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Homeoffice: Fluch oder Segen? Sie entscheiden!

10.07.2020  — Matthias Wermke.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Krisen haben eine entscheidende Eigenschaft, die die einen ängstigt, während sie anderen Mut macht. Es ist die Eigenschaft der Veränderung. Denn eine Krise führt dazu, dass der Bereich, den sie betrifft, nie wieder den vorangegangenen Status-Quo erreichen wird.

Dabei ist es erst einmal ganz egal, wie groß oder klein diese Krise sein mag: Eine Ehekrise führt zu einer Scheidung oder neuen Kompromissen, die eines Fußballvereins zum Abstieg oder neuem Personal. So ist es ganz folgerichtig, dass eine Krise, die die gesamte Gesellschaft betrifft, diese auch nachhaltig verändern wird.

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Wird der Zwang zur Tugend?

Welche Veränderungen die Coronakrise als globales Ereignis haben wird, ist kaum abzusehen. Ein Schlagwort, das zumindest in Deutschland vor dem Hintergrund zu noch prominenterer Größe gereift ist, ist das der Digitalisierung.

Der Vorwurf, dass der digitale Wandel hierzulande in den letzten Jahren sträflich verschleppt wurde, ist altbekannt. Doch Corona trieb unzählige Menschen ins Homeoffice und zwang etliche Unternehmen dazu, neue digitale Strategien zu entwickeln, um die Krise zu überstehen. Nun steht die Politik noch mehr als ohnehin schon unter dem Zugzwang, technologische Entwicklungen voranzutreiben – auch um auf wirtschaftlicher Ebene international nicht den Anschluss zu verlieren.

Man kann der Entwicklung durch Corona insofern dankbar sein, den Stein ins Rollen gebracht zu haben. Es ist allerdings darauf zu achten, dass sich daraus keine Lawine entwickelt, die bald nicht mehr zu beherrschen ist. Überstürztes Handeln wäre nicht nur in Bezug auf Datenschutz sehr gefährlich, sondern ebenso auf die Belastungsfähigkeit aller Mitarbeiter*innen.

Chill out or burn out

Das Homeoffice gehörte in den letzten Monaten wohl zu den Entwicklungen, die zu den signifikantesten Folgen der Corona-Pandemie für den Arbeitsalltag gezählt werden können. Während sich die einen darüber gefreut haben mögen, weil es ihnen beispielsweise den lästigen Arbeitsweg erspart oder sie sich daheim besser konzentrieren können, waren andere von der neuen Situation überfordert.

Denn neben all den Vorzügen, die das Homeoffice mit sich bringen kann, kann es die psychische Belastung erhöhen, wie das Ärzteblatt bereits 2019 mitteilte. Hier berief man sich auf eine Studie, der zufolge 73,4 Prozent derjenigen, die vermehrt im Homeoffice arbeiten, erschöpft seien. Bei den Menschen, die dauerhaft im Büro arbeiten, sind es im Vergleich 66 Prozent. Weitere ähnlich hoch ausfallende Ergebnisse zuungunsten des Homeoffices findet man bei Angaben wie Wut, Nervosität oder Reizbarkeit.

So ist es nicht weiter verwunderlich, dass manche Stimmen von einer Burnout-Welle als eine der Folgen der massenhaften Umstellung auf Homeoffice ausgehen. Doch woran liegt das eigentlich?

Abhängen im Homeoffice?!

Die klischeehafte Annahme, die vermutlich besonders in Führungsetagen der Republik für Beunruhigung sorgt, ist doch, dass man im Homeoffice weniger arbeiten würde. Und natürlich: Man kann schwerlich überprüfen, dass sich die Mitarbeiter*innen nach der allmorgendlichen Meldung zum Dienst nicht erst einmal wieder aufs Ohr legen.

Doch das ist keineswegs der Fall: Einer aktuellen Studie der Universität Stanford zufolge steigt das Arbeitspensum im Homeoffice um bis zu 13 %. Ein entscheidender Faktor hierfür ist, dass die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit durch die fehlende physische Trennung nicht mehr vorhanden ist. Und das ist auch gleichzeitig das größte Problem: Denn es wird in der Regel eher zu viel als zu wenig gearbeitet.

Welche Maßnahmen können also getroffen werden, die Vorzüge des Homeoffice zu nutzen, ohne dabei Kontrolle und Struktur zu verlieren?

5 Methoden für ein besseres Arbeiten im Homeoffice

  1. Wie schon festgestellt, ist die fehlende örtliche Trennung eines der Kernprobleme des Homeoffice. So verführerisch auch die Vorstellung sein mag, gemütlich im Bett oder auf dem Sofa zu arbeiten, sollten Sie sich einen bestimmten Bereich in Ihrer Wohnung einrichten, dem Sie innerlich das klare Label „Arbeit“ zuordnen. Wenn möglich sollten Sie diesen Ort auch für keine privaten Tätigkeiten nutzen, um die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit zu verstärken.
  2. Die Möglichkeiten für Kommunikation sind reichhaltig – nutzen Sie sie! Hier bestimmt der Inhalt die Form. Das heißt, wenn es etwas schnell zu klären gibt, dann scheuen Sie sich nicht, die Kollegin auch mal anzurufen. Muss es etwas ausführlicher sein, ist die E-Mail ein probates Mittel. Für vielschichtige Themen, die regen Austausch und vielleicht auch etwas Kreativität erfordern, sind Videocalls der richtige Weg. Und für den kleinen Schnack zwischendurch stehen Ihnen genügend Messenger zur Verfügung.
  3. Viele Menschen klagen über eine zu große Arbeitsbelastung im Homeoffice. Häufig ist das jedoch selbstverschuldet. Denn wer Tastatur und Maus nicht ruhen lassen kann, ist eben selbst schuld. Hier helfen auf der einen Seite klar definierte Arbeits- und Pausenzeiten. Auf der anderen Seite steht jedoch die Disziplin, diese Zeiten auch umzusetzen. Denn jeder noch so gute Plan misslingt ohne die Bereitschaft, ihn auch umzusetzen.
  4. Gerade als Homeoffice-Anfänger*in können einem wegen der noch nicht vorhandenen Struktur manche Aufgabe durchrutschen. Das ist natürlich erstmal zu verzeihen, sollte sich aber möglichst schnell wieder einstellen. Hierbei ist die Erstellung und dauernde Aktualisierung von To-Do-Listen ratsam. Sie helfen Ihnen, in Ihrer neuen Arbeitsumgebung für Routine zu sorgen.
  5. Apropos Routine: Während der Begriff mitunter einen eher faden Beigeschmack hat, hilft Ihnen ein routinierter Tagesablauf dabei, sich klarer zu strukturieren und unnötigem Stress vorzubeugen. Neben dem Ablaufplan Ihrer Tätigkeiten können Sie natürlich auch angenehme Rituale in Ihre tägliche Routine einfließen lassen, z. B. einen kurzen Plausch mit Ihrem Lieblingskollegen um 11 Uhr oder eine kleine Kaffee-und-Kuchen-Pause um 16 Uhr!

Die Digitalisierung stellt uns vor neue Herausforderungen, die erst einmal recht überwältigend wirken und daher auch überfordern können. Stellt man sich jedoch richtig auf die neuen Gegebenheiten ein, erkennt man schnell das große Potenzial dieser Entwicklungen und auch neue Freiheiten, die sich dadurch ergeben.

Bild: energepic.com (Pexels, Pexels Lizenz)

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