wünsche und Bedürfnisse der Käufer angepasst. Diese nachträgliche Planung verändert natürlich auch die Raumtiefen und Stirnflächen der Trenn- und Flankenbauteile. Somit sind seriöse Aussagen über das erzielbare Schallschutzniveau beziehungsweise über die zu verwendenden Baustoffe und Konstruktionen vorab nicht möglich.
Zielsetzung verfehlt
Zielsetzung des vorliegenden Entwurfs für die neue DIN 4109 ist es, „(...) die Prognosen für den baulichen Schallschutz sicherer zu machen, um Nutzern von Gebäuden die zu erwartende Qualität klarer, möglichst erlebbar und fernab akustischer Fachtermini zu beschreiben.“ (2) Das vorliegende Modell erreicht dies nur mit Abstrichen, wie die Ausführungen zeigen. Diese Einschätzung teilt auch der ausgewiesene Experte Wolfgang Moll, der bereits 2011 konstatiert: „Verglichen mit früheren Ausgaben der Norm wird die neue DIN 4109 deutlich höhere Anforderungen enthalten, leider nicht an die bauakustische Qualität von Wohnungen, stattdessen aber an das bauakustische Fachwissen der Anwender.“ (3) Schlimmer noch: Durch die angestrebten Änderungen im Schallschutz verfehlt die Norm ihre eigentliche Aufgabe und negiert sich damit zumindest teilweise selbst. Durch die exorbitante Verschärfung, die mit einer Ausweitung der Schutzbedürftigkeit auf kleine Räume einhergeht, werden neue Technologien und Planungsverfahren notwendig. Somit ist der vorliegende Normungsentwurf nicht mehr länger Abbild der Baupraxis und der anerkannten Regeln der Technik. Damit widerspricht er den Anforderungen und Zielsetzungen an eine Norm in eklatanter Weise. Denn das Ziel einer Norm ist es – baurechtlich gesehen – die allgemein anerkannten Regeln der Technik zu beschreiben. Das heißt: Eine Norm bezeichnet diejenigen Bauregeln, die als theoretisch richtig erwiesen und gleichzeitig in der Baupraxis durchweg anerkannt sind und Anwendung finden.
Ausblick
Vor dem Hintergrund deser Darstellung erscheint es notwendig die DIN 4109 wieder auf die Bemessungsgrundlagen eines bewerteten Bau-Schalldämm-Maßes zurückzuführen. Denn nur bei einer Definition der Dämm-Eigenschaften von Bauteilen sind allgemeingültige Aussagen auch seitens der Baustoffhersteller möglich. Des Weiteren sollte das Attribut der Schutzbedürftigkeit weiterhin nur für Räume zum ständigen Aufenthalt gelten. Eine Änderung der bewährten Praxis würde die Anforderungen an die Hersteller und Planer exorbitant erhöhen, ohne dabei jedoch die Wohn- und Lebensqualität zu verbessern.
Der Autor:
Dr.-Ing. Thomas Fehlhaber ist seit November 2003 Geschäftsführer der Unipor-Ziegel-Gruppe (München). Vor seiner Tätigkeit für die Unipor-Gruppe arbeitete Fehlhaber als Dozent – unter anderem für Bauphysik – an der TH Darmstadt und verantwortete mehrere deutsche Produktionsstandorte eines internationalen Baustoffkonzerns.
Literatur:
(1) Schoch, Torsten: Luftschalldämmung von Mauerwerk – aktuelle Entwicklungen und Trends, in: Mauerwerksbau Aktuell 2012, Berlin, Wien, Zürich: Beuth, 2012.
(2) Schoch, Torsten: Luftschalldämmung von Mauerwerk – aktuelle Entwicklungen und Trends, in: Mauerwerksbau Aktuell 2012, Berlin, Wien, Zürich: Beuth, 2012, D. 37.
(3) Moll, Wolfgang & Moll, Annika: Schallschutz im Wohnungsbau – Gütekriterien, Möglichkeiten, Konstruktionen, Berlin: Ernst & Sohn, 2011, S. 29.
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