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Mieter mit Migrationshintergrund

27.05.2015  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V..

Neue Studie mit Handlungsleitfaden für die Wohnungswirtschaft

Deutschland ist ein Einwanderungsland mit einer zunehmend multiethnisch zusammengesetzten Bewohnerstruktur.

"Jenseits aller gesellschaftlichen Diskussionen und runden Tische spielt sich die praktische Integration in den Quartieren vor Ort ab. Dort werden Chancen und potentielle Konfliktpunkte im Zusammenleben von Einheimischen und Zugewanderten direkt sichtbar", erklärte Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, anlässlich der Veröffentlichung der neuen Studie "Mieter mit Migrationshintergrund" in Berlin. Die Wohnungswirtschaft ist als aktiver Partner der Kommunen vor Ort hier ein wichtiger Gradmesser.

Die Studie, die das GEWOS Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung GmbH im Auftrag des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW erstellt hat, beleuchtet die Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Integration aus der Perspektive der wohnungswirtschaftlichen Praxis. Dazu wurden Wohnungsunternehmer aus ganz Deutschland befragt, die über jahrzehntelange Erfahrungen verfügen. Die Ergebnisse zeigen, was viele Wohnungsunternehmen bereits vor Ort leisten und geben Hinweise darauf, was von der Wohnungswirtschaft und der Politik noch zu tun ist.

Die Studie 'Mieter mit Migrationshintergrund' ist damit auch angesichts der aktuellen Flüchtlingsströme und steigenden Zuwanderungszahlen ein Leitfaden für die Unternehmen, die erstmalig in einem größeren Umfang mit Integrationsaufgaben konfrontiert sind. Sie definiert zehn Erfolgsfaktoren, die bei der Entwicklung funktionierender multiethnischer Nachbarschaften entscheidend sind.

Zehn Erfolgsfaktoren für die Stabilisierung multiethnischer Quartiere

  1. Akzeptanz der Vielfalt auf allen Ebenen der Unternehmensorganisation: Die Grundsätze der Unternehmenskultur mit Werten wie gegenseitigem Respekt, Akzeptanz und Chancengleichheit sollten in allen Bereichen des Unternehmens verbindlich, z. B. in Form eines Leitbildes, festgeschrieben und in der Unternehmenskommunikation verankert werden.
  2. Quartiers- und Sozialmanagement als selbstverständliche Aufgabe der Wohnungswirtschaft: Das Quartiers- und Sozialmanagement sollte weiter ausbaut werden, um die Stabilität in den Quartieren mittel- und langfristig zu sichern.
  3. Systematisches Quartiersmonitoring: Ein systematisches und laufend fortgeführtes Quartiersmonitoring sollte eingeführt bzw. ausgebaut werden und muss als verlässliche Entscheidungsgrundlage aller quartiersbezogenen Maßnahmen dienen.
  4. Mitarbeiter als "Sensoren" direkt im Quartier: Mitarbeiter müssen im Quartier präsent sein. Die Nähe zu den Mietern ist ein Schlüsselfaktor für stabile Nachbarschaften.
  5. Quartiers-Know-how bei Belegungsentscheidungen einbinden: Die vor Ort eingebundenen Mitarbeiter sollten in engem Kontakt zu den Vermietungsmitarbeitern in Belegungsentscheidungen eingebunden werden.
  6. Integrationsmaßnahmen in Quartiersmaßnahmen einbetten: Angebote für Mieter mit Migrationshintergrund sollten nicht als "Spezialmaßnahmen" zur Integration deklariert werden, sondern auf das gesamte Quartier ausgerichtet sein und die gesamte Mieterschaft ansprechen.
  7. Interkulturelle Kontakte fördern: Gute Nachbarschaften können nur entstehen, wenn Bewohner sich untereinander kennen. Daher müssen verstärkt Begegnungsorte geschaffen und gemeinsame Aktionen initiiert werden. Beteiligungsangebote sollten immer niedrigschwellig angelegt sein.
  8. estehende Netzwerke nutzen: Bereits vor Ort tätige Akteure sind in die Planungen miteinzubeziehen und nach Möglichkeit aktiv einzubinden. Die interkulturelle Vielfalt macht auch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Akteuren erforderlich.
  9. Jugend, Bildung und Sicherheit als zentrale Themen: Bildung ist Voraussetzung für eine anschließende Berufstätigkeit und für eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen und kulturellen Leben und damit zentraler Aspekt der Integration. Ansätze der Jugendarbeit im Quartier müssen langfristig angelegt sein, um Vertrauen herzustellen und damit Erfolge sichern zu können.
  10. Öffentlichkeitsarbeit: Dem unberechtigterweise häufig negativen Image von Quartieren mit einem hohen Anteil von Mietern mit Migrationshintergrund durch aktive Öffentlichkeitsarbeit der Stadt und der Wohnungswirtschaft entgegentreten.

"Stabile Nachbarschaften strahlen die Zufriedenheit ihrer Bewohner weit über das Quartier hinaus aus und sind ein entscheidender Faktor für die Attraktivität des Quartiers", so Gedaschko. Eine verstärkte Nachbarschaftsorientierung stelle daher einen zentralen Erfolgsfaktor in der Wohnungswirtschaft dar. Gedaschko forderte die Politik auf, besonders vor dem Hintergrund der wachsenden Zuwanderungszahlen in Deutschland dem Thema Integration einen noch höheren Stellenwert einzuräumen.

"Dazu ist aus Sicht der Wohnungsunternehmen ein einheitliches Vorgehen notwendig. Bisher agieren die Städte integrationspolitisch sehr unterschiedlich. Dieses Problem stellt sich vor allem Unternehmen, die in mehreren Städten gleichzeitig aktiv sind", so Gedaschko. Änderungsbedarf herrsche auch bei der Ausgestaltung der aktuellen Fördermöglichkeiten.

"Die Förderung ist häufig zu knapp bemessen und auf zu kurze Zeitspannen befristet", so der GdW-Chef. Die in der Regel auf drei Jahre begrenzten Fördermaßnahmen stünden vor dem Ende der Förderung, wenn sie gerade gut angelaufen sind. Zu diesem Zeitpunkt sähen sich die Unternehmen jedoch bereits der politischen Erwartung ausgesetzt, die Angebote ohne Förderung weiter vorzuhalten, was jedoch häufig wirtschaftlich nicht umsetzbar sei.


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