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Plusenergiehaus in Berlin

15.11.2012  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Sto AG.

Ein Gebäude, das mehr Energie erzeugt als es verbraucht: Das Effizienzhaus Plus zeigt, dass es möglich ist, Einfamilienhäuser zu bauen, die als kleine Kraftwerke funktionieren. Den Strom liefern Photovoltaik-Anlagen, die nicht nur auf dem Dach, sondern auch an der Fassade montiert sind. Diese erzeugen so viel Energie, dass das Forschungs- und Modellvorhaben auch eine Ladestation für Elektroautos versorgt. Der Nachhaltigkeitsgedanke blickt über das Ende der Nutzungshase hinaus – dann lässt sich das Gebäude komplett recyclen. Derzeit wohnt hier eine vierköpfige Familie.

Durch die vollflächige Glasfassade ihres Wohnzimmers sehen Jörg Welke und Simone Wiechers hinaus in einen kleinen Garten, der von einem vierstöckigen Verwaltungsbau begrenzt wird. Wenn sie mit ihren Kindern das Gebäude auf der Eingangsseite verlassen, stehen sie vor der Berliner Universität der Künste. Schon allein die Lage verrät, dass es sich bei dem temporären Zuhause der Familie nicht um ein normales Wohnhaus handelt: Sie wohnt im Effizienzhaus Plus, einem Bau, der im Rahmen der Initiative „Zukunft Bau“ vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung errichtet wurde.

Der Eingangsbereich ist zugleich Schaufenster und Tankstelle.
Der Eingangsbereich ist zugleich Schaufenster und Tankstelle. Foto: Matthias Koslik / Sto AG

Der Entwurf für das Forschungs- und Modellvorhaben stammt von einer Arbeitsgemeinschaft des Instituts für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Universität Stuttgart mit dem Büro von Werner Sobek. Ziel war es zum einen, ein Haus zu errichten, das über das Jahr mehr Energie produziert als es verbraucht. Zum anderen sollte der Entwurf das Potenzial aufzeigen, welches aus der Verknüpfung von Elektromobilität und energieeffizientem Bauen erwächst: Mit dem Energieüberschuss wird unter anderem ein Elektroauto angetrieben. In einer Prognose liegt der Strombedarf des Hauses samt Ladestation bei etwa 15.400 kWh/a, während der Stromertrag der 16.630 kWh/a betragen soll.

Um diese Werte zu überprüfen, suchte das Ministerium eine vierköpfige Familie als Testbewohner. Noch bis Juli 2013 werden sie in dem etwa 135 Quadratmeter großen Haus wohnen. Dass ihr Zuhause einem Präsentierteller gleicht, wird schon auf der Eingangsseite klar: Als eine Art Schaufenster dient diese dazu, die für den Betrieb des Hauses relevanten technischen Komponenten nach außen ablesbar zu machen. Nicht nur auf dem Dach wird Sonnenlicht in elektrische Energie verwandelt: Die komplette Südwestfassade besteht aus Dünnschicht-Photovoltaik-Modulen, montiert als vorgehängtes hinterlüftetes Fassadensystem mit nicht sichtbarer Befestigung.

Ein Gebäudeautomationssystem bereitet alle gemessenen Daten zentral auf und stellt sie für ein offen programmierbares System zur Verfügung.
Ein Gebäudeautomationssystem bereitet alle gemessenen Daten zentral auf und stellt sie für ein offen programmierbares System zur Verfügung. Foto: Ulrich Schwarz / Sto AG

Um ein einheitliches Erscheinungsbild zu erreichen, ließen die Planer auf der Nordostseite das ebenfalls nicht sichtbar befestigte, vorgehängte hinterlüftete Fassadensystem (StoVentec Glass) mit opaken, schwarzen Glaspaneelen verbauen. Die Eingangs- und Gartenseite prägen transparente Fassaden mit Dreifach-Isolierverglasung. Die vom Haus erzeugte Energie wird unter anderem für die Beleuchtung und den Betrieb der Haushaltsgeräte verwendet, eine Wärmepumpe sorgt für die Erwärmung der Heizung und des Brauchwassers. Doch das Gebäude überzeugt nicht nur durch seine Haustechnik, es ist auch nachhaltig konstruiert: Nach Ende der Testphase kann es abgebaut und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden, am Ende seiner Nutzungszeit lässt es sich vollständig recyclen.

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