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Jedes zweite Fenster ist ein Sanierungsfall

10.04.2017  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Verbraucherzentrale NRW.

Trotz reichlich Doppelverglasungen und Kunststoffrahmen: Ungefähr jedes zweite Fenster in Deutschland ist energetisch veraltet. Die Scheiben lassen unnötig viel Wärme entweichen.

Das erklärte die Verbraucherzentrale NRW am Montag in Wesel zum Start ihrer landesweiten Aktion "Wir blicken durch: Fenster richtig planen". Gemeinsam mit NRW-Klimaschutzminister Johannes Remmel zeigte sie auf einer "Offenen Baustelle", wie Privathaushalte die Chancen einer Fenstermodernisierung erkennen und nutzen können.

"Die energetische Sanierung von Wohnhäusern ist für den Klimaschutz unerlässlich, wirkt aber oft im Verborgenen", sagte Minister Remmel. "Meist geht es dabei um Technik, die im Keller arbeitet oder draußen unter Putz verschwindet. Beim Fenster dagegen wird der Unterschied nach einer Modernisierung ganz direkt erfahrbar. Fenster sind zu jeder Jahreszeit präsent im täglichen Leben der ganzen Familie und auch von außen immer sichtbar. Die Menschen verbinden damit eben nicht nur ihre Energiebilanz, sondern auch Behaglichkeit und Ausblicke, Frischluft und den Schutz vor Lärm, Einbrechern oder Hitze. Hier wird klar, wie effiziente Technik zur Energiewende und zur Verbesserung der Lebensqualität gleichermaßen beiträgt."

Die aktuelle Aktion der Verbraucherzentrale NRW zeigt viele mögliche Vorteile neuer Fenster auf und konzentriert sich dabei auf die Erneuerung der Modelle bis Baujahr 1994. "Unbeschichtete Isolierglasfenster aus den frühen 1990er Jahren sind längst energetische Oldtimer", erklärte Udo Sieverding, Leiter des Bereichs Energie der Verbraucherzentrale NRW. "Die Technik dieser Fenster war schon vorgeschriebener Standard in einer Zeit, in der noch reichlich VW-Käfer unterwegs waren, Elvis‘ letzte Single im Radio lief und fast alle Telefone Wählscheiben hatten: Ab Ende 1977 musste sie eingesetzt werden."

Damals, vor 40 Jahren, trat die erste Wärmeschutzverordnung in Kraft. Sie schrieb erstmals vor, wie viel Wärme durch neue Fenster entweichen darf. Erst 1995 wurden die erlaubten Werte deutlich gesenkt – und danach noch mehrfach. Die heutigen Grenzwerte sind viel niedriger. Der Verlust darf nicht einmal mehr halb so hoch sein wie noch 1994. Die dafür nötige Wärmeschutzverglasung ist im Neubau nun seit gut 20 Jahren Standard. Insgesamt ist aber nur etwa jedes zweite Fenster in Deutschland damit ausgestattet.

"Es ergibt allerdings keinen Sinn, einfach überall die Scheiben mit dem stärksten Wärmeschutz einzubauen", betonte Sieverding. Wenn Fenster nicht auf das gesamte Gebäude abgestimmt seien, drohten Probleme mit Feuchtigkeit und Schimmel. Auch der fachgerechte Einbau sei von großer Bedeutung: "Ein Fenster kann noch so gut sein – wenn es nicht luftdicht eingesetzt wird, dringen Kälte, Feuchtigkeit und Lärm trotzdem ein." Dietrich Bassfeld, Obermeister der Tischlerinnung des Kreises Wesel, stimmte zu und ging ins Detail: "Damit ein Fenster seine Funktionen erfüllen kann, muss die Abdichtung in mehreren, unterschiedlich aufgebauten Dichtebenen vorgenommen werden. Wer hier die falschen Materialien wählt oder Fehler bei der Ausführung macht, verschenkt viel vom Potenzial des neuen Fensters oder riskiert sogar Bauschäden", berichtete er. Die Aufklärung durch die aktuelle Aktion mit vielen lokalen Informationsständen und speziellen Beratungsangeboten sowie der Website www.verbraucherzentrale.nrw/fenster ziele unter anderem auf die Qualitätssicherung beim Einbau ab, erklärte Verbraucherschützer Sieverding.

 

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