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Energieeffiziente Modernisierung eines Wohnhauses in Stuttgart

07.01.2010  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Zukunft Altbau.

Ausgezeichnete Energiesparmaßnahme // Keine fossilen Energieträger mehr nötig // Energiekosten sanken auf ein Fünftel

Familie Bisanz aus Stuttgart hat ihr Haus zum Effizienzhaus umgebaut. Holz und Sonne decken den Wärmebedarf, das Erscheinungsbild des Altbaus aus dem Jahr 1929 blieb erhalten. Jetzt wurde die Energiesparmaßnahme mit einem Preis der Europäischen Union prämiert.

„Wir wollten ein Vorzeigeobjekt mit maximaler Energieeffizienz und regenerativer Energieerzeugung verwirklichen“, sagt Carsten Bisanz. „Das war unser Anspruch.“ Der 40jährige Familienvater steht vor dem liebevoll sanierten Altbau im Garten und zeigt auf die energetischen Neuerungen. „Eine Dämmung an den Außenwänden senkt den Wärmebedarf. Die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung verstärkt diesen Trend. Der Lüftungsschlitz verbirgt sich hinter dem holzverschalten Anbau.“ Den Restbedarf an Energie liefern CO2-neutral eine thermische Solaranlage auf dem Dach und, von außen unsichtbar, die Pelletheizung im Keller.

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(Bild: BMVBS)

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Ein weiteres Sanierungsmotiv nennt Dagmar Isermann, die Frau an der Seite von Carsten Bisanz: „Unsere Kinder sollen in dem Bewusstsein aufwachsen, dass erneuerbare Energien für eine zukunftsfähige Energieversorgung im Haus notwendig sind. Besonders wichtig sind außerdem hohe Energieeinsparungen. Denn die beste Energie ist die, die wir erst gar nicht benötigen“, betont die Mutter von Nelly, Hauke und Lukas.

Um das zu erreichen, war eine umfassende Sanierung ihres Altbaus dringend nötig. Kleine Grundrisse, alte kalte Bäder, eine nicht in den Wohnraum integrierte Küche und dunkle Flure waren nicht das, was sich die Familie wünschte, als sie 2004 das Haus kaufte. „Da ich selbst Gebäudeenergieberater bin und Haustechnik im Wohnbau plane, entschlossen wir uns, die Sanierung selbst in die Hand zu nehmen“, so Bisanz.

Der Erfolg gibt der Familie Recht. Warme Wände und allzeit frische Luft bei einem Energiebedarf von nur noch einem Viertel ist das Ergebnis der Sanierung. Benötigte der Altbau vorher 295 Kilowattstunden Endenergie pro Jahr und Quadratmeter, sind es nun noch 26 Prozent oder 76 Kilowattstunden. Die Heizkosten sind sogar auf gut 20 Prozent gefallen: Die Familie zahlt nach Umsetzung der Energieeffizienzmaßnahmen 45 Euro monatlich. Vorher waren es 210 Euro. Das überzeugte auch die Juroren des Wettbewerbes „Energieeffizienz und gute Architektur“ der EU und des Umweltministeriums Baden-Württemberg. Sie prämierten auf dem Energietag Baden-Württemberg im September den erneuerten Altbau.

Wie gut das Ergebnis wirklich ist, zeigt ein Vergleich. „Bezogen auf die damals gültige Energieeinsparverordnung 2007 hat das Haus einen 40 Prozent geringeren Energiebedarf als ein Neubau“, bestätigt Claudia Rist von Zukunft Altbau, dem Landesprogramm des Umweltministeriums. „Und das, obwohl es bereits 80 Jahre alt ist.“ Für Häuser dieser Generation sei Energiesparen prinzipiell kein Problem. Nachhaltige Energiekonzepte gäbe es praktisch für jedes bestehende Gebäude, so die Energieexpertin.

Der Anteil nicht sanierter Häuser ist gewaltig: 70 Prozent der 2,2 Millionen Wohngebäude im Südwesten wurden vor über 30 Jahren errichtet und sind energetisch in einem schlechten Zustand. Noch. Denn neue gesetzliche Regelungen wollen dieses Potenzial jetzt nutzen und setzten verschärft auf Energieeinsparung.

Seit Oktober 2009 gilt die novellierte Energieeinsparverordnung EnEV 2009. Gesamtsanierungsmaßnahmen im Altbau werden künftig im Vergleich zur alten Regelung rund 30 Prozent mehr Primärenergie einsparen. Auch das Erneuerbare-Wärme-Gesetz in Baden-Württemberg will seit 2010 mehr Energieeffizienz. Das Landesgesetz sieht vor, dass zehn Prozent des Wärmebedarfs von bestehenden Wohngebäuden künftig über erneuerbare Energien abgedeckt sind. Ersatzweise ist auch eine Wärmedämmung möglich, wenn dadurch der Energieverbrauch erheblich sinkt.

Der Bedarf nach energieeffizienten Sanierungen wird künftig weiter steigen, schätzen deshalb Experten. Bei der Stuttgarter Familie ist dieses Bedürfnis seit nunmehr fünf Jahren gedeckt. Beispiel Dämmung: 20 Zentimeter Dämmung der Außenwand stellen auch bei einem Altbau kein Problem dar. „Um tiefe Dämmleibungen zu vermeiden, wurden die Fenster vom Mauerwerk nach außen in die neue Dämmebene gesetzt“, berichtet Dagmar Isermann. „Für gute Luft sorgt dann die Lüftungsanlage, auch morgens im Schlafzimmer, ohne dass wir die Fenster öffnen müssen.“ Die Anlage verhindert auch Schimmelbildung, da sie die Feuchte im Haus nach Draußen transportiert. Gleichzeitig sinken die Energiekosten, da die Wärme der Abluft größtenteils wieder in das Haus zurückgeführt wird.

Die Solarthermieanlage liefert in der heizungsfreien Zeit von Mai bis September so viel Warmwasser, dass der Pelletkessel komplett abgeschaltet bleibt. „Die Sonne erwärmt das Duschwasser“, weiß der 13jährige Sohn Hauke. „Auch Waschmaschine und Spülmaschine bekommen das Warmwasser vom Dach.“ In der kalten Jahresszeit heizt die automatische Pelletsanlage das Wasser und die Räume. Der Kessel steht im Keller, der Vorratsspeicher für die kleinen Holzpresslinge auch. Der Brennstoff für die Heizung kommt aus der Region, ist klimafreundlich und kostet weniger.

So gut das Ergebnis ist, auf dem Weg dahin mussten die Beteiligten einige Hürden nehmen, gibt Carsten Bisanz zu. So wurden trotz detaillierter Planung schwer zugängliche Bereiche ungenügend gedämmt und mussten nachgebessert werden. Auch die luftdichte Hülle, die bauliche Voraussetzung für die Lüftungsanlage, benötigte eine mehrfache Schulung der Handwerker. Doch am Ende wurden die gesetzten Ziele erreicht.

Die Sanierung lohnt sich auch finanziell, bekräftigen beide Eheleute. „Die Mehrkosten für die energetische Sanierung betrugen 75.000 Euro – der Staat hat davon 13.400 Euro übernommen“, so Bisanz. „Rechnet man die gesunkenen Heizkosten, den gestiegenen Immobilienwert und künftige moderate Heizpreissteigerungen hinzu, haben sich die Kosten in spätestens 15 bis 18 Jahren amortisiert“, freut sich Isermann. Danach spart die Familie rund 2.000 Euro Heizkosten pro Jahr.
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