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Gemischte Quartiere: Bewirkt räumliche Nähe auch soziale Nähe?

30.10.2014  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung gGmbH.

Mit dieser Frage beschäftigten sich im Oktober Expertinnen und Experten aus sechs europäischen Ländern im Rahmen eines internationalen Workshops

Auf der Grundlage empirischer Forschungsergebnisse und den Erfahrungen aus den einzelnen Ländern diskutierten die Teilnehmenden der Veranstaltung, die vom ILS in Kooperation mit der Montag Stiftung Urbane Räume und dem Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (MBWSV NRW) ausgerichtet wurde, ob die räumliche Nähe in gemischten Quartieren auch zu einer größeren sozialen Nähe sozial, ökonomisch und ethnisch-kulturell unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen beiträgt.

Denn anders als auf rein markt- und bodenpreisgesteuerten Wohnungsmärkten (wie beispielsweise in den USA) zielen die Stadtentwicklungsprogramme verschiedener europäischer Länder auf Maßnahmen zur Stärkung der sozialen Mischung in Quartieren. Hochrangige Forscherinnen und Forscher aus Griechenland, Großbritannien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Polen und Deutschland setzten sich dabei kritisch mit beabsichtigten und unbeabsichtigten Wirkungen sozialer Mischung und dem damit verbundenen Ziel der Stabilisierung benachteiligter Quartiere auseinander. Insbesondere aus England und den Niederlanden wurde auch auf Risiken, wie die Gefahr der schleichenden Verdrängung und Gentrifizierung von bisher benachteiligten Quartieren als einem ungewollten Effekt erfolgreicher Mischungsstrategien hingewiesen. Entwicklungen dieser Art ließen sich auch bei einem gemeinsamen Stadtteilrundgang rund um den Veranstaltungsort, einem Nachbarschaftszentrum, im Düsseldorfer Stadtteil Flingern beobachten.

Der Vergleich nationaler Forschungsergebnisse machte überdies deutlich, dass räumliche Nähe keineswegs automatisch ein Mehr an sozialer Nähe bedeutet und sich verallgemeinernde Aussagen angesichts sehr unterschiedlicher räumlicher und gesellschaftspolitischer Kontexte kaum treffen lassen. Übereinstimmend hoben die Teilnehmenden jedoch hervor, dass die konkrete Ausgestaltung kleinräumiger Orte der Begegnung und hier insbesondere der Kindergärten und Schulen eine zentrale Rolle zur Stärkung sozialer Interaktionen unterschiedlicher Gruppen einnehmen können. Ein wichtiges Thema, dass die ILS-Forschungsgruppe „Sozialraum Stadt“ in ihrem aktuell laufenden Fokusprojekt empirisch weiter vertiefen wird.

Darüber hinaus wird der fachliche Austausch und Dialog über weitere gemeinsame Veranstaltungen und die Verstetigung des internationalen Netzwerkes und Arbeitszusammenhanges intensiviert, um die häufig national dominierte Forschung in diesem Themenbereich stärker international auszurichten und auf eine breitere empirische Basis zu stellen. Noch bis Jahresende führt das ILS in diesem Kontext Interviews in den Hannoveraner Stadtteilen Linden-Nord und der Nordstadt zur Bedeutung des Stadtteils und lokaler Bildungseinrichtungen für Begegnungen und Kontakte unterschiedlicher sozialer Gruppen durch.

 

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