06.08.2020 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Institut für Wärme und Oeltechnik e. V. (IWO).
Gerade im Verkehr und in der Wärmeversorgung sind es heute noch immer fossile Energieträger, die den Großteil des Bedarfs stemmen. Rund 98 Prozent aller Pkw werden laut Kraftfahrt-Bundesamt deutschlandweit mit Benzin oder Diesel betrieben. „Hinzu kommen fast 19 Millionen Heizungen, die mit Erdgas oder Heizöl laufen“, erklärt Adrian Willig vom Hamburger IWO-Institut. „Verkehr und Wärmesektor komplett auf eine direkte Stromversorgung umzustellen, wäre eine kaum zu leistende und vor allem sehr kostspielige Mammutaufgabe“. Doch dies sei auch nicht notwendig. „Neben einer zunehmenden Elektrifizierung werden wir künftig auch alternative Brennstoffe benötigen. Es geht nicht um ein Entweder-oder. Wir brauchen beides“, so Willig.
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Ein Beispiel: Selbst wenn es gelingen sollte, wie von der Bundesregierung geplant, bis zum Jahr 2030 zehn Millionen E-Fahrzeuge hierzulande auf die Straßen zu bringen, wird es dann noch rund 35 Millionen Autos mit Verbrennungsmotor geben. „Auch für die benötigen wir klimaschonende Lösungen, zumal die Anschaffung eines E-Autos oder der Umstieg auf den öffentlichen Verkehr für viele Menschen noch keine ernsthafte Option ist“, betont Willig. Aus diesem Grund wird derzeit intensiv an CO2-armen und CO2-neutralen flüssigen Kraft- und Brennstoffen gearbeitet. Für deren Herstellung gibt es verschiedene Verfahren und Rohstoffe. Die Gemeinsamkeit: Sie alle kommen ohne fossiles Öl aus, können mit konventionellen Kraftstoffen kombiniert und in der bereits bestehenden Anwendungstechnik eingesetzt werden.
„Biomassebasierte Produkte werden bereits heute konventionellen Energieträgern beigegeben. Für die Zukunft geht es um die Herstellung weiterer Alternativen aus unterschiedlichen regenerativen Quellen, dabei wird eine Nutzungskonkurrenz zu Agrarflächen oder Nahrungsmitteln bewusst vermieden“, erklärt Willig. „Aufgrund des absehbar großen Bedarfs werden auch synthetische Energieträger auf Basis von grünem Wasserstoff, sogenannte E-Fuels, benötigt.“ Alternative Kraft- und Brennstoffe haben vor allem in flüssiger Form eine wesentlich höhere Energiedichte und lassen sich deutlich einfacher speichern und transportieren. Das ermöglicht auch Importe aus den verschiedensten Weltregionen.
„Auch im Gebäudebereich könnten diese ‚Future Fuels‘ zum Einsatz kommen“, meint Willig. „In vielen Häusern mit einer Ölheizung liegen die Hürden für den kompletten Umstieg auf eine andere Technologie sehr hoch. Doch der ist zum Erreichen der Klimaziele auch nicht zwingend notwendig.“ Durch Heizungsmodernisierungen mit Brennwerttechnik und Maßnahmen an der Gebäudehülle könnte die Energieeffizienz bereits stark verbessert werden. Ein weiterer Schritt sei die direkte Einbindung erneuerbarer Energien, wie etwa Solarkraft, in Form von Hybridheizungen. „So lässt sich der Brennstoffbedarf bereits deutlich reduzieren“, berichtet Adrian Willig. „Für die Restmengen könnten dann CO2-neutrale ‚Future Fuels‘ genutzt werden, die das fossile Heizöl zunehmend ersetzen. Dass das praktisch umsetzbar ist, zeigen heute schon IWO-Modellprojekte.“ Für einen Markthochlauf solcher alternativen flüssigen Energieträger bedarf es jetzt geeigneter Rahmenbedingungen seitens der Politik.
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