03.05.2018 — Moira Frank. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Bei uns in der Redaktion gab es diese Woche Streit um Kreuze – oder genau genommen um Rechtschreibung zu diesem Thema. Es ging nämlich um den Beschluss des bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), dass in Bayern künftig in allen Behörden der bayerischen Staatsverwaltung ein Kreuz zu hängen habe. Direkt nach diesem Beschluss ging Söder los und hing sein erstes Kreuz auf. Oder hängte er es auf?
Das Verb "hängen" gibt es in zwei Formen: einmal als transitives und einmal als intransitives Verb. Anders als ein intransitives Verb kann ein transitives von einem Objekt gefolgt werden, zum Beispiel – wie bei uns in der Diskussion – einem Kreuz. Markus Söder hängte also ein Kreuz auf. Sollte Bayern in der nächsten Zeit wieder im säkularen 21. Jahrhundert ankommen und religiöse Symbole wieder aus den Verwaltungen entfernen, kommt die intransitive Form zum Zug, die kein Objekt nach sich führt: Es hingen Kreuze in den Verwaltungen. Die Verwaltungen sind nämlich keine Objekte, sondern adverbiale Bestimmungen.
Im Plusquamperfekt hatte Söder ein Kreuz an die Wand gehängt (transitives Verb, folgendes Objekt: Kreuz). Dort hat es dann für eine Weile gehangen (Perfekt, intransitives Verb, folgendes Objekt: keins). Bleibt zu hoffen, dass das nicht so lang gewesen sein wird.
Gleichstellungswissen-Thema der Woche: Hin und her, kreuz und quer
Ein Kreuz in allen bayerischen Behörden? Wie ist das mit dem Neutralitätsgebot zu vereinen? Und warum empört sich ausgerechnet die Kirche darüber?
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