22.03.2018 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: PricewaterhouseCoopers AG.
Bis 2020 gehen die Befragten demnach von einem Wachstum von durchschnittlich 2,9 Prozent pro Jahr aus, welches vor allem auf die gute gesamtwirtschaftliche Lage und weiterhin günstige Finanzierungsbedingungen zurückzuführen ist. Allerdings drohen die sehr guten wirtschaftlichen Aussichten den Blick auf ein Kernproblem der Branche zu verdecken: Beim Thema Digitalisierung hinkt die Bauwirtschaft deutlich hinterher.
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Bislang nutzt nur knapp jedes zehnte deutsche Bauunternehmen Building Information Modeling (BIM), also die vollintegrierte digitale Planung, Visualisierung und das Management von Bauprojekten. Und das, obwohl die befragten Führungskräfte digitale Prozesse als durchaus vorteilhaft ansehen: Neben Zeit- und Kostenersparnis spricht insbesondere eine erhöhte Flexibilität für die Nutzung von BIM. Mehr noch: Würde das neue Verfahren auf breiter Flur eingesetzt, könnte die deutsche Baubranche laut Einschätzung der Befragten sogar mit einem zusätzlichen Wachstumsimpuls von rund drei Prozentpunkten pro Jahr rechnen.
„Obwohl die Vorteile von Building Information Modeling auf der Hand liegen, schrecken viele Unternehmen vor Investitionen in ihre digitalen Fähigkeiten zurück. Damit verzichten sie nicht nur auf ein erhebliches Wachstumspotenzial, sondern drohen mittelfristig auch ihre digitale Zukunft aufs Spiel zu setzten.“ – Ralph Niederdrenk, Partner und Leiter der Deals Strategy Group bei PwC in Deutschland
In der Tat macht sich der geringe Digitalisierungsgrad nicht nur bei den Wachstumserwartungen bemerkbar, sondern auch bei der Produktivität. Laut Zahlen des statistischen Bundesamtes konnte die deutsche Baubranche seit 2010 einen Produktivitätszuwachs von lediglich 2,8 Prozent verzeichnen, während beispielsweise die Informations- und Kommunikationsbranche ihre Produktivität im gleichen Zeitraum um knapp ein Viertel verbessern konnte.
Die einzelnen Sektoren der deutschen Bauwirtschaft werden laut der Studie unterschiedlich stark von der Einführung digitaler Prozesse betroffen sein. So werden etwa Unternehmen, die baunahe Dienstleistungen erbringen oder Gebäudetechnik bereitstellen, ihre Geschäftsmodelle deutlich stärker an neue, digitale Realitäten anpassen müssen als etwa die Baustoffbranche. Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass sich einzelne Unternehmen der Digitalisierung gänzlich entziehen könnten. „Building Information Modeling sorgt nicht nur für mehr Transparenz in immer komplexeren Bauprojekten, sondern reduziert auch die Reibungsverluste zwischen den Gewerken“, so PwC-Experte Niederdrenk. „Wer in der digitalen Arena nicht mitspielen kann, wird es in Zukunft schwer haben – gerade bei öffentlichen Aufträgen. Denn mit der Initiative „planen-bauen-4.0“ drängt auch die Bundesregierung auf eine schnellere Digitalisierung der Branche.“
Das größte Wachstum mit durchschnittlich 4,2 Prozent pro Jahr erwarten die Befragten im Wohnungsbau. Damit haben die Erwartungen für diesen Sektor im Vergleich zur Befragung aus dem Jahr 2016 (3,6 Prozent pro Jahr) noch einmal spürbar zugelegt. Auch der gewerbliche und der öffentliche Bau werden mit jeweils 2,2 Prozent pro Jahr kräftiger wachsen als zuletzt erwartet. Die Erwartungen an die öffentlichen Bauvorhaben haben sich damit im Vergleich zur letzten Befragung sogar mehr als verdoppelt. Am stärksten von dieser Entwicklung profitieren werden der Hoch- und Tiefbau, Baustoffunternehmen sowie Anbieter von Gebäudetechnik. „Die Stimmung in der deutschen Baubranche ist ausgesprochen gut“, so Ralph Niederdrenk. „Auch wenn steigende Zinsen das Wachstum gerade im Wohnungsbau verlangsamen könnten, ist ein Ende des Baubooms nicht in Sicht.“
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