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ESG-Studie: Große Ambitionen, geringer Tatendrang – nur ein Drittel der Unternehmen hat Maßnahmen zur Emissionsreduzierung umgesetzt

20.02.2023  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: PwC.

Nahezu alle befragten Entscheider:innen geben ambitionierte Ziele an. Nur wenigen Unternehmen gelingt es, die ESG-Ziele zu operationalisieren oder qualitativ hochwertige ESG-Daten zur Steuerung der Transformation zu nutzen. Nur eine kleine Gruppe der Befragten – die ESG-Champions (6 Prozent) – transformiert erfolgreich ganze Wertschöpfungsketten, um nachhaltig wettbewerbsfähig zu sein.

Weltweit setzen sich Unternehmen ambitionierte ESG-Ziele, doch nur 6 Prozent realisieren die dafür erforderlichen Maßnahmen in voller Konsequenz. Die meisten Unternehmen (53 Prozent) befinden sich noch in einem relativ frühen Stadium der ESG-Transformation und setzen lediglich grundlegende Maßnahmen wie den Ausgleich von Kohlenstoffemissionen durch CO2-Zertifikate um. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „ESG Empowered Value Chains 2025“, zu der die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC) über 900 Führungskräfte weltweit zum Status quo ihrer ESG-Transformation befragt hat. Die Studie deutet darauf hin, dass viele Unternehmen mit der Umsetzung der teilweise komplizierten und schwierig zu messenden Maßnahmen hadern, wie etwa bei der Neugestaltung von Produkten oder der Verbesserung von Vielfalt und Integration. Eine kleine Gruppe fortgeschrittener Unternehmen, die die Studienautor:innen als ESG-Champions kategorisieren, bemüht sich indes, ESG-Maßnahmen in ihre gesamte Wertschöpfungskette einzubinden, um sich selbst und ihre Lieferanten nachhaltiger und wettbewerbsfähiger zu machen.

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Wachsender Druck von vielen Seiten

Unternehmen stehen unter enormem Druck: Die Auswirkungen von COVID-19 sowie des Krieges in der Ukraine halten an und haben unter anderem Unterbrechungen der Lieferketten, Rohstoffknappheit und eine wachsende Inflation zur Folge. Gleichzeitig werden Unternehmen von Verbraucher:innen, Mitarbeitenden, Investoren und Aufsichtsbehörden immer stärker dazu angehalten, ihr Geschäft so umzugestalten, dass es einer wachsenden Zahl von Umwelt- und Sozialstandards entspricht.

Die ESG-Transformation kann in diesen Zeiten wie eine zusätzliche Belastung erscheinen – die Umstellung ist kostspielig, anspruchsvoll und komplex. Dennoch ist es für Unternehmen von existenzieller Bedeutung, dass sie die ökologischen und sozialen Folgen ihres Handelns kennen und ihre Tätigkeit an ESG-Standards ausrichten. Das gilt insbesondere für Unternehmen mit Kapitalmarktorientierung.

Dr. Hans-Jörg Kutschera, ESG Operations Lead bei Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC

Die Vorteile einer ESG-Pionierrolle sehen auch einige Entscheider:innen in der Studie. Denn wie bei der Digitalisierung sind die Vorteile der Transformation umso größer, je früher sie erfolgt. „Die Vorreiter konnten schnell aus Fehlern lernen und sich weiterentwickeln. Wer gezögert hat, muss jetzt viel investieren, um den Rückstand aufzuholen. Es ist besser, ein ESG-Champion zu sein als ein Mitläufer", so Kutschera.

ESG-Champions setzen auf Tempo, Ganzheitlichkeit und Transparenz

Die Studie zeigt, dass sich die Einstellung gegenüber der Transformation zu ESG-getriebenen Geschäftstätigkeiten als Treiber für Widerstands- und Wettbewerbsfähigkeit stark verändert hat. Eine kleine Gruppe von Champion-Unternehmen (6 Prozent) tätigen unter diesen Vorzeichen hohe Investitionen und verzichten auf kurzfristige Gewinne, um ihr Unternehmen langfristig nachhaltig zu gestalten.

Die ESG-Champions weisen ähnliche Merkmale auf. Sie sind in der Regel größer und haben einen Umsatz von mehr als 3 Milliarden Euro. Sie sind besser darin, Pläne zu machen, sie mit konkreten Maßnahmen zu untermauern und sie langfristig zu verfolgen.

Stefan Schrauf, EMEA Operations Lead bei PwC Deutschland

ESG-Champions verfügen über detaillierte, kurz- und langfristige Roadmaps, die die meisten ihrer Wertschöpfungsketten abdecken. Außerdem haben sie einen umfassenden Überblick hinsichtlich der Menschenrechtsrisiken in ihren Wertschöpfungsketten sowie robuste, produktspezifische Standards für Bereiche wie den Tierschutz oder die Rohstoffbeschaffung. Mehr als 70 Prozent ihrer Produkte und Dienstleistungen stehen im Einklang mit ESG-Zielen. Sie haben ESG-Ziele und KPIs, die mit den Unternehmenszielen verknüpft und auf die operativen Funktionen heruntergebrochen sind, sowie einer regelmäßigen Überwachung unterliegen. 81 Prozent der Champions richten ihre Geschäftsmodelle in erheblichem Maße neu aus, indem sie beispielsweise auf zirkuläre Geschäftsmodelle umstellen oder ihr Produktportfolio an die ESG-Ziele anpassen. Im Vergleich dazu tun dies nur 15 Prozent der anderen Unternehmen.

ESG-Champions sind darüber hinaus auch bei der Digitalisierung weiter und verfügen über ein höheres Maß an Datentransparenz und -zugänglichkeit. 81 Prozent geben an, dass ihre ESG-Daten vollständig verfügbar sind und für die Entscheidungsfindung genutzt werden. Zum Vergleich: Nur 13 Prozent der Unternehmen abseits der Champions behaupten das von sich.

Es scheint, dass ESG-Champions auch widerstandsfähiger sind, wenn sie mit ESG-Herausforderungen konfrontiert werden. Im Durchschnitt geben die Champions 25 Prozent seltener an, dass Herausforderungen wie Kosten, Zugang zu Daten und unklare geschäftliche Auswirkungen die Umsetzung behindern.

Stefan Schrauf, EMEA Operations Lead bei PwC Deutschland

Die Vorreiter sind nach Stefan Schraufs Einschätzung deutlich weniger von Problemen betroffen, die anderen Unternehmen große Sorgen bereiten, darunter etwa unzureichende Unterstützung durch das Top-Management, fehlende ESG-Strategien und unklare Zuständigkeiten. Während diese Herausforderungen rund ein Viertel der Befragten bestätigte, führten in der Gruppe der Champions nur 13 Prozent diese Aspekte als Problem an. Die größte Sorge der ESG-Champions ist der unzureichende Zugang zu Daten.

Fortgeschrittene Digitalisierung beschleunigt die nachhaltige Transformation

Die meisten Unternehmen geben an, dass unzureichende IT-Infrastrukturen, ein Mangel an digitalen Lösungen und ein eingeschränkter Datenzugang zu den wichtigsten ESG-Herausforderungen gehören. Weil sich die digitalen Fähigkeiten vieler Unternehmen noch in der Entwicklung befinden, sind diese Ergebnisse nur wenig überraschend. So haben aktuelle PwC-Untersuchungen gezeigt, dass sich 64 Prozent der Unternehmen aus der industriellen Fertigung noch in der Anfangsphase der digitalen Transformation befinden.

Die Studie veranschaulicht, dass ein hohes Maß an Digitalisierung für die Umsetzung von ESG-Maßnahmen unerlässlich ist – insbesondere im Hinblick auf die dafür notwendigen Daten. Diese müssen überall im Unternehmen zuverlässig und zugänglich sein, um Auswirkungen und Aktivitäten effektiv überwachen, verfolgen und steuern zu können. Hier setzen die Vorreiter in der Regel auf moderne IoT-Lösungen, um Umwelt-KPIs in Echtzeit zu messen und den ökologischen Fußabdruck ganzer Fabriken sowie einzelner Maschinen und Produkte zu ermitteln. Darüber hinaus können Analysen helfen, den Energieverbrauch vorherzusagen. Technologie ist zudem der Schlüssel für eine ESG-fokussierte Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden entlang der gesamten Wertschöpfungskette und unerlässlich, um die wachsenden Berichtspflichten zu erfüllen. Lücken in der Digitalisierung führen so schnell zum Rückstand im Wettbewerb.

Kluft zwischen Vorreitern und Nachzüglern

Die Ergebnisse der Studie untermauern die These, dass sich eine Kluft zwischen den Vorreitern und den Nachzüglern bildet. Während die einen schnell handeln und ESG-Standards auf breiter Basis umsetzen, fallen diejenigen, die sich lediglich auf das Minimum verständigen, weit zurück. ESG-Champions konzentrieren sich auf Bereiche wie fortschrittliche Nachverfolgung oder die Lieferantenzusammenarbeit und verbessern so ihre gesamte Wertschöpfungskette. Die Folge: Für Unternehmen, die diese Maßnahmen nicht ergreifen, wird es zunehmend schwieriger, im Wettbewerb zu bestehen.

Während die ESG-Transformation die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen aufgrund steigender Kosten kurzfristig beeinträchtigen kann, überwiegen langfristig die Vorteile. Dazu gehören mehr Transparenz in den Lieferketten, niedrigere Energiekosten, geringere Materialkosten, Innovationsvorsprung und damit einhergehend ein gesteigertes Interesse der Investoren. Unternehmen, die hinterherhinken, werden diesen Vorsprung möglicherweise bald nicht mehr aufholen können.

Dr. Hans-Jörg Kutschera, ESG Operations Lead bei Strategy&

Lesen Sie dazu auch: ESG-fähige Wertschöpfungsketten 2025 – Große Ambitionen, langsame Umsetzung

Bild: pixabay (Pexels, Pexels Lizenz)

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