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Jedes zweite Unternehmen verfehlt seine Tax Compliance-Ziele

04.02.2020  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: PricewaterhouseCoopers GmbH.

8 von 10 Unternehmen haben noch kein wirksames Tax Compliance Management System (Tax CMS) implementiert. 10 % der Befragten erfüllen Tax Compliance-Ziele noch überhaupt nicht. Das ergibt eine neue PwC-Studie.

Der Reifegrad innerbetrieblicher Kontrollsysteme zur Erfüllung der Steuerpflichten (Tax Compliance Management Systeme, Tax CMS) ist in deutschen und global agierenden Unternehmen häufig noch gering ausgeprägt. Die meisten Befragten in Deutschland haben noch kein Tax CMS-Projekt abgeschlossen. Dies sind zwei der Kernergebnisse einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) zum Stand der Implementierung von Tax Compliance Management Systemen in Unternehmen. PwC hat dazu mehr als 150 Einzelgesellschaften und Konzerne aus 15 Branchen befragt. Die teilnehmenden Unternehmen sind in Deutschland sowie weltweit aktiv und erzielen Jahresumsätze von unter 100 Millionen Euro bis über 10 Milliarden Euro.

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Einführung von Tax CMS in deutschen Unternehmen nimmt Fahrt auf

Setzen Unternehmen ein innerbetriebliches Kontrollsystem zur Erfüllung ihrer Steuerpflichten ein, kann dies ihre Haftungs- und Reputationsrisiken senken. Aber wie ein solches Tax CMS ausgestaltet sein muss, interpretieren Unternehmen, Berater und Prüfer zum Teil sehr unterschiedlich. PwC wollte unter anderem wissen, wie weit die Unternehmen mit der Implementierung sind und ob sich Standards für die Umsetzung bestimmter Tax CMS-Anforderungen herausbilden.

Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen (62 %) beziffern den Reifegrad ihres Tax CMS auf höchstens 50 %. Demgegenüber gehen nur 22 % der Befragten von einem Reifegrad von 70 % und mehr aus. Lediglich ein % der Umfrageteilnehmer sieht sich bei 100 %.

In Deutschland gaben nur 13 % der befragten Unternehmen an, bereits ein Tax CMS-Projekt abgeschlossen zu haben. Marinus Eßer, Partner, Leiter Prozessautomatisierung & Compliance Tax & Legal bei PwC Deutschland, erklärt: „In vielen Unternehmen läuft die Implementierung interner Kontrollsysteme noch zu schleppend. Immerhin haben die meisten die Dringlichkeit inzwischen erkannt und mit der schrittweisen Einführung begonnen.“ So sagten knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen (64 %), dass sie ein Tax CMS-Projekt gestartet haben, und 20 % der Befragten planen, in den kommenden ein bis fünf Jahren ein Tax CMS-Projekt in Deutschland umzusetzen. „Tax CMS ist kein reines Thema der Steuerabteilung, von dieser Auffassung sollten sich die Unternehmen lösen“, erläutert Marinus Eßer.

Tax Compliance ist ein Thema des gesamten Unternehmens. Sie kann nur sinnvoll erreicht werden, wenn die steuerliche Datenqualität bereits an der Quelle sichergestellt wird. Konkret heißt das: Bereits bei der Anbahnung und Erfassung einer Transaktion sollte die Tax Compliance mitgedacht werden. Derzeit ist es häufig eine rückwirkende Fehlersuche der Steuerabteilung – eine aufwendige Detektivarbeit, die stark verringert werden kann.
Marinus Eßer, Partner, Leiter Prozessautomatisierung & Compliance Tax & Legal bei PwC Deutschland

Jedes zweite Unternehmen verfehlt seine Tax Compliance-Ziele

In nahezu allen befragten Unternehmen liegt die Zuständigkeit für das Tax CMS bei der Abteilung Steuern. Allerdings sagt über die Hälfte der Umfrageteilnehmer (52 %), dass sie die definierten Tax Compliance-Ziele bislang nur zu 50 % oder weniger erfüllt – und 10 % meinten, die Ziele bislang noch gar nicht zu erreichen. „Die größte Hürde ist die Verfügbarkeit der personellen und IT-Ressourcen – vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen“, sagt Marinus Eßer.

Nachholbedarf bei DAC 6

Knapp 4 von 10 der befragten Unternehmen (38 %) halten ihren Prozess zur Risikoidentifizierung für gut bis sehr gut geeignet, um alle relevanten, aber nicht zu viele Risiken zu identifizieren. Allerdings berücksichtigt fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer die EU-Regelungen der Directive on Administrative Cooperation 6 (DAC 6), mit der rückwirkende Meldepflichten für grenzüberschreitende Steuergestaltungen eingeführt wurden, bislang noch nicht im Tax CMS.

Verstöße gegen die Meldepflicht können sehr unangenehme Konsequenzen haben. Sie ziehen einen Eintrag im Gewerbezentralregister nach sich, so dass Unternehmen beispielsweise für fünf Jahre von Aufträgen der öffentlichen Hand ausgeschlossen sind.
Marinus Eßer, Partner, Leiter Prozessautomatisierung & Compliance Tax & Legal bei PwC Deutschland

GoBD-Verfahrensdokumentation oft noch lückenhaft

Nachholbedarf haben viele Unternehmen auch beim Nachweis, dass sie die Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff (GoBD) erfüllen. So gaben insgesamt 80 % der Befragten an, dass noch nicht für jedes (45 %) bzw. für gar kein (35 %) steuerrelevantes Datenverarbeitungssystem (DV-System) eine GoBD-Verfahrensdokumentation vorliegt. „Dieses Ergebnis ist sehr bedenklich. Denn es bedeutet, dass 8 von 10 Unternehmen kein im engeren Sinne wirksames Tax CMS nachweisen können“, sagt PwC-Experte Marinus Eßer.

Hohe Relevanz der Umsatzsteuer, Thema Zölle wird unterschätzt

Mit Blick auf die Steuerfachgebiete sehen alle befragten Unternehmen die Umsatzsteuer als hochrelevant an. 18 % haben dafür die Tax CMS-Implementierung bereits abgeschlossen, bei fast zwei Dritteln (63 %) läuft sie aktuell. Beim Thema Zölle zeigt sich hingegen ein durchwachsenes Bild: 50 % der Konzerne und weltweit agierenden Unternehmensgruppen erachten dies als irrelevant für ihr Tax CMS. „Das verwundert, handelt es sich beim Zoll doch rechtlich um eine Steuerart“, sagt Marinus Eßer.

Es ist möglich, dass Unternehmen das Thema Zölle nicht ins Tax CMS integrieren, weil unternehmensintern die Steuerabteilung nicht dafür zuständig ist – oder viele Unternehmen unterschätzen das Thema schlichtweg.
Marinus Eßer, Partner, Leiter Prozessautomatisierung & Compliance Tax & Legal bei PwC Deutschland
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